Bern bereit, die Digitalsteuer abzuschaffen

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Während in den USA hängige parlamentarische Initiativen die Einführung einer Digitalsteuer fordern, hat der Bundesrat in seinem Vertragsentwurf dem Vernehmen nach bereits darauf verzichtet.

Jeder Versuch, die amerikanischen Technologiegiganten zu regulieren, verärgert Trump.
Laut Quellen, die der Sache sehr nahe stehen, hat der Bundesrat im digitalen Bereich bereits erhebliche Zugeständnisse gemacht, um Donald Trump zu beschwichtigen, berichtet die NZZ am Sonntag. Der Entwurf des Zollabkommens mit den USA enthält ein Kapitel 4 mit dem Titel „Digitaler Handel und Technologie“. Darin wird festgelegt, dass die Schweiz auf die Einführung einer Digitalsteuer verzichten wird. Dies ist eine höchst symbolische Geste, da die Freiheit der amerikanischen Tech-Giganten eine der Säulen von Donald Trumps Handelspolitik ist und jeder Versuch einer Regulierung oder Besteuerung den Zorn Washingtons auf sich zieht.
Allerdings fordern derzeit mehrere parlamentarische Vorstösse eine solche Steuer, wie das Wochenmagazin betont. Franziska Ryser (Grüne/SG) hat in der Kommission für Wirtschaft und Gebühren (WKO) einen entsprechenden Vorstoss eingebracht. Die Nationalrätin zeigt sich «überrascht», dass Bern sich international zu einem im Parlament noch hängigen Thema engagiert: «Die Schweiz darf sich nicht einschüchtern lassen. Die Tech-Giganten sind Trumps Oligarchen.»
Ganz anders sieht es das Bürgertum: Nationalrat Marcel Dobler (FDP/SG) meint: «Unabhängig vom Zollstreit wäre eine neue Digitalsteuer ein schwerer Fehler.» Sie würde unsere Volkswirtschaft benachteiligen und Dienstleistungen für die Konsumenten verteuern. Nationalrat Franz Grüter (SVP/SG), selbst IT-Unternehmer, sieht das ähnlich. Ihm zufolge würde eine Digitalsteuer «erhebliche Ablehnung seitens der USA» hervorrufen und wäre «aus taktischer Sicht zwangsläufig kontraproduktiv».
Ein US-Berufungsgericht erklärte am Samstagabend die meisten von Donald Trumps Zöllen für illegal und gab damit der Schweiz neue Hoffnung. Rahul Sahgal, Direktor der Schweizerisch-Amerikanischen Handelskammer, sieht darin in einem Interview mit der NZZ am Sonntag eine Schwächung der Verhandlungen Washingtons und eine Chance, den Bern auferlegten Aufschlag von 39 Prozent zu senken. Richard Baldwin, Professor für internationale Wirtschaft an der IMD Business School in Lausanne, ist jedoch vorsichtiger: Donald Trump, ein Pragmatiker, werde andere Wege finden, den Druck aufrechtzuerhalten.
20 Minutes