Gesundheit. Autismus: Akupunktur, Musiktherapie... Sind diese ergänzenden Therapien wirksam?

Eine französische Studie, die wissenschaftliche Arbeiten zum Nutzen komplementärer Medikamente für Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen – von Akupunktur über Musiktherapie bis hin zur transkraniellen Stimulation – zusammenfasst, kommt zu einem enttäuschenden Ergebnis: Der Mangel an ausreichenden Beweisen spricht nicht für ihre Wirksamkeit und Sicherheit.
Eine französische Studie kommt zu dem Schluss, dass „komplementäre, alternative und integrative“ Medikamente bei der Behandlung von Autismus unwirksam sind. Dies ist ein wichtiges Thema, da diese Interventionen unter autistischen Menschen weit verbreitet sind und bis zu 90 % von ihnen mindestens einmal im Leben darauf zurückgreifen.
Allerdings reichen die verfügbaren Belege noch nicht aus, um ihre Wirksamkeit und Sicherheit zu bestätigen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass sie vermieden werden sollten, wenn die Person oder im Falle eines Kindes ihre Eltern persönlich einen Nutzen aus der Anwendung dieser Medikamente gezogen haben.
Eine strenge wissenschaftliche BewertungForscher der Universitäten Paris-Nanterre und Paris-Cité führten eine Überprüfung von 248 Metaanalysen durch. Sie bewerteten 19 Interventionen (körperliche Aktivität, Akupunktur, Tiertherapie, Diäten und Nahrungsergänzungsmittel, transkranielle Stimulationstechniken, Musiktherapie, sensorische Integrationstherapie).
Zusammenfassend schreiben sie, dass einige Ansätze zwar vielversprechend erscheinen, es jedoch keine überzeugenden Belege für ihre Wirksamkeit bei den Kernsymptomen oder den damit verbundenen Symptomen von Autismus gibt. Lediglich für den Konsum mehrfach ungesättigter Fettsäuren bei Schulkindern gibt es moderate Belege, allerdings hat dieser „keine signifikanten Auswirkungen auf die Kernsymptome von Autismus“.
Zwar zeigen einige Interventionen statistisch signifikante Effekte, doch ist der Evidenzgrad nach wie vor sehr – zu – niedrig. Bei Kindern im Schulalter scheinen beispielsweise Musiktherapie, Tiermeditation und transkranielle Stimulation die Symptome zu lindern, und Melatonin fördert den Schlaf.
Bei Jugendlichen kann repetitive transkranielle Stimulation autismusspezifisches Stereotyp reduzieren, und bei Erwachsenen kann körperliche Aktivität soziale Interaktionen fördern. Allerdings gibt es einen wichtigen Vorbehalt: „Die wissenschaftlichen Beweise sind nach wie vor von geringer Qualität und ihre Zuverlässigkeit ist sehr unsicher“, erklärt Corentin Gosling, Erstautor der Studie (Abteilung für Kinderpsychiatrie am Robert-Debré-Krankenhaus in Paris).
Darüber hinaus wird die Sicherheit von Eingriffen selten untersucht, wie dies beispielsweise bei der Verabreichung von Sekretin, einem Darmhormon, der Fall ist.
Die hohe Nutzung komplementärer, alternativer und integrativer Medizin erkläre sich durch eine allgemein positive öffentliche Wahrnehmung ihrer Sicherheit und Wirksamkeit, schreiben die Autoren.
Zahlreiche internationale Studien und klinische Leitlinien berichten jedoch von mangelnder Wirksamkeit und in einigen Fällen von Nebenwirkungen dieser Art von Intervention bei Autismus. In diesem Zusammenhang betonen Eltern autistischer Kinder, wie schwierig es ist, die wissenschaftliche Literatur zur Wirksamkeit und Sicherheit dieser Interventionen zu interpretieren, und äußern den Bedarf an einer zuverlässigen, zugänglichen und präzisen Ressource, um fundierte Entscheidungen zu ermöglichen.
Daher sei es dringend notwendig, alle verfügbaren Erkenntnisse zusammenzutragen und diese Informationen der Öffentlichkeit, einschließlich der Angehörigen der Gesundheitsberufe, leicht zugänglich zu machen, „um eine gemeinsame Entscheidungsfindung auf der Grundlage von Erkenntnissen zu fördern“.
Eine Plattform zum InformationsbeschaffenUm autistischen Menschen und ihren Angehörigen evidenzbasierte Informationen zur Verfügung zu stellen, haben die Autoren eine Webplattform konzipiert. Diese wissenschaftliche Zusammenstellung, die kontinuierlich aktualisiert wird, soll Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen, ihren Eltern und Ärzten als Orientierungshilfe dienen und alle vorgeschlagenen Interventionen enthalten.
Le Progres