Umwelt-Ranking 2025: Wie schädlich sind die Kreuzfahrtschiffe?

Für viele Menschen ist eine Kreuzfahrt die Erfüllung eines Urlaubstraums: mehrere Destinationen in kurzer Zeit, luxuriöse Schiffe und das Gefühl, die Weltmeere zu entdecken. Doch hinter der romantischen Fassade verbirgt sich eine Schattenseite. Kreuzfahrtschiffe gehören zu den klimaschädlichsten Verkehrsmitteln, ihre Motoren stoßen enorme Mengen an Treibhausgasen, Feinstaub und Stickoxiden aus. Zudem verschärfen Abfälle und Abwasser die Belastung für die Meeresökosysteme.
Gleichzeitig wächst die Branche unaufhaltsam. Weltweit stiegen 2024 rund 35 Millionen Reisende auf Kreuzfahrtschiffe, und bis 2040 rechnen Branchenverbände mit über 40 Millionen Menschen jährlich. Dieser Boom stellt nicht nur die Häfen vor logistische Herausforderungen, sondern zwingt auch die Reedereien, Antworten auf die drängende Frage zu finden: Wie lassen sich Kreuzfahrten klimafreundlicher gestalten, ohne den wirtschaftlichen Erfolg zu gefährden?

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Um zu zeigen, welche Reedereien bereits handeln und wer sich weiter schwertut, veröffentlicht der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) jedes Jahr ein Kreuzfahrt-Ranking. Auch 2025 ist das Ergebnis ein gemischtes Bild: Fortschritte gibt es, doch die wirklich großen Hebel bleiben ungenutzt.
Ganz vorn im diesjährigen Ranking liegen die norwegischen Reedereien Havila und Hurtigruten mit jeweils 7,5 von möglichen 15 Punkten. Auf Platz drei folgt die französische Luxusreederei Ponant (sieben Punkte). Unter den deutschen Unternehmen schneidet Tui Cruises mit ihrer Marke Mein Schiff und sechs Punkten am besten ab und belegt Platz vier, gefolgt von Aida Cruises mit 5,5 Punkten auf Platz fünf.

Am Ende der Liste befindet sich ein internationales Schwergewicht der Branche, Royal Caribbean (3,5 Punkte). Die beiden letzten Plätze belegen Phoenix Reisen und Viking Ocean Cruises, die beide mit null Punkten abgestraft wurden, weil sie, wie bereits in den Vorjahren, gar nicht erst auf die Fragen des Nabu geantwortet haben.
Positiv vermerkt der Nabu, dass inzwischen alle bewerteten Reedereien auf das Ziel „Netto-Null bis 2050“ setzen. Das bedeutet, bis zum Jahr 2050 wollen die Reedereien genauso viel Treibhausgase binden, wie sie ausstoßen, und somit ihre Emissionen auf null bringen. Zudem haben viele Reedereien ihre Schiffe energieeffizienter gemacht, zum Beispiel durch optimierte Routen, reduzierte Geschwindigkeit oder technische Anpassungen wie Luftblasenteppiche am Rumpf, die die Reibung verringern und somit für weniger Kraftstoffverbrauch sorgen.

Ein wachsender Teil der Flotten kann außerdem Landstrom im Hafen nutzen. Vorreiter sind etwa Havila, Hurtigruten und Mein Schiff, während andere Anbieter noch hinterherhinken. In Städten wie Hamburg, Kiel oder Rostock sind die Anschlüsse für die Kreuzfahrtriesen bereits flächendeckend im Hafen vorhanden und Schiffe, die dort anlegen, können ihren gesamten Energiebedarf während der Liegezeit mit Landstrom decken. Allerdings zeigt sich in der Praxis, dass viele Schiffe trotz der Möglichkeit weiterhin ihre eigenen Dieselgeneratoren laufen lassen.
Die eigentliche Schwachstelle der Kreuzfahrtbranche bleibt jedoch der Antrieb auf See. Die Mehrheit der Reedereien setzt nach wie vor auf billiges Schweröl, obwohl ein Umstieg auf den weniger umweltschädlichen Marinediesel technisch eigentlich kein Problem darstelle, erklärt der Nabu. Auf vielen Schiffen wird stattdessen das Schweröl häufig mit Abgaswäschern kombiniert, die den Schwefelgehalt aus den Schornsteinen filtern, aber die Rückstände ins Meer leiten. Toxische Schwermetalle und andere giftige Stoffe gelangen so ins Wasser und belasten die Ökosysteme.

Wirklich nachhaltige Lösungen wie synthetische E‑Fuels oder grünes Methanol kommen bisher kaum zum Einsatz. Stattdessen wird vor allem auf fossiles LNG (verflüssigtes Erdgas) gesetzt. Das Gas spare jedoch weder kurz- noch langfristig Treibhausgase ein und sei eher eine Scheinlösung der Reedereien, so der Nabu. In wirklich grüne Antriebsstoffe würde währenddessen kaum jemand investieren, und auch bei den aktuellen Neubauten unter den Kreuzfahrtschiffen sei kein Hoffnungsschimmer in der Antriebskonstruktion zu erkennen.
Einige kleine Fortschritte gibt es in der Branche dann aber doch, zum Beispiel beim Einsatz von Batterien und Brennstoffzellen, die zumindest in Häfen oder beim Manövrieren Treibstoff sparen können. Auch die Nutzung von Segeln oder Rotoren zur Windunterstützung wird von wenigen Pionieren wie Ponant oder Hurtigruten erprobt. Doch insgesamt bleiben diese Technologien die Ausnahme, flächendeckende Strategien zur Dekarbonisierung sind nicht erkennbar.
Das Fazit im Kreuzfahrt-Ranking des Nabu fällt dementsprechend ernüchternd aus. Während einzelne Reedereien durchaus Schritte unternehmen, um nachhaltiger zu fahren und ihre Emissionen zu reduzieren, bleibt die Branche insgesamt weit hinter den Anforderungen zurück. Denn trotz kleiner Effizienzgewinne wächst die Branche weiter und mit ihr wachsen die Gesamtemissionen des Kreuzfahrttourismus. Die nachhaltigste Kreuzfahrt sei deshalb nach wie vor die, die gar nicht erst stattfinde, so das ernüchternde Resümee des Nabu über die aktuelle Lage in der Kreuzfahrtbranche.
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rnd