Surreale Orte: Das sind 10 der größten Flugzeug-Friedhöfe der Welt

Hast du dich schon einmal gefragt, wie viele Jahre ein Flugzeug fliegen kann? Laut „Aerotime“ sind es rund 25 bis 30 Jahre. Die Luftfahrt-Plattform berichtet von weltweit mehr als 16.000 Passagier- und Frachtflugzeugen, die in den letzten 35 Jahren ausgemustert worden seien – und von weiteren etwa 700 Jets, die jährlich hinzukämen. Doch was passiert mit diesen Flugzeugen?
Sie enden auf Boneyards, wie Flugzeug-Friedhöfe auf Englisch heißen. Diese liegen oftmals in heißen Regionen wie Wüsten, wo das trockene Klima Korrosion verhindert und viel Platz vorhanden ist. Aus diesem Grund befinden sich einige der weltweit größten Flugzeug-Friedhöfe in den USA, unter anderem in den Bundesstaaten Arizona und Kalifornien, sowie in Australiens Outback. Aber es gibt auch einige in Europa.

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Der Begriff „Friedhof“ mag dabei übertrieben klingen. Denn bis zu 90 Prozent eines Jets lassen sich laut der Aircraft Fleet Recycling Association wiederverwerten. Das heißt: Triebwerke gehen als Ersatzteile zurück in den Himmel, Aluminium wird zu Getränkedosen oder Fensterrahmen. Und manchmal verwandeln sich Flugzeuge auch in Unterkünfte, wie im originellen Jumbo Stay in Stockholm – dort schläfst du nämlich in einem alten Jumbojet.
Im Folgenden zeigen wir dir einige größten Flugzeug-Friedhöfe der Welt. Spoiler: Leider ist ein Besuch der meisten von ihnen verboten. Teilweise lassen sie sich jedoch gut von außen fotografieren – und es gibt Ausnahme-Boneyards, die du doch besichtigen kannst!

Der angeblich größte Flugzeug-Boneyard der Welt liegt in Tucson im US-Bundesstaat Arizona: Auf über zehn Quadratkilometern stehen in AMARG-Gelände rund 4200 Maschinen aller US-Streitkräfte. Offiziell heißt die Anlage „309th Aerospace Maintenance and Regeneration Group“.
Doch nicht all diese Jets haben endgültig ausgedient: Dank des trockenen Wüstenklimas bleiben einige der Flieger noch jahrzehntelang einsatzbereit. Sie werden nach Angaben des Betreibers versiegelt, mit reflektierendem Lack beschichtet und teilweise mit Stickstoff konserviert. Jährlich kehren 50 bis 100 Flugzeuge in den Dienst zurück, während Ersatzteile im Wert von rund 500 Millionen US-Dollar weiterverwendet werden.
Leider kannst du das Areal nicht besuchen, da es militärisch und nicht frei zugänglich ist. Früher gab es Touren über das Pima Air and Space Museum, heute bleibt nur der Blick von außen.
Der Phoenix Goodyear Airport, ebenfalls im US-Bundesstaat Arizona, gehört zu den geschichtsträchtigsten Flugzeug-Friedhöfen der Welt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden dort zeitweise bis zu 5000 Militärmaschinen eingelagert, viele davon aus dem aktiven Dienst ausgemustert. Die trockene Luft der Sonora-Wüste machte den Standort ideal für Langzeitkonservierung – und legte den Grundstein für seine heutige Rolle als Abstellplatz für Zivilflugzeuge.
Heute wird Goodyear vor allem von Airlines und Leasingfirmen genutzt, die ihre Maschinen zwischenparken, verkaufen oder ausschlachten lassen. In den langen Reihen finden sich Passagierjets aller Größen – vom kleinen Regionalflieger bis zum Großraumjet. Manche Flugzeuge bleiben nur kurz und werden weiterverkauft, andere stehen hier über Jahre und werden Stück für Stück in ihre Einzelteile zerlegt.
Für die Öffentlichkeit ist das Gelände nicht zugänglich, da es sich um einen aktiven Flughafen handelt. Wer jedoch über die umliegenden Zufahrtsstraßen fährt, bekommt oft einen Blick auf die abgestellten Riesen am Zaun.
Roswell in New Mexico ist nicht nur für Ufo-Legenden bekannt, sondern gilt auch als einer der größten Flugzeug-Friedhöfe der Welt. Das Gelände war einst als Walker Air Force Base die größte Basis des Strategic Air Command, bis sie 1967 geschlossen wurde. Heute erstreckt sich der zivile Flughafen über rund 1860 Hektar.
In Roswell finden bis zu 300 Flugzeuge gleichzeitig Platz, die entweder abgestellt, überholt oder zerlegt werden. Das extrem trockene Klima mit nur vier bis acht Prozent Luftfeuchtigkeit macht den Standort ideal für die Langzeitlagerung. Airlines wie American, United, UPS, Air Canada oder Scoot nutzen den Platz regelmäßig, dazu arbeiten spezialisierte Firmen an Wartung, Lackierung und Teilegewinnung.
Roswell ist ein aktiver Zivilflughafen mit Linienflügen nach Dallas/Fort Worth und Phoenix. Offizielle Touren durch den Boneyard gibt es nicht, doch beim Anflug oder von den Straßen in der Umgebung aus kannst du die langen Reihen abgestellter Jets gut sehen. Direkt am Flughafen befindet sich außerdem das Walker Aviation Museum, das spannende Einblicke in die Militärgeschichte der Anlage bietet.

Der Pinal County Airpark bei Marana zwischen Tucson und Phoenix gilt als größter ziviler Flugzeug-Friedhof der Welt. Auf rund 840 Hektar lagern dort Hunderte Maschinen – von Boeing 737 über Airbus A320 bis zu legendären Jumbos wie der Boeing 747. Das trockene Klima der Sonora-Wüste bietet perfekte Bedingungen, um Jets einzumotten, zu zerlegen oder für einen späteren Einsatz umzurüsten.
Pinal ist ein Platz voller Geschichten: 2018 landete dort die letzte Boeing 747 von Delta Air Lines, um ihre Rente anzutreten. Insgesamt wurden dort zeitweise mehr als 30 Delta-Maschinen geparkt. Neben Airlines aus aller Welt nutzen auch Leasingfirmen den Standort, wenn Flugzeuge zwischen zwei Betreibern „geparkt“ werden müssen.
Im Gegensatz zu vielen anderen Boneyards ist Pinal teilweise öffentlich zugänglich. Es gibt einen „Landside“-Bereich, den man frei befahren darf – von dort sind abgestellte Flugzeuge gut sichtbar. Der „Airside“-Bereich, wo die Maschinen tatsächlich stehen, ist nur mit einer offiziellen Tour zu betreten, die du über die Verwaltung anfragen kannst.
Auf dem Gelände der ehemaligen George Air Force Base entstand in den 1990er-Jahren einer der größten Abstellplätze für Zivilflugzeuge weltweit. Heute bietet der Southern California Logistics Airport (SCLA) in Victorville nordöstlich von Los Angeles, Platz für über 500 Maschinen – von ausgemusterten Passagierjets bis zu Frachtflugzeugen. Neben der Lagerung spielen auch Wartung, Lackierung, Umbauten und Demontage eine große Rolle.
Die Infrastruktur ist beeindruckend: Eine der beiden Startbahnen misst 4,6 Kilometer und gehört zu den längsten der USA. Damit können auch die größten Flugzeuge der Welt wie die Boeing 747-8 oder der Airbus A380 problemlos landen. Zudem hat sich Victorville als Film- und Drehort etabliert – die endlosen Reihen abgestellter Jets sind eine beliebte Kulisse für Hollywood-Filme, Serien und Musikvideos.
Victorville ist ein ziviler Flughafen, das eigentliche Boneyard jedoch nicht frei zugänglich. Wenn du mit dem Auto in der Umgebung unterwegs bist, kannst du von den Zufahrtsstraßen und Aussichtspunkten aus jedoch einen Blick auf die abgestellten Maschinen werfen.
Der Mojave Air and Space Port nördlich von Los Angeles ist weit mehr als ein Flugzeug-Friedhof. 1935 wurde er als kleiner Flugplatz gegründet und im Zweiten Weltkrieg von den Marines genutzt. Seit 2004 hat sich aber als erster offiziell lizenzierter Weltraumbahnhof der USA einen Namen gemacht. Berühmt wurde Mojave durch das Experimentalflugzeug SpaceShipOne, das dort Geschichte schrieb.
Neben futuristischen Raumfahrtprojekten dient Mojave auch als Abstell- und Zerlegeplatz für ausgemusterte Airliner. Auf den langen Rollbahnen und in der trockenen Wüstenluft reihen sich Boeing- und Airbus-Jets aneinander, von denen manche später verschrottet, andere aber für neue Betreiber wieder restauriert werden.
Reguläre Touren über den Boneyard gibt es nicht. Mojave öffnet sich aber regelmäßig für die Öffentlichkeit bei „Plane Crazy Saturdays“ – einem Event, bei dem Besucherinnen und Besucher gelegentlich abgestellte Airliner aus nächster Nähe erleben können. Auch Filmcrews zieht es dorthin: Zahlreiche Hollywood-Produktionen nutzten die spektakuläre Kulisse der abgestellten Stahlvögel in der Wüste.

Mitten in Aragonien in Spanien, rund 160 Kilometer nordöstlich von Valencia, liegt der Flughafen Teruel (Plataforma Aeroportuaria – Teruel, PLATA). Auf dem Gelände eines ehemaligen Militärflugplatzes entstand dort die größte Anlage für Flugzeuglagerung und ‑wartung in Europa. Die Zahlen sprechen für sich: über 300 Hektar Fläche und Platz für mindestens 250 Großraumjets.
Das Klima ist ein entscheidender Vorteil: Mit durchschnittlich 242 Sonnentagen pro Jahr und sehr niedriger Luftfeuchtigkeit eignet sich Teruel perfekt für Langzeitlagerung. Das Unternehmen gilt als Pionier für nachhaltige Flugzeugverwertung: Seit 2007 hat es mehr als 220 Jets recycelt, darunter 75 Prozent aller weltweit zerlegten Airbus A340. Neben Lagerung bietet die Firma Tarmac auch Wartung, Recycling und Triebwerksaufbereitung.
Teruel ist ein reiner Industrieflughafen ohne Linienverkehr. Für Besucherinnen und Besucher gibt es daher keinen Zugang zu dem Gelände. Du kannst aber von den umliegenden Straßen einen Blick auf die geparkten Riesen werfen – vor einer dramatischen Bergkulisse, die den Ort noch surrealer wirken lässt.
Mitten im roten Herzen Australiens liegt der Alice Springs Airport – und auf seinem Gelände seit 2014 der erste große Flugzeug-Boneyard im asiatisch-pazifischen Raum. Der Standort wurde wegen des trockenen Klimas ausgewählt: Mit nur rund 25 Prozent Luftfeuchtigkeit, wenig Regen und außerhalb der Zyklonzone sind die Bedingungen ideal für die Langzeitlagerung.
Zunächst auf zehn Hektar angelegt, wurde die Anlage schnell erweitert. Heute finden dort Jets aller Größen Platz – von Boeing 737 bis hin zu den größten Passagierflugzeugen wie Boeing 747, 777 und Airbus A380. Während der Corona-Pandemie parkten dort zahlreiche Airlines ihre Flotten.
Alice Springs ist ein aktiver Regionalflughafen mit Linienflügen innerhalb Australiens. Der Boneyard-Bereich ist nicht öffentlich zugänglich, doch beim Anflug oder von Straßen rund um den Airport sind die abgestellten Jets deutlich zu sehen.
Der heutige Cotswold Airport im Westen Englands, gut 160 Kilometer westlich von London gelegen, war bis 1993 unter dem Namen RAF Kemble ein wichtiger Militärflugplatz. Seitdem hat er sich zu einem der bedeutendsten und größten europäischen Zentren für Flugzeuglagerung und ‑verwertung entwickelt. Auf dem Gelände befinden sich sowohl General-Aviation- und Businessjets als auch ausgemusterte Airliner, die dort zwischengelagert oder zerlegt werden. Es gibt Platz für bis zu 20 Großraumjets und rund 50 Schmalrumpfflugzeuge.
Cotswold ist ein aktiver Zivilflughafen mit Charter- und Privatverkehr. Besucherinnen und Besucher haben von öffentlichen Bereichen aus am Flughafen immer wieder Sicht auf abgestellte Maschinen. Gelegentlich gibt es Spotter-Tage oder Sonderführungen, bei denen man die Flugzeuge aus nächster Nähe erleben kann.

Der Twente Airport bei Enschede in den Niederlanden unweit der deutschen Grenze wurde 1931 eröffnet, im Zweiten Weltkrieg von der deutschen Luftwaffe genutzt und später zu einer niederländischen Militärbasis. Heute ist er ein kleiner, gemischt genutzter Flughafen mit einer drei Kilometer langen Start-und-Lande-Bahn, der sich vor allem auf ein Thema spezialisiert hat: Flugzeuge am Ende ihres Lebenszyklus.
Betreiber ist Aircraft End-of-Life Solutions (AELS), ein Pionier in Sachen nachhaltigen Flugzeugrecyclings. Seit seiner Gründung hat AELS bereits über 75 Flugzeuge zerlegt und mehr als 10.000 zertifizierte Ersatzteile zurück in den Markt gebracht. Deshalb hat sich Twente einen Namen unter den weltweit größten Flugzeug-Friedhöfen gemacht. Während der Corona-Pandemie kamen zeitweise sogar bis zu sechs Boeing 747 der Lufthansa nach Twente – allerdings nur zur Zwischenlagerung, nicht zum Ausschlachten.
Der Flughafen selbst ist nur eingeschränkt zugänglich. Von öffentlichen Bereichen aus oder bei speziellen Events lassen sich jedoch abgestellte Maschinen sehen – ein Geheimtipp für Planespotterinnen und ‑spotter, die nicht bis in die Wüste reisen wollen!
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