Mercedes verkauft Ausstellungsräume, Volkswagen entlässt Tausende Mitarbeiter
Die Mercedes-Benz AG hat den Verkauf ihrer eigenen Showrooms in Deutschland eingeleitet. Diese Entscheidung ist Teil eines umfassenden Transformationsplans und betrifft rund 8.000 Mitarbeiter direkt. Sie kostet das Unternehmen 680 Millionen Euro an Abfindungen. Gleichzeitig plant Volkswagen, bis 2030 35.000 Stellen in seinen deutschen Werken abzubauen. Die Automobilindustrie reagiert damit auf die veränderten Marktgegebenheiten und den technologischen Durchbruch der Elektromobilität. Ab 2025 setzt Mercedes-Benz den Verkauf von rund 80 eigenen Showrooms in Deutschland konsequent um. Die erste Transaktion betrifft den Standort Neu-Ulm, der von der Sterne Gruppe GmbH erworben wurde. Die neuen Eigentümer müssen strenge Kriterien erfüllen: nachgewiesene Branchenexpertise, finanzielle Stabilität, Investitionen in die Infrastruktur sowie die Aufrechterhaltung der Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen.
Mercedes beabsichtigt, vollständig auf ein agenturbasiertes und digitales Vertriebsmodell umzustellen. Dies soll die Betriebskosten senken und die Geschäftsflexibilität erhöhen. Spekulative Investoren schließt das Unternehmen grundsätzlich aus und bevorzugt strategische Partner, die bereit sind, das Geschäft im Einklang mit den Werten der Marke weiterzuentwickeln. Mit den Gewerkschaften wurde zudem ein Abfindungspaket vereinbart – durchschnittlich 85.000 Euro pro Person. Die neuen Eigentümer müssen die Beschäftigung bis Ende 2029 garantieren. Betriebsbedingte Kündigungen sind ausgeschlossen.
Im Dezember 2024 erzielte Volkswagen nach 70-stündigen Verhandlungen eine wegweisende Einigung mit den Gewerkschaften. Der Plan sieht eine schrittweise Reduzierung der Mitarbeiterzahl um 35.000 bis 2030 vor. Dies entspricht etwa 27 % der Gesamtbeschäftigung in den deutschen Werken. Freiwillige Kündigungen wurden bereits im Rahmen von 20.000 Programmen abgesichert. Betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen schließt das Unternehmen aus. Im Gegenzug plant das Unternehmen unter anderem eine Nullrunde der Gehälter bis 2027, Vorruhestandsprogramme, Abfindungspakete und die Umstellung auf eine Vier-Tage-Woche ab 2027. Das Unternehmen plant außerdem, die Zahl der Stellen für Absolventen und Auszubildende zu reduzieren, um einen natürlichen Personalabbau zu ermöglichen. Volkswagen schätzt, dass die Kostenauswirkungen dieser Maßnahmen jährlich über 15 Milliarden Euro betragen werden. Ein wichtiges Ziel ist die Verbesserung der operativen Marge der Marke auf 6,5 %.
Beschäftigungskrise in der deutschen AutomobilindustrieLaut einer Analyse von Ernst & Young werden in der deutschen Automobilindustrie im Jahr 2024 fast 19.000 Arbeitsplätze verloren gehen. Untersuchungen des Prognos Instituts im Auftrag des VDA zeigen, dass der Sektor zwischen 2019 und 2023 netto 46.000 Stellen verloren hat. Die Prognosen bis 2035 sind sogar noch alarmierender : Schätzungen zufolge werden sogar 140.000 bis 190.000 Stellen verloren gehen. Am stärksten gefährdet sind Beschäftigte in der Produktion von Verbrennungsmotoren, der Metallurgie und dem Maschinenbau. Dieser Stellenabbau ist auf die Automatisierung, Digitalisierung und die Umstellung auf Elektroantriebe zurückzuführen. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach IT-Spezialisten, Batterieingenieuren und Elektronikingenieuren.
RP