Unternehmer kämpfen mit Corona-Schulden: 4,7 Milliarden Euro noch offen

Brands ist Inhaber des Restaurants „De Meerplaats“ in IJmuiden. Er hatte zu Beginn Schulden in Höhe von 250.000 Euro. Darin enthalten sind die gestundete Steuer, die NOW-Subvention und die Fixkostenpauschale (TVL). „Und dabei ist das persönliche Vermögen, das wir verloren haben, noch gar nicht berücksichtigt. Ich musste mir auch Geld von meiner Familie leihen, das ich immer noch abbezahle.“
Drei Jahre lang zahlte er monatlich 7.500 Euro zurück. Der Zinssatz stieg zudem jährlich um einen Prozentpunkt – im Jahr 2025 wird er fünf Prozent erreichen. Im Rahmen seines neuen Zahlungsplans zahlt Brands in den nächsten zwei Jahren monatlich 2.500 Euro an die Steuerbehörden zurück.
ZahlungsvereinbarungIm März 2020 konnten Unternehmen aufgrund der Corona-Pandemie ihre Steuerzahlungen vorübergehend stunden. Rund 400.000 Unternehmen nutzten diese Möglichkeit und erhielten Corona-Steuerstundungen in Höhe von 47,7 Milliarden Euro . Ab April 2022 mussten sie ihre Zahlungen wieder aufnehmen.
Mehr als 266.000 dieser Unternehmer haben zu diesem Zweck einen Zahlungsplan abgeschlossen. Sie erhielten fünf Jahre Zeit, um ihre Steuerrückstände bis 2027 zu begleichen. Stand heute, nach drei Jahren, konnten nur 73.000 Unternehmer ihre Schulden vollständig zurückzahlen. Das ist nicht einmal ein Drittel aller Unternehmer.
Gesamtverschuldung | Anzahl der Unternehmen | Durchschnittliche Verschuldung pro Unternehmen | |
Große Unternehmen | 2.094 Millionen Euro | 3641 | 575.117 € |
Mittelständische Unternehmen | 2.223 Millionen Euro | 59.279 | 37.500 € |
Kleines Unternehmen | 351 Millionen Euro | 44.680 | 7.800 € |
Im Ausland | 3 Millionen Euro | 62 | 48.387 € |
Den größten Teil der Schulden tragen mittelständische Unternehmen (50 bis 249 Beschäftigte). Knapp 60.000 Unternehmer haben noch Schulden in Höhe von 2,2 Milliarden Euro. Im Durchschnitt liegen die Schulden dieser Unternehmer bei rund 37.500 Euro. Von den kleinen Unternehmen (weniger als 50 Beschäftigte) sind knapp 45.000 noch steuerpflichtig. Ihre durchschnittliche Verschuldung liegt jedoch deutlich niedriger: bei rund 7.800 Euro.
Der niederländische Wirtschaftsverband MKB-Nederland hingegen geht davon aus, dass bereits viel Geld zurückgezahlt wurde. „Aber für die Unternehmen, die immer noch Probleme haben, gibt es große Sorgen“, sagt ein Sprecher. „Dies betrifft vor allem Branchen wie das Gastgewerbe, den Dienstleistungssektor und den Einzelhandel. Sie mussten schließen und haben schwere Rückschläge erlitten.“
Solange Unternehmer Brands mit seinem Restaurant den gleichen Umsatz erzielt, kann er alles abbezahlen. „Das bedeutet, die Qualität zu halten, gastfreundlich zu bleiben und die Gäste um Verbesserungen zu bitten. Ein guter Umsatz bedeutet aber auch hohe Einkommenssteuer, und jeder Überschuss fließt direkt in die Rückzahlung. Das bringt einen schon etwas in Verlegenheit.“
Schwarze SeiteBrands sagt, er könne „keine verrückten Sprünge machen“. „Wir hatten zusätzlich noch eine Energiekrise, die wir nicht außer Acht lassen sollten. Es war ein gewaltiger Kampf. Ich bin seit 40 Jahren Unternehmer, aber die Pandemie ist das dunkelste Kapitel in meinem Tagebuch. Am 15. März 2020 um 18 Uhr mussten wir hundert Leute rauswerfen. Das löste eine riesige Panik aus; meine Mitarbeiter saßen weinend an meinem Tisch. Ich habe dadurch sicherlich noch viel mehr graue Haare bekommen.“
Laut Brands gibt es hinter den Türen der Gastronomiebetriebe weitaus mehr Leid, als den meisten bewusst ist. „Es ist jetzt fünf Jahre her, alle scheinen wieder in ihrem gewohnten Alltag zu sein. Aber die COVID-19-Rückerstattungen werden manchmal vergessen.“
Die Steuer- und Zollverwaltung geht davon aus, dass von den verbleibenden 4,7 Milliarden Euro Steuerschulden letztlich 3,5 Milliarden Euro uneinbringlich sein werden, etwa durch Firmeninsolvenzen. „Von Anfang an ging man davon aus, dass die Möglichkeit besteht, dass Unternehmen nicht überleben“, sagt ein Sprecher der Steuer- und Zollverwaltung.
Sowohl die niederländische Steuer- und Zollverwaltung als auch der niederländische Verband der kleinen und mittleren Unternehmen (MKB-Nederland) weisen darauf hin, dass neben der Pandemie auch andere Faktoren zu den Schwierigkeiten der Unternehmen beitragen. Dazu gehören Inflation, höhere Energie- und Personalkosten sowie Personalmangel.
Dieses Video blickt aus wirtschaftlicher Sicht auf die Coronavirus-Pandemie in den Niederlanden zurück:
RTL Nieuws