Gepäckabholdienst Bagpoint teilweise pleite, Fokus auf den Nahen Osten

Bagpoint wurde 2017 unter dem Namen Leave Your Luggage vom Unternehmer Rutger van Beek gegründet. Während seiner Tätigkeit für Booking.com bemerkte er, dass Reisende einen Service benötigten, der ihre Koffer zum Flughafen Schiphol lieferte. So mussten sie sie nicht schleppen und konnten sich zwischen dem Check-out aus ihrem Hotel oder Airbnb und ihrem Flug entspannen.
Van Beek sammelte Startkapital , unter anderem von der niederländischen Unternehmensagentur (RVO.nl) und mehreren Kleininvestoren. Ein Jahr nach der Gründung änderte das Unternehmen seinen Namen in Bagpoint und begann, Koffer am Flughafen aufzugeben.
GegenwindSeit seiner Gründung hatte Bagpoint mit einigen Herausforderungen zu kämpfen. Anfangs sah sich das junge Unternehmen mit der Konkurrenz großer Player wie PostNL und anderer Startups wie Luggo und Bagbooking konfrontiert. Der Ausbruch der Coronavirus-Pandemie im Jahr 2020 bremste das Wachstum zusätzlich erheblich.
Auch Van Beek beklagte im vergangenen Herbst die mangelnde Kooperationsbereitschaft und Innovationsbereitschaft Schiphols. Sein Unternehmen könne zwar einen wichtigen Beitrag zur Verkürzung der langen Check-in-Warteschlangen leisten, so der Unternehmer, doch „Schiphol hat dies nicht umgesetzt“. Infolgedessen könne Bagpoint große Mengen an Koffern nicht bewältigen. „Lieferanten werden lahmgelegt oder gehen sogar Pleite“, warnte Van Beek damals im Telegraaf .
Günstige AussichtenDennoch blieben die Aussichten für Bagpoint positiv, wie der Unternehmer in den vergangenen Jahren regelmäßig in den Medien betonte. Im Frühjahr 2023 ging das Unternehmen eine Partnerschaft mit dem Reiseveranstalter TUI ein, gewann später eine vielversprechende Ausschreibung in Saudi-Arabien und schloss einen Vertrag mit Singapore Airlines ab.
Diese Schritte würden Bagpoint dabei helfen, sein Ziel zu verwirklichen: ein internationaler Tür-zu-Tür-Gepäckabfertiger zu werden, der Koffer von zu Hause bei Reisenden abholt und sie an ihr endgültiges Ziel zurückbringt.
Tochtergesellschaft insolventNun scheint eine der Tochtergesellschaften von Bagpoint – ursprünglich Leave Your Luggage BV – insolvent zu sein. Der jüngste Jahresabschluss, der bei der Handelskammer eingereicht wurde, zeigt, dass das kleine Unternehmen bereits Ende 2023 keine finanziellen Reserven mehr hatte. Es wies ein negatives Eigenkapital von 1,8 Millionen Euro auf und hatte Schulden in Höhe von fast zwei Millionen Euro.
Gründer Van Beek betonte gegenüber RTL Z, dass die Insolvenz der Tochtergesellschaft dem operativen Geschäft der Muttergesellschaft nicht schaden werde. „Der Betrieb läuft weiterhin wie gewohnt, ebenso wie die Verträge mit den Fluggesellschaften und anderen Partnern.“
Gründer gegangenIhm zufolge handelt es sich lediglich um eine organisatorische Veränderung, die er jedoch nicht näher erläutern kann. „Ich habe Bagpoint Anfang des Jahres als Direktor verlassen. Der Grund dafür waren bestimmte Marktentscheidungen, unter anderem von Schiphol, die unsere Ziele hier unerreichbar machten. Deshalb haben wir beschlossen, uns auf den Nahen Osten zu konzentrieren.“
Van Beeks Nachfolger wurde Anfang des Jahres Mohammed Aburiyaleh, der laut seiner LinkedIn-Seite seit 2019 Bagpoints Direktor im Nahen Osten war. „Seitdem bin ich nur noch als stiller Teilhaber an dem Unternehmen beteiligt, daher kann ich nicht viel mehr zu seinen Entwicklungen sagen“, sagte Van Beek.
Welche Folgen die Insolvenz der Tochtergesellschaft für die Mitarbeiter und Gläubiger des Unternehmens haben wird, wisse der Unternehmer nicht, sagte er. Aburiyaleh reagierte bislang nicht auf eine Anfrage. Auch die Insolvenzverwalterin Anouk Nolte, die die Insolvenz abwickelt, war heute für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Die Handgepäckbestimmungen der Fluggesellschaften sind in den letzten Jahren deutlich strenger geworden. Im folgenden Video finden Sie Tipps, wie Sie Ihren Koffer in die Kabine bringen:
RTL Nieuws