Psychologe erklärt, warum man im Urlaub manchmal gestresst ist (oder krank wird)
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Sonne, Meer und … Scheidungspapiere? Urlaub soll Entspannung sein, doch die Realität gestaltet sich oft deutlich schwieriger. Aus Ärger kann schnell ein hitziger Streit werden. Metro spricht mit einer Entwicklungspsychologin und einer Systemtherapeutin über Urlaubsstress.
„Ein Urlaub ist erholsam und fordernd zugleich“, sagt der Entwicklungspsychologe und Systemtherapeut Steven Pont. Er glaubt, die hohen Erwartungen, die intensive gemeinsame Zeit und der Mangel an Ablenkung seien der perfekte Cocktail für Spannungen.
Alles beginnt mit den Vorbereitungen, die ziemlich stressig sein können. Wohin geht es? Was wirst du tun? Und wie passen all die Klamotten und Habseligkeiten in den Koffer? Und das sind nur die praktischen Vorbereitungen. Du musst deine Arbeit auch ordnungsgemäß erledigen und abgeben. Kein Wunder, dass die Zahl der Burnouts steigt .
Auch hohe Erwartungen spielen eine Rolle. „Die romantische Vorstellung, dass Urlaub nur Spaß und Entspannung ist, ist falsch“, sagt Pont. „Man ist rund um die Uhr zusammen, ohne die üblichen Fluchtmöglichkeiten durch Arbeit, Sport oder soziale Verpflichtungen. Die Beziehung steht auf dem Prüfstand.“ Kein Wunder, dass die Scheidungsklagen nach den Sommerferien oft zunehmen. „Nach drei Wochen denkt man: ‚Harry ist einfach nicht der Richtige.‘“
Feiertage bringen unsere gewohnten Routinen durcheinander, und das ist nicht immer einfach. Wo man normalerweise Zeit für sich selbst hat – auf dem Weg zur Arbeit, beim Sport oder einfach durch physische Distanzierung –, ist man plötzlich ständig auf der Hut. „Gerade innerhalb von Familien kann man beobachten, wie sich kleine Risse zu großen Konflikten entwickeln“, sagt Pont. Eltern und Kinder geraten leichter aneinander, Partner reagieren gereizt, und Stress kann in den unerwartetsten Momenten aufflammen. Zum Beispiel bei einem Konflikt am Frühstückstisch.“
Zudem seien die Erwartungen an einen Urlaub oft himmelhoch. „Wir denken: Alles muss perfekt sein. Das Hotel, das Wetter, die Atmosphäre. Aber wenn man jemanden nach seinem Urlaub fragt, erzählt er einem von der schmutzigen Wohnung, der Hitze oder davon, wie er den halben Tag damit verbracht hat, nach einer Abkühlung zu suchen.“
Pont beschreibt den Urlaub als „Brutstätte der Wünsche und Emotionen“. „Alles, was im Alltag normalerweise in den Hintergrund tritt, taucht plötzlich auf.“ Streit entsteht oft nicht von ungefähr, denn es gibt keinen Raum mehr, sich voreinander zu retten. Selbst unter Freunden kann das zu Streit eskalieren, besonders wenn Alkohol im Spiel ist.
Ein bekanntes Sprichwort lautet: Wenn Sie herausfinden möchten, ob Sie zusammenpassen, machen Sie gemeinsam eine dreiwöchige Reise. Es ist ein Witz mit einem Körnchen Wahrheit. „Im Urlaub werden die Unterschiede größer. Der eine will auf dem Markt stöbern, der andere auf dem Campingplatz bleiben. Wenn man darauf besteht, alles gemeinsam zu unternehmen, wird es zu einem Machtkampf: Wer gewinnt heute Nachmittag?“
Laut Pont heißt das Schlüsselwort Freiraum. Im wahrsten Sinne des Wortes. „Gebt einander im Urlaub Freiraum, genau wie zu Hause. Einer geht schwimmen, der andere liest ein Buch. Man muss nicht jede Mahlzeit gemeinsam einnehmen oder jeden Ausflug synchron planen.“
Das gilt für den Urlaub mit dem Partner, aber auch für Ausflüge mit Freunden oder der Familie. Auch praktische Absprachen können helfen. „Vereinbaren Sie, dass Sie sich beim Kochen abwechseln. Oder dass die Kinder einen Teil der Woche für das Abendessen zuständig sind. Das verschafft Ihnen etwas Freiraum.“
Überraschend viele Menschen werden krank, sobald sie im Urlaub sind. Das sei nicht überraschend, sagt Pont. „Früher dachten wir, Körper und Geist funktionieren unabhängig voneinander, aber wir haben unsere Meinung geändert. Wenn man sich entspannt, entsteht auch Raum für Signale, die man normalerweise unterdrückt. Symptome, die bereits schlummerten, tauchen plötzlich auf.“
Kurz gesagt: Urlaub ist nicht nur eine Zeit der Entspannung, sondern auch eine Zeit der Auseinandersetzung: mit sich selbst, mit anderen und mit den eigenen Erwartungen. Passen Sie Ihre Erwartungen an, geben Sie einander Freiraum. Nur dann können Sie Ihren Urlaub wirklich in vollen Zügen genießen.
Sie möchten Ihren Urlaub optimal nutzen und möglichst erholt nach Hause kommen. Wie gelingt Ihnen das am besten?
Warum ist es oft günstiger, mit dem Flugzeug in den Urlaub zu fahren als mit der Bahn?
Metro Holland