Wie funktioniert eine Volksjury?

Begoña Gómez, die Ehefrau von Premierminister Pedro Sánchez, soll vor Gericht erscheinen, um zu klären, ob sie öffentliche Gelder missbraucht hat. Bis zum Abschluss ihres Prozesses dauert es noch etwas, doch der zuständige Richter Juan Carlos Peinado ist bereit, die Entscheidung zu akzeptieren. Die endgültige Entscheidung wird das Provinzgericht Madrid treffen. Nachdem wir von dem Manöver des Vorsitzenden Richters des 41. Madrider Gerichts erfahren haben, sie vor ein Schwurgericht zu stellen, ist es an der Zeit zu erklären, was das bedeutet.
✚ Wer bildet das Gericht?Nach dem 1995 verabschiedeten Gesetz über Geschworenengerichte werden für jeden Prozess neun Mitglieder und zwei Ersatzmitglieder aus den Reihen der Einwohner derselben Gemeinde in der Provinz ausgewählt, in der das Verbrechen begangen wurde, in diesem Fall Madrid.
Voraussetzungen sind, dass die Person spanische Staatsangehörigkeit besitzt und volljährig ist, lesen und schreiben kann, ihre politischen Rechte ausüben kann und keine geistige oder körperliche Behinderung hat, die sie bei der Ausübung ihrer Aufgaben behindern würde.
✚ Kann man sich freiwillig als Jurymitglied engagieren?Nein. Sie können sich nicht direkt als Geschworener registrieren, sondern werden per Losverfahren unter den teilnahmeberechtigten Bürgern ausgewählt.
✚ Wie werden sie ausgewählt?Zu einem bestimmten Verfahren werden neben dem Richter auch einige Personen auf der Liste aufgerufen. Sie müssen Fragen stellen und können abgelehnt werden, bis nur noch neun übrig sind.
✚ Was macht die Jury?Es entscheidet, ob die vorgebrachten Tatsachen bewiesen sind oder nicht und ob der Angeklagte schuldig oder unschuldig ist, und fällt ein Urteil. Der vorsitzende Richter ist dafür verantwortlich, den Prozess zu leiten, die geltenden Gesetze zu erläutern und auf der Grundlage des Urteils der Jury das Urteil zu verfassen und das Strafmaß festzulegen.
✚ Welche Straftaten werden verfolgt?Tötung, Drohung, unterlassene Hilfeleistung, Einbruch, Vertrauensbruch bei der Verwahrung von Dokumenten, Bestechung, Einflussnahme, Veruntreuung öffentlicher Gelder, Betrug und rechtswidrige Erpressungen, verbotene Verhandlungen mit Amtsträgern und Vertrauensbruch bei der Verwahrung von Gefangenen.
✚ Fällt für die Tätigkeit als Juror eine Gebühr an?Ebenso wie bei der Ernennung eines Bürgers zu einem Wahllokal erhält er oder sie eine Bezahlung und Entschädigung in der durch die Vorschriften festgelegten Art und Höhe.
✚ Wer kann nicht Juror sein?Der Regierungspräsident, Minister, Präsidenten der Autonomen Gemeinschaften, Polizeibeamte, Anwälte, Mitglieder der Justiz und Staatsanwälte.
✚ KandidatenlisteDie Wahl der Jurymitglieder erfolgt alle zwei Jahre, jeweils im September der geraden Jahre. Die Provinzvertretung des Wahlamtes übermittelt die Liste der Jurykandidaten an das jeweilige Provinzgericht, das sie wiederum an die Stadträte und das Amtsblatt der jeweiligen Provinz zur Veröffentlichung weiterleitet. Jeder Jurykandidat wird anschließend über seine Aufnahme in die Liste informiert, damit er etwaige Entschuldigungen oder Verhinderungen für sein Amt geltend machen kann.
✚ Prozentsätze bei GeschworenenprozessenNach Angaben des Generalrats der Justiz enden über 90 % der Schwurgerichtsverfahren mit einer Verurteilung. Gegen diese Urteile kann jedoch vor den unteren und höheren Gerichten sowie dem Obersten Gerichtshof Berufung eingelegt werden.
✚ Auswahl eines bestimmten UrteilsDie Mitgliedschaft in der Geschworenenliste beträgt zwei Jahre. Während dieser Zeit kann eine Person für ein bestimmtes Verfahren ernannt werden. Dreißig Tage vor Beginn der Verhandlung weist der zuständige Richter seinen Gerichtsschreiber an, unter den Geschworenen der jeweiligen Provinz eine Auslosung durchzuführen. Für jeden Fall der nächsten Sitzung werden 36 Geschworene ausgewählt. Die Auslosung darf nicht wegen Abwesenheit eines der genannten Vertreter unterbrochen werden.
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