Zölle und Länderbündnisse

Die immense Macht der USA hat ihnen Ruhm eingebracht, doch nun hat sie ihnen auch Verruf und Entfremdung von ihren Verbündeten eingebracht. Viele angekündigte Zölle wurden nicht umgesetzt, andere wurden nach ihrer Ankündigung durch bilaterale Verhandlungen mit den betroffenen Ländern abgeändert, und wieder andere wurden verlängert, wie beispielsweise der 30-prozentige Zoll auf Importe aus Mexiko und der Europäischen Union. Donald Trump verfolgt einen transaktionalen Regierungsansatz.
Die USA machen lediglich 15 Prozent des Welthandels aus. Wenn sich die Regierungen, die 85 Prozent des Welthandels ausmachen, zusammenschließen und den USA Zölle auferlegen, wird Trump noch mehr von dem rückgängig machen müssen, was er bereits getan hat.
Die Auswirkungen von Zöllen auf die Kapitalmärkte sind unmittelbar. Sobald sie angekündigt werden, fallen die Aktienkurse, und umgekehrt steigen sie bei Korrekturen. Sie wirken sich auch auf die Wechselkurse aus.
Angesichts Trumps Marginalisierung des Handelsmultilateralismus versuchen Länder nun, ihre bilateralen Beziehungen zu den USA zu stärken, um Strafzölle zu vermeiden. Es ist eine pragmatische Reaktion. Länder suchen auch nach Alternativen mit anderen Handelspartnern. Indien und Brasilien haben beispielsweise eine Allianz gebildet, um Trumps Zölle anzufechten. Dies zeigt, dass einflussreiche Wirtschaftsbeziehungen das Ergebnis von Interaktion sind.
Die US-Regierung vertritt die Auffassung, dass die Einführung von Zöllen neben der Reduzierung des Sozialstaats auch die Finanzierung öffentlicher Ausgaben begünstigt. Allerdings gibt es in diesem Zusammenhang einige Grauzonen. Zum einen könnten sie die Inflation auf die Binnenwirtschaft erhöhen, zum anderen könnten Länder, die derzeit einen Handelsüberschuss mit den USA aufweisen, ihre Exporte in dieses Land reduzieren und auf andere Märkte verlagern.
Die Handelspolitik wird zu einem Instrument des geopolitischen Kampfes, der die Zusammenarbeit als Eckpfeiler der Handelsbeziehungen ausschließt.
Chinas Machtposition festigt sich und das Land gewinnt dank seiner Produktionsorganisation an Bedeutung in der Weltwirtschaft. Einige seiner Merkmale sind:
1. Die jährliche Zahl der Hochschulabsolventen ist von einer Million im Jahr 2000 auf heute 12 Millionen gestiegen. Die Hälfte davon hat einen Abschluss in Naturwissenschaften, Technik, Ingenieurwesen und Mathematik. China hat in diesen Bereichen fünfmal mehr Absolventen als die USA.
2.- Derzeit studieren sechs Millionen Chinesen an ausländischen Universitäten.
3. Chinesische Unternehmen gehen Partnerschaften mit ausländischen Firmen ein, was zu einer technologischen Modernisierung geführt hat. Sie haben außerdem ihre Lieferketten erweitert und ihr Netzwerk an Lieferanten und Innovatoren ausgebaut.
4.- Chinas Industrie ist dezentralisiert, was zu einem Wettbewerb zwischen den 31 Provinzen des Landes führt.
5.- Der Erfolg Chinas im verarbeitenden Gewerbe beruht auf seinem enormen Produktionsumfang, der die Kosten senkt und somit seinen größten Wettbewerbsvorteil darstellt.
Insgesamt betrachtet greifen die USA neben ihrem handelspolitischen Unilateralismus auch militärisch ein. Dies zeigt, dass multilaterale Institutionen an Bedeutung verlieren, wenn die Kriegstrommeln schlagen und Friedensbemühungen übertönen.
Eleconomista