Wandern auf dem Rennsteig: Das bietet Deutschlands ältester Fernwanderweg

Der Rennsteig gilt als ältester Fernwanderweg in Deutschland: Laut Website des Wanderwegs gibt es aus dem neunten bis elften Jahrhundert erste Hinweise auf seine Existenz. 1330 wurde der sogenannte Rynnestyg auch urkundlich erwähnt. Er diente zunächst als Grenz-, Kurier- und Handelsweg – worauf noch immer mehr als 1300 historische Grenz- und Wappensteine hinweisen.
Nach dem Mauerbau war der Weg abschnittsweise gesperrt, öffnete 1990 jedoch wieder. Der Höhenwanderweg beginnt in Hörschel bei Eisenach und verläuft auf 169,3 Kilometern bis nach Blankenstein an der Grenze zu Bayern. Die Wanderung führt dich nicht nur über den Kamm des Thüringer Waldes, sondern auch durch Thüringens Schiefergebirge und ein Stück des Frankenwaldes.

Der Rennsteig gilt als ältester Fernwanderweg Deutschlands.
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Der Fernwanderweg ist in acht Etappen aufgeteilt und gilt als mittelschwer. Die Strecke ist mit weißen „R“-Schildern gut markiert. Wir zeigen dir die einzelnen Etappen und Highlights des „ältesten Fernwanderwegs von Deutschland“.

Schon die erste Rennsteig-Etappe ab Hörschel bietet fantastische Ausblicke.
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Wenn du den Rennsteig von Beginn an erwandern möchtest, beginnst du mit den ersten 14,3 Kilometern in Hörschel, einem idyllischen Ortsteil westlich von Eisenach. Er liegt am Ufer der Werra und bietet einen eigenen Superlativ: Er gilt als ältester Ort am Rennsteig. Zur Wandertradition auf Deutschlands ältestem Fernwanderweg gehört es, dass Wanderinnen und Wanderer einen Stein aus der Werra mitnehmen – als Symbol für die Reise, denn am Ende sollst du ihn in die Selbitz in Blankenstein werfen.
Der Weg steigt sanft, aber konstant an und führt dich durch eine abwechslungsreiche Landschaft aus Wäldern, Bergwiesen und Feldern. Das erste Highlight ist der Blick auf die Wartburg vom Großen Eichelberg auf 310 Metern Höhe. Als nächste Sehenswürdigkeit erwartet dich der Vachaer Stein, ein alter Wegweiser an der Via Regia, die einst von Leipzig über Eisenach nach Frankfurt führte. Der Passübergang am Vachaer Stein war einer der bedeutendsten des Thüringer Waldes. Sogar Napoleon soll ihn während seines Rückzugs nach der Völkerschlacht bei Leipzig genutzt haben.
Ziel der ersten Etappe ist die Hohe Sonne auf 434 Metern Höhe. Der Name stammt von der markanten Sonne auf dem Turm des ehemaligen Jagdschlosses des Herzogs Ernst August von Sachsen-Weimar-Eisenach, das zwischen 1743 und 1747 erbaut wurde.

Der Große Inselsberg ist mit 916 Metern einer der höchsten und markantesten Gipfel des Thüringer Waldes.
Quelle: IMAGO/Panthermedia
Die zweite Etappe startet an der Hohen Sonne und zählt zu den anspruchsvolleren Abschnitten des Rennsteigs – sowohl in Sachen Kondition als auch Höhenmeter. Auf knapp 20 Kilometern steigst du von 434 Metern auf stolze 916 Meter hinauf, bevor es auf rund 727 Meter wieder hinabgeht. Damit hält diese Etappe die größten Höhendifferenzen der gesamten Tour bereit.
Der Weg führt dich über weite Strecken durch dichten Thüringer Wald – mit mehreren urigen Rastplätzen unterwegs: Ob am Ruhlaer Häuschen, beim Auerhahn, an der großen Meilerstätte, dem Dreiherrenstein oder an der Brotteroder Hütte, es gibt immer wieder Gelegenheiten für eine Pause mit Blick ins Grüne.
Ein echtes Highlight dieser Etappe ist der Große Inselsberg – mit 916 Metern einer der höchsten und markantesten Gipfel des Thüringer Waldes. Seine besondere Form und die weite Sicht ins Umland machen ihn zu einem der beliebtesten Ausflugsziele der Region. Der Name geht vermutlich auf den Fluss Emse zurück, der in der Nähe entspringt und über die Jahrhunderte in verschiedensten Schreibweisen auftauchte: Emmseberg, Enseberg, Inselsberg.
Früher verlief dort die Grenze zwischen gothaischem und hessischem Gebiet. Davon zeugen bis heute die beiden historischen Gaststätten auf dem Berg. Das Etappenziel ist die Grenzwiese, ein flacher Sattel von großer historischer Bedeutung. Der Name erinnert an die kleinstaatliche Vergangenheit Thüringens, als noch Landesgrenzen auf engem Raum verliefen. Heute findest du dort einen idyllischen Ort, wo der Tag nach dieser fordernden Etappe entspannt ausklingen kann.

Die Ebertswiese ist schon wegen ihres Bergsees ein Highlight von Etappe 3.
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Diese Etappe hält einiges für dich bereit: Auf 27,8 Kilometern wanderst du durch eine wunderschöne Mittelgebirgslandschaft in Höhenlagen zwischen 700 und 876 Metern. Gleich hinter der Grenzwiese geht es bergauf – zum Trockenberg mit 807 Metern und anschließend zum Großen Jagdberg (806 Meter). Dort lädt eine Schutzhütte am Wegesrand zur ersten Rast ein.
Ein landschaftliches Juwel erwartet dich bei Kilometer 44,1: die Ebertswiese. Diese naturbelassene Bergwiese mit malerischem Bergsee zählt zu den schönsten ihrer Art im Thüringer Wald. Benannt wurde sie nach Eberhard, dem ersten Abt von Georgenthal. Du wanderst durch eine bunte Mischung aus Borstgrasrasen, Frischwiesen, Quellfluren und Staudenlandschaften, die im Früh- und Hochsommer besonders farbenfroh sind.
Historisch interessant: An der Ebertswiese kreuzten sich früher alte Handelsrouten, die Städte wie Frankfurt, Nürnberg, Erfurt und Leipzig verbanden. Ziel dieser Etappe ist der Grenzadler bei Oberhof. Der Name geht auf das Jahr 1866 zurück, als dort – an einer der Hauptverbindungsstraßen – ein Grenzstein mit preußischem Adler die damalige Staatsgrenze markierte.

Der Große Beerberg ist eines der Highlights von Etappe 4.
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Die 20,1 Kilometer der vierten Etappe zählen zu den schönsten Abschnitten des Rennsteigs. Gleich zu Beginn lohnt sich ein Abstecher zum Rennsteiggarten Oberhof. Der botanische Garten auf über 800 Metern Höhe beherbergt rund 4000 Pflanzenarten aus den Mittel- und Hochgebirgen der Welt, von den Alpen über Asien bis hin zur arktischen Tundra.
Kurz darauf näherst du dich dem Großen Beerberg, mit 982 Metern die höchste Erhebung des Thüringer Waldes. Der Rennsteig führt etwas unterhalb des Gipfels vorbei und bietet selbst von dort spektakuläre Ausblicke. Ein weiteres Highlight ist Plänckners Aussicht auf 973 Metern Höhe, der höchste Punkt des Rennsteigs. Eine Gedenktafel erinnert an Julius von Plänckner, einen der Wegbereiter des Rennsteigs, der schon im 19. Jahrhundert den Verlauf des Höhenwegs kartierte.
Weiter geht es zur Alten Tränke, einer kleinen Quelle am Wegesrand – ideal für eine Pause und zum Auffüllen der Wasserflasche. Anschließend führt der Weg am Bahnhof Rennsteig vorbei. Mit 746 Metern ist er der zweithöchste Bahnhof Thüringens.
Ziel der Etappe ist Allzunah, ein ruhiger Ortsteil von Frauenwald. Gegründet wurde er 1691 mit dem Bau einer Glashütte durch Franz Wenzel. Der ungewöhnliche Name geht auf die Nähe zur konkurrierenden Glashütte in Stützerbach zurück – Allzunah lag eben „allzu nah“ an der Konkurrenz.

Der Aussichtsturm Rennsteigwarte ist der einzige seiner Art direkt am Weg.
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Auf dieser 24,5 Kilometer langen Etappe wanderst du vom Kamm des Thüringer Waldes hinüber ins Thüringer Schiefergebirge. Du spürst den Übergang nicht nur an der Landschaft, sondern auch an den geschichtlichen Spuren: Entlang des Weges erheben sich mehrere Dreiherrensteine, die daran erinnern, dass der Rennsteig früher nicht nur ein Höhen- und Handelsweg war, sondern auch Grenzlinie zwischen verschiedenen Herrschaftsgebieten.
Doch nicht nur politisch, sondern auch sprachlich verliefen dort Grenzen. Der Rennsteig gilt bis heute als Trennlinie zwischen thüringischen und fränkischen Dialekten. Und er ist eine markante Wasserscheide, was sich besonders eindrucksvoll an der Schwalbenhauptwiese zeigt, einem kleinen Hochplateau: Nur rund 100 Meter voneinander entfernt entspringen dort zwei Bäche, deren Wasser in unterschiedliche Richtungen fließt. Südlich entspringt der Rehbach, dessen Wasser über Neubrunn, Schleuse und Werra schließlich in die Weser mündet. Nördlich liegt die Quelle der Masse, die über Schwarza und Saale in die Elbe fließt.
Hinter dem Kurort Masserberg lohnt sich ein kurzer Aufstieg zur Rennsteigwarte – dem einzigen Aussichtsturm direkt am Weg. Von dort genießt du an klaren Tagen einen weiten Blick über die Höhen des Thüringer Waldes. Und mit etwas Glück erspähst du schon dein Tagesziel in der Ferne: das idyllische Friedrichshöhe mitten im Wald.

Am Rennsteig stößt man immer wieder auf historische Grenzsteine.
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Bevor du Friedrichshöhe verlässt, empfehlen wir einen Abstecher ins örtliche Naturpark-Infozentrum. Es ist eines von insgesamt 15 Infozentren im Naturpark Thüringer Wald und schon von Weitem am kleinen Uhrtürmchen zu erkennen. Bis 1961 befand sich dort eine der letzten Einklassenschulen der DDR, heute erfährst du viel über Natur, Landschaft und regionale Kultur.
Nach etwa zwei Kilometern erreichst du mit dem Dreistromstein einen der bedeutendsten hydrografischen Punkte Mitteleuropas. Er veranschaulicht, dass der Rennsteig nicht nur ein Wanderweg ist, sondern auch eine Wasserscheide. Von dort aus fließt Regenwasser in drei verschiedene Stromgebiete, nämlich Richtung Weser, Elbe und Rhein.
Weiter geht es nach Steinheid und zum Sandberg, einer geologischen Besonderheit: Dieser markante Hügel ist ein Überbleibsel aus einer Zeit, als das heutige Thüringer Schiefergebirge noch unter Ablagerungen aus Zechstein und Buntsandstein verborgen lag.
Mit Neuhaus am Rennweg erreichst du schließlich die größte Stadt direkt am Rennsteig. Sie beheimatet auch den höchstgelegenen Bahnhof Thüringens. Danach führt der Weg weiter durch waldreiche Höhen und über weite Aussichten bis nach Ernstthal. Das Tagesziel ist Spechtsbrunn, ein kleiner Ort mit einer überraschenden Sehenswürdigkeit: Die barocke Dorfkirche von 1746 beeindruckt mit detailreicher und kunstvoller Innenbemalung.

In Brennersgrün begann 1990 die erste deutsch-deutsche Rennsteigwanderung nach der Wende.
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Diese 19,7 Kilometer lange Etappe führt über einen der bedeutendsten historischen Passübergänge des Thüringer Waldes: die Kalte Küche. Wo heute das Naturpark-Informationszentrum Spechtsbrunn steht, verlief einst eine Handels- und Heerstraße von Nürnberg über Coburg bis nach Saalfeld und Leipzig. Der Name Kalte Küche stammt vermutlich von einem einstigen Gasthaus, in dem Reisende nur kalte Speisen bekamen.
Ein Stück weiter, an der Schleifenwiese, überquerst du die Landesgrenze zwischen Thüringen und Bayern. Eine Gedenktafel erinnert an den 28. April 1990 – den Tag, an dem der Rennsteig nach der deutschen Wiedervereinigung symbolisch wieder geöffnet wurde. Auch das Waldhaus Weidmannsheil, das du auf dem weiteren Weg passierst, spielt eine besondere Rolle in der Geschichte des Rennsteigs. Dort rief Ludwig Hertel 1982 zur Gründung des heutigen Rennsteigvereins auf.
Ab der Ziegelhütte bei Steinbach am Wald wanderst du auf dem sogenannten Schönwappenweg. Dieser Abschnitt des Rennsteigs trägt seinen Namen wegen der vielen kunstvoll verzierten Grenz- und Dreiherrensteine entlang des Weges. Besonders eindrucksvoll: der Kurfürstenstein aus dem Jahr 1515, der älteste Grenzstein am gesamten Rennsteig. Das Tagesziel ist Brennersgrün, ein kleiner Ort mit symbolischer Bedeutung: Dort begann 1990 die erste deutsch-deutsche Rennsteigwanderung nach der Wende.

Wer die Wanderung an der Selbitzbrücke beendet, sollte den vom Wegbeginn mitgenommenen Stein dort ins Wasser werfen.
Quelle: IMAGO/CHROMORANGE
Die letzte Etappe des Rennsteigs führt dich über 20,5 Kilometer durch eine Landschaft, die sowohl in Sachen Natur als auch Geschichte etwas ganz Besonderes ist: Gleich zweimal geht es über die ehemalige innerdeutsche Grenze. Heute verläuft dort das Grüne Band, der größte Biotopverbund Deutschlands. Wo einst Stacheldraht und Sperranlagen thronten, hat sich ein einzigartiger Lebensraum für seltene Pflanzen und Tiere entwickelt.
Du durchquerst den Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale und wanderst durch kleine Orte wie Grumbach, Rodacherbrunn und Schlegel, bevor Blankenstein erreicht ist – der offizielle Endpunkt (beziehungsweise Startpunkt) des Rennsteigs.
Dein Ziel liegt auf der Selbitzbrücke, die zugleich die Grenze nach Bayern markiert. Dort endet der Rennsteig, wie er begonnen hat: an einem Fluss. Etwa 200 Meter unterhalb der Brücke mündet die Selbitz in die Saale. Genau dort ist der Punkt, wo du den Stein ins Wasser wirfst, den du am Anfang in Hörschel aus der Werra mitgenommen hast.
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