Livorno bis Lucca: So entspannt ist Sommer in der Toskana

Ob Familientrip an die Küste, Lunch mit Blick auf sanft geschwungene Weinberge, ein Besuch in Machiavellis legendärem Exil-Anwesen oder ein spontaner Ausritt durch Pinienhaine – die Tagestrips sind so vielfältig wie die Toskana selbst. reisereporterin Katharina war vor Ort auf kulinarischer Entdeckungstour mit Kulturgeschichte, erzählt von alten Villen, neuen Winzerinnen und Geheimtipps abseits der gängigen Pfade.

Siena bei Abendlicht – wenn die warmen Terrakottatöne glühen, der Campo summt und Geschichte wie ein Parfüm in der Luft liegt.
Quelle: Katharina Viktoria Weiß
Livorno ist ein Mix aus Arbeiterhafen, Jugendstilbauten und ungeschönter Authentizität. Besonders reizvoll ist ein Spaziergang entlang der Terrazza Mascagni: ein schwarz-weiß gefliester Prachtboulevard mit Blick auf das Meer. Wer es künstlerisch mag, besucht das Museo Giovanni Fattori mit Werken der toskanischen Malerschule. Für einen besonderen Aperitivo empfiehlt sich der Caffè Shakerato in der Bar Civili – ein schaumiger Espresso-Cocktail (ohne Alkohol), der in Livorno fast so berühmt ist wie der Sonnenuntergang am Lungomare.

Der Single Fin Tuscany Beach bei Livorno bietet edles Design und lebenslustige Einheimische.
Quelle: Katharina Viktoria Weiß
Direkt am Küstenstreifen zwischen Pisa und Livorno liegt mit dem Single Fin Tuscany ein Paradies für Menschen mit Hund: Der erste voll ausgestattete Hundestrand der Region bietet nicht nur Schattenplätze, Wasserstationen und Waschzonen. Die ansprechend designten 100 Meter Strand machen aber auch ohne tierische Begleitung Spaß, und das Essen im dazugehörigen Restaurant ist ebenfalls empfehlenswert.
Nach dem Meeresrauschen und dem urbanen Flair Livornos wird es stiller, grüner, weiter. Die Straße windet sich durch sanft geschwungene Hügellandschaften, Zypressen säumen den Weg, der Asphalt dampft in der Sonne. Wer die Toskana nicht nur sehen, sondern erfühlen will, sollte sie vom Pferderücken aus entdecken. Besonders rund um San Gimignano, Volterra und im Chianti bieten zahlreiche Agriturismi geführte Ausritte für Beginnende und Fortgeschrittene an – oft kombiniert mit Weinverkostungen oder Picknick in den Weinbergen.

Reiten durch die Toskana: Ein Ausritt zwischen Olivenbäumen und Weinreben.
Quelle: IMAGO/Dreamstime
Bekannt ist etwa das Reitzentrum Centro Ippico della Berardenga südlich von Siena, das Touren durch Olivenhaine und Wälder organisiert. Auch das Toscana-Ranch-Reitzentrum bei Castelfalfi gilt als eine der besten Adressen – hier trifft Westernreiten auf Bilderbuchlandschaft. Ideal für Familien oder Reisende, die Natur, Entschleunigung und tierische Nähe verbinden möchten.
Im Chianti wird seit Jahrhunderten Wein angebaut, doch seit einigen Jahren sind es vermehrt junge Winzerinnen, die mit frischen Ideen, biologischen Anbaumethoden und neuen Etiketten die Tradition herausfordern.
Ein ganz besonderer Ort: In einer Branche, die traditionell von Männern dominiert wird, beschäftigt das toskanische Weingut Il Casato Prime Donne ausschließlich Frauen. Die Vorfahren von Besitzerin Donatella Cinelli Colombini besaßen bereits im 16. Jahrhundert Land in der Gegend von Montalcino, und die letzten Generationen haben den Besitz in weiblicher Linie weitergegeben. Ende der 1990er erbte Colombini das Anwesen von ihrer Mutter.
Im Herzen des Chianti Classico, nahe San Casciano, prägt zudem Silvia Badii die neue Generation der Winzerinnen. Seit 2018 führt sie das Familienweingut Il Colle, das ihre Eltern 1983 gründeten. Neben dem klassischen Sangiovese kultiviert sie Merlot und Cabernet und bringt seit Kurzem auch einen eigenständigen Supertuscan auf den Markt.
Ristoro di Lamole im Ort Lamole: Hier scheint die Toskana wie gemalt. Auf der Terrasse öffnet sich der Blick auf sanfte Hügel voller Reben und Olivenbäume. Der Lunch ist einfach, ehrlich und wunderbar aromatisch.

Lunch mit Aussicht: Auf der Terrasse von Ristoro di Lamole schmeckt das Bistecca doppelt gut.
Quelle: Katharina Viktoria Weiß
Oltre il Giardino in Panzano: Etwas versteckt, aber mit Blick auf das sagenumwobene Conca d’Oro: eine ruhige Terrasse, auf der die Zeit stillzustehen scheint. Toskanische Küche wie aus dem Bilderbuch, familiär serviert.
La Castellana in Montefioralle: Hoch oben im mittelalterlichen Montefioralle genießt man nicht nur Panoramablicke, sondern auch regionale Spezialitäten in entspannter Atmosphäre. Drinnen klimatisiert, draußen angenehm schattig.
Siena ist im Sommer eine Einladung zum gemächlichen Flanieren. Vom gut zugänglichen Parkhaus Il Campo führt ein Aufzug direkt in die historische Altstadt. Auf der Piazza del Campo lässt sich das bunte Treiben bei einem Kaffee mit Blick auf die Torre del Mangia beobachten.
Ein Spaziergang entlang der Via di Città bietet kleine Boutiquen, edle Palazzi und kühle Schattenzonen. Wer weitergeht, erreicht den Duomo di Siena – ein Juwel der Gotik, prächtig in Farbe und Form.

Der Dom von Siena, ein Meisterwerk der Gotik, ist mit seiner weiß-grün gestreiften Fassade, kunstvollen Mosaiken und himmelwärts strebenden Säulen ein Ort zum Staunen und Verweilen.
Quelle: Katharina Viktoria Weiß
In Siena lohnt sich auch ein Abstecher in die Basilica di San Domenico, auch bekannt als Basilica Cateriniana. Hier befindet sich in einer kleinen Seitenkapelle das mumifizierte Haupt der heiligen Katharina in einem goldenen Reliquiar sowie ihr Daumen – ein eindrückliches Zeugnis mittelalterlicher Spiritualität.
Wer schon mal in der Toskana ist, sollte sich auch Florenz, die Perle der Toskana, nicht entgehen lassen. Florenz ist ein Meisterwerk aus Stein, Licht und Geschichte – ein Ort, an dem die Renaissance nicht nur in Museen, sondern auf jeder Piazza, in jeder Säule, jedem Blick auf den Arno weiterlebt. Doch zwischen all der Kunst und Architektur darf auch der Genuss nicht fehlen: Für Fans der italienischen Küche ist ein Stopp bei Il Paiolo eine Empfehlung: besonders die dort servierte Carbonara – mit perfekt al dente gekochter Pasta, feinem Guanciale und cremiger Soße.
Villa Machiavelli: In diesem historischen Anwesen schrieb Niccolò Machiavelli im Exil seinen „Fürsten“ – heute kann man hier Wein verkosten.
Quelle: Katharina Viktoria Weiß
30 Autominuten vor Florenz entfernt, in Sant’Andrea in Percussina, liegt das legendäre Anwesen von Niccolò Machiavelli. Heute beheimatet Il Borgo Machiavelli elegante Unterkünfte, Restaurants und Veranstaltungsräume. Zwischen alten Gemäuern, Zypressen und modernem Komfort kann man Geschichte atmen und gleichzeitig mit Blick auf die Hügel Brunello trinken.
Im Schatten der Stadtmauern von Lucca erstrecken sich Künstlermärkte und Musik. Besonders zauberhaft: Der Mercato Antiquario Lucchese (an jedem dritten Sonntag im Monat und am Samstag davor) bietet Antiquitäten unter freiem Himmel. Musikalisch lohnt sich ein Besuch im Puccini-Haus oder ein Opernabend beim Puccini-Festival.

Der Fluss Serchio nahe Lucca – wer hier ist, sollte unbedingt das Umland erkunden und auf sich wirken lassen.
Quelle: IMAGO/VWPics
Wer Lust auf einen Ausflug hat, mietet eine Vespa oder einen Fiat 500 und erkundet die Alpi Apuane. Auf der Vespa geht’s dann zur Grotta del Vento, mit dem Fiat gleitet man durch die kurvige Landschaft – inklusive Fotostopps und Picknick.
Abseits der klassischen Toskana-Routen überrascht Prato mit einem spannenden Mix: Die Stadt beheimatet die größte chinesische Gemeinschaft Italiens. In versteckten Gassen befinden sich authentische Nudelbars, Teeläden und Shopping-Malls mit asiatischem Flair. Ideal für alle, die neben Pasta auch Dumplings lieben – und für Reisende, die neugierig auf kulturelle Schnittstellen sind.

Zwischen Palazzi, Boutiquen und barocker Pracht: reisereporterin Katharina genießt den Ausflug nach Siena.
Quelle: Katharina Viktoria Weiß
Die Toskana ist mehr als eine Postkarte. Zwischen Meeresrauschen, Weinverkostung und Machiavellis Schatten entfaltet sich ein Sommer voller sinnlicher Kontraste. Wer offen bleibt, findet hier das weiche Herz Italiens – und vielleicht ein neues Lieblingsplätzchen.
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