Wälder im Zentrum der Dekarbonisierung

Wälder spielen eine zentrale Rolle bei der Regulierung des Klimas. Sie sind einer der wichtigsten natürlichen Mechanismen zur Bindung von Kohlendioxid (CO₂) aus der Atmosphäre und tragen so zur Abschwächung der Auswirkungen des Klimawandels bei. Durch Photosynthese binden Bäume und andere Pflanzen CO₂ und wandeln es in Sauerstoff und Biomasse wie Stämme, Blätter und Wurzeln um. Der Kohlenstoff bleibt jahrzehnte- oder jahrhundertelang in Bäumen, Böden und der Vegetation gespeichert.
Laut dem Bericht „Global Forest Resources Assessment 2020“ (FRA 2020) der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) speichern die Wälder der Welt rund 662 Milliarden Tonnen Kohlenstoff (Gt – Gigatonnen). Pro Hektar entspricht dies durchschnittlich 163 Tonnen, verteilt auf organische Bodensubstanz (45 %), oberirdische lebende Biomasse und Wurzeln (ca. 44 %) sowie abgestorbene Waldbedeckung, bestehend aus Ästen und Blättern, die von den Bäumen fallen (ca. 10 %).
Der Verlust von Wäldern gefährdet dieses Gleichgewicht im Kohlenstoffkreislauf. Laut FRA 2020 gingen zwischen 1990 und 2020 weltweit rund 178 Millionen Hektar Waldfläche verloren, was zu einem Rückgang der globalen Kohlenstoffvorräte in Wäldern um 6,3 Milliarden Tonnen führte. Die Hauptursachen für diesen Rückgang waren Abholzung und Ökosystemzerstörung sowie die Ausbreitung landwirtschaftlicher Flächen und Städte.
Doch es gibt nicht nur schlechte Nachrichten, insbesondere für Europa. Zwischen 2005 und 2020 wuchsen die europäischen Wälder um fast sechs Millionen Hektar – eine Fläche größer als die Schweiz, das entspricht etwa 1.500 Fußballfeldern pro Tag.
Dasselbe gilt für Portugal. Offiziellen Schätzungen zufolge ist die nationale Waldfläche von rund 640.000 Hektar im Jahr 1874 auf heute über drei Millionen Hektar angewachsen (Daten aus der Nationalen Waldinventur – IFN6 des ICNF). Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bedeckten Wälder weniger als 18 % der Landesfläche, heute sind es rund 36 %.
Dieses Wachstum kam nicht von ungefähr. Ein Großteil der neuen Waldflächen in Europa und insbesondere in Portugal entstand durch Plantagen, die zu verschiedenen Zwecken angelegt wurden. In unserem Land sind die natürlichen Wälder praktisch ausgestorben und machen weniger als 1 % der gesamten Waldfläche aus.
Für einen ernsthaften und effektiven Ansatz zur Dekarbonisierung ist die Unterscheidung zwischen den verschiedenen Waldtypen von entscheidender Bedeutung.
Die FAO unterteilt sie in zwei Hauptgruppen: sich natürlich regenerierende Wälder, die überwiegend aus spontan und ohne direkte menschliche Eingriffe gewachsenen Bäumen bestehen. Und gepflanzte Wälder, die überwiegend durch menschliches Handeln, durch Anpflanzung oder gezielte Aussaat, entstanden sind. Letztere werden in „Plantagenwälder“ unterteilt, die der Produktion von Holz oder anderen Waldprodukten dienen, und „andere gepflanzte Wälder“, die künstlich angelegt wurden, im reifen Zustand aber eine natürliche Struktur aufweisen.
In einer Zeit, in der Europa bis 2030 jährlich 310 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent (Mt – Megatonnen) binden muss, um seine Ziele der Kohlenstoffneutralität zu erreichen, ist es von entscheidender Bedeutung, alle Wälder zu betrachten, einschließlich der Produktionswälder – das oft vergessene Teil des Klimapuzzles.
CO₂-Äquivalent ist eine Methode, die Auswirkungen aller Treibhausgase wie Kohlendioxid zu messen und so den Vergleich zu erleichtern. So wird die Auswirkung auf die globale Erwärmung in CO₂-Äquivalente umgerechnet, auch wenn sich ein Gas unterscheidet.
In Portugal leisteten die Wälder, abgesehen von Jahren mit schweren Bränden, einen positiven Beitrag. Schätzungen zufolge speicherten sie zwischen 1990 und 2021 durchschnittlich 5,58 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr. Im Jahr 2023 betrug der Gesamtwert, der der Atmosphäre entzogen wurde, rund 1,44 Millionen Tonnen. Ein erheblicher Teil dieses Beitrags stammt aus nachhaltig bewirtschafteten Produktionswäldern. Da die Kohlenstoffbindung nicht von der Natürlichkeit des Waldes abhängt, sondern von seiner Gesundheit, Dichte und Wachstumsdynamik, kann ein junger, aktiv wachsender Wald, wie beispielsweise Eukalyptus- oder Seekiefernplantagen, genauso viel oder mehr Kohlenstoff speichern als ein reifer und/oder degradierter Wald.
In einem unbewirtschafteten Wald wird das Unterholz zum Brennholz, Wege verschwinden, die Artenvielfalt nimmt ab und die Brandgefahr steigt sprunghaft. Im Gegensatz dazu ist ein nachhaltig bewirtschafteter Wald – auch ein Produktionswald – ein Wald, der überwacht, diversifiziert und geschützt wird.
Eine gute Forstverwaltung verringert das Risiko größerer Brände drastisch, verbessert die Widerstandsfähigkeit der Arten gegenüber dem Klimawandel, fördert den Nährstoffkreislauf im Boden und fördert Landschaftsmosaike, was der Tierwelt, der Flora und den Menschen zugutekommt.
Unternehmen wie The Navigator Company, der größte private Forstproduzent Portugals, der rund 109.000 Hektar bewirtschaftet, wenden international zertifizierte Forstverwaltungsmodelle an, die die Ziele der Produktion von Holz- und Nichtholzprodukten mit Brandschutzplänen, Brennstoffmanagementzonen, Überwachungsteams und Schutz- bzw. Erhaltungszonen in Einklang bringen.
Die Dekarbonisierung der portugiesischen (und europäischen) Wirtschaft erfordert einen besseren Wald – einen Wald, der nicht aufgegeben wird, sondern gut bewirtschaftet wird, in dem die Produktion dem Schutz dient und der Schutz der Produktion dient.
Eucalyptus globulus (wissenschaftlicher Name: Eucalyptus globulus ) ist eine in Portugal eingebürgerte Art mit kurzen Erntezyklen (zwischen 10 und 12 Jahren) und hoher Kohlenstoffbindungseffizienz. Schätzungsweise kann ein Hektar aktiv und nachhaltig bewirtschafteter Eukalyptuswald im gleichen Zeitraum bis zu siebenmal mehr Kohlenstoff binden als ein Korkeichenwald und dreimal mehr als ein Strandkiefernwald. Neben diesem Vorteil werden Eukalyptusplantagen auch von der Industrie bewirtschaftet, um besser auf klimatische Herausforderungen reagieren zu können. Durch genetische Verbesserung konnten beispielsweise Pflanzen ausgewählt und entwickelt werden, die widerstandsfähiger gegen Dürre, Schädlinge und Krankheiten sind. Die Navigator Company war ein Pionier auf diesem Gebiet und entwickelte die ersten Eucalyptus globulus-Klone weltweit.
Der Klimawert von Produktionswäldern geht über die Kohlenstoffbindung während des Baumwachstums hinaus. Er liegt auch im sogenannten „Substitutionseffekt“ von Holzprodukten – der Fähigkeit von Produkten aus Waldbiomasse, andere fossilen Ursprungs (z. B. Verpackungskunststoffe) zu ersetzen und so zum Übergang von einer linearen Wirtschaft auf Basis endlicher Ressourcen zu einer zirkulären Bioökonomie auf Basis erneuerbarer Ressourcen beizutragen.
Waldbiomasse kann in unzähligen Sektoren eingesetzt werden – vom Baugewerbe bis zur Textilindustrie, von der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie bis hin zu Gesundheitsprodukten, Kraftstoffen und Verpackungen. Der Ersatz fossiler Rohstoffe durch Waldbioprodukte ist eine der vielversprechendsten Möglichkeiten zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen.
Unter Waldbiomasse versteht man die gesamte organische Substanz aus Waldgebieten (z. B. Wurzeln, Rinde, Blätter, Äste und Stämme). Sie besteht hauptsächlich aus Zellulose, Hemizellulose und Lignin.
Zellulose – Bioprodukte aus Zellulose können in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden, beispielsweise als Ersatz für petrochemische Kunststoffe oder im Gesundheitswesen.
Hemicellulose – Komplexe Kohlenhydrate, die Mikroorganismen wie Gärbakterien als Nahrung dienen. Diese Mikroorganismen produzieren beispielsweise Bioethanol. Hemicellulose kann auch zur Herstellung von Biokunststoffen verwendet werden.
Lignin – Es ist das Bindemittel für Zellulosefasern und Hemizellulose. Nach der Isolierung dient es zur Herstellung von Polyolen, die beispielsweise bei der Herstellung von Bauschäumen eingesetzt werden und petrochemische Schäume ersetzen. Lignin kann auch zur Herstellung von Klebstoffen für Spanplatten, wie MDF-Platten, oder Zementzusätzen verwendet werden.
Portugal ist im Bereich der waldbasierten Bioökonomie gut aufgestellt, nicht nur aufgrund seiner natürlichen Boden- und Klimabedingungen, sondern auch aufgrund der Reife seines Forstsektors und seiner Investitionen in Innovationen.
Die Navigator Company hat sich verpflichtet, diesen Wandel anzuführen. Seit über siebzig Jahren erforscht das Unternehmen den Eucalyptus globulus in Brasilien und sammelt technische und wissenschaftliche Erkenntnisse über sein Verhalten, seine Produktivität und seine nachhaltige Bewirtschaftung. In den letzten Jahren hat das Unternehmen mit seinem Forschungs- und Entwicklungszentrum RAIZ – Instituto de Investigação da Floresta e Papel (Wald- und Papierforschungsinstitut) – fortschrittliche Bioprodukte aus den Fasern dieser Art entwickelt, von geformten Zelluloseprodukten, die Einwegkunststoffe ersetzen, bis hin zu Biokraftstoffen, die für die Dekarbonisierung von Sektoren wie der Luft- und Seefahrt unerlässlich sind.
Eine Strategie, die in der Agenda 2030 übernommen wurde und deren Vision und Umsetzung dem Unternehmen die Anerkennung von Sustainalytics als eines der „2025 ESG Industry Top-Rated Companies“ einbrachte und es in puncto Nachhaltigkeit zu den besten Unternehmen der Welt machte.
In einer Zeit, in der wir mit weniger mehr erreichen müssen – mehr gebundenen Kohlenstoff, mehr erneuerbare Ressourcen, mehr geschützte Gebiete – spielen Produktionswälder eine zentrale Rolle.
Es geht nicht darum, zwischen Naturschutz und Entwicklung zu wählen. Es geht darum, ein multifunktionales Forstwirtschaftsmodell zu entwickeln, das Rentabilität, Biodiversität, Innovation und Klimaschutz vereint. Ein Modell, in dem insbesondere Eukalyptus nicht der Bösewicht ist, sondern vielmehr ein Werkzeug – neben anderen – im Dienste der Nachhaltigkeit.
Portugal verfügt über die richtigen Voraussetzungen. Was fehlt, ist eine einheitliche Politik, Investitionen und öffentliche Stellungnahmen. Die Wertschätzung aller Wälder – natürlicher und gepflanzter, öffentlicher und privater, Naturschutz- und Nutzwälder – ist der erste Schritt, um sicherzustellen, dass das Land in der Klimageschichte auf der richtigen Seite steht.
Es liegt an uns allen, den Wald intelligent und verantwortungsvoll zu pflegen. Denn ohne Bäume und diejenigen, die sie pflanzen, pflegen und wertschätzen, kann es keine Dekarbonisierung geben.
observador