Einsamkeit verursacht laut WHO jährlich fast eine Million Todesfälle

Einsamkeit verursacht laut einem aktuellen Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) jährlich fast eine Million Todesfälle oder etwa 100 pro Stunde. Der Bericht beleuchtet die Auswirkungen sozialer Kontakte auf die Gesundheit sowie deren Folgen in verschiedenen Kontexten. Laut WHO soll das Dokument auf das Problem aufmerksam machen und die Länder auf die Notwendigkeit von Maßnahmen hinweisen.
Schätzungen zufolge ist derzeit jeder sechste Mensch weltweit von Einsamkeit betroffen – sei es aufgrund von Alleinsein, gesundheitlichen Problemen, mangelnder Infrastruktur oder gar fehlendem Zugang zu Technologie. Der Bericht unterscheidet zwischen Einsamkeit und sozialer Isolation: Erstere beschreibt das Gefühl, unter einem Mangel an sozialen Bindungen zu leiden; Isolation hingegen beschreibt das Fehlen dieser Bindungen im Alltag.
Laut WHO ist dies nicht nur ein Problem für ältere Menschen – schätzungsweise 21 % der Jugendlichen zwischen 13 und 17 Jahren und 17,4 % der jungen Menschen zwischen 18 und 29 Jahren fühlen sich einsam. Das Phänomen ist auch in armen Ländern weiter verbreitet, wo es jeden Vierten betrifft. Minderheitengruppen wie Menschen mit Behinderungen, Migranten und die LGBTQIA+-Community stehen vor noch größeren Hürden bei der Sozialisierung.
Studien zeigen, dass Alleinleben mit einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Probleme wie Depressionen und Angstzustände sowie kognitiven Abbau verbunden ist. „Es gibt belastbare Belege zu diesem Thema, die zeigen, dass soziale Beziehungen die Sterblichkeit in ähnlicher Weise beeinflussen wie bekannte Risikofaktoren wie Rauchen“, sagt der Psychiater Luiz Zoldan, medizinischer Leiter des Einstein Mental Health and Well-Being Center am Einstein Hospital Israelita. „Studien zeigen, dass Menschen mit starken Beziehungen beispielsweise eine um 50 Prozent höhere Überlebenschance haben als Menschen, die allein leben.“
Denn Einsamkeit beeinträchtigt die Gesundheit auf vielfältige Weise. Sie kann Stressreaktionen auslösen, die verschiedene Systeme – wie das Hormon-, Immun- und Herz-Kreislauf-System – beeinträchtigen und hormonelle und entzündliche Veränderungen verursachen, die mit verschiedenen chronischen Krankheiten in Verbindung gebracht werden.
Darüber hinaus erhöht Isolation das Risiko ungesunder Verhaltensweisen wie Rauchen, übermäßigen Alkoholkonsum, Bewegungsmangel und mangelnder Einhaltung von Gesundheitsbehandlungen. Soziale Kontakte erleichtern zudem die Lösung alltäglicher Probleme und sorgen für mehr Motivation und Wohlbefinden.
Für die WHO stärkt die Investition in soziale Kontakte das soziale Gefüge und hat direkte Auswirkungen auf die Gemeinschaften. „Es ist nicht nur ein emotionaler Vorteil, sondern ein Problem der öffentlichen Gesundheit. Es ist ein entscheidendes Problem, das mit wirksamen politischen Maßnahmen angegangen werden muss“, sagt Zoldan.
Quelle: Einstein Agency
Der Beitrag „Einsamkeit verursacht laut WHO fast 1 Million Todesfälle pro Jahr“ erschien zuerst auf Agência Einstein .
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