Zum ersten Mal seit 20 Jahren ohne Kamil Stoch. Die Weltmeisterschaften beginnen
Norwegen wird zum sechsten Mal in der Geschichte Gastgeber der FIS Nordischen Skiweltmeisterschaften sein. Oslo war in der Vergangenheit viermal Gastgeber des Turniers (1930, 1966, 1982, 2011), und 1997 fand die Veranstaltung in Trondheim statt. Adam Małysz, der aktuelle Präsident des polnischen Verbandes, beendete die Wettkämpfe auf der Granasen-Anlage auf den Plätzen 14 und 36, während Robert Mateja auf der Normalschanze Fünfter wurde.
Die Polen haben gute Erinnerungen an Trondheim. Im Jahr 2001 stellte Małysz einen Rekord für die örtliche Anlage auf, der Trainer Apoloniusz Tajner in Erstaunen versetzte. 138,5 m blieben bis zu ihrem Umbau im Jahr 2008 die längste offizielle Schanze in Granasen. In der Saison 2017/18 startete der in der Form seines Lebens befindliche Stoch vom ersten Startbalken und landete bei 146 Metern.
2021 wurden jedoch beide Schanzen abgebaut und durch moderne Anlagen mit 102 und 138 m ersetzt. Die offizielle Eröffnung erfolgte am 1. Februar 2023. Die Ehre, die ersten Versuche zu unternehmen, wurde den Norwegern Johann Andre Forfang und Eirin Maria Kvandal zuteil. Die Polen hatten im September letzten Jahres die Gelegenheit, auf diesen Schanzen zu trainieren und äußerten sich positiv darüber.
Ihre Wintersaison war jedoch durchschnittlich. Nicht ein einziges Mal standen sie auf dem Podest, geschweige denn feierten sie ihren 100. Weltcupsieg, auf den sie seit fast zwei Jahren warten – und zwar ab 16. März 2023.
Der österreichische Trainer des polnischen Teams Thomas Thurnbichler hat für die Weltmeisterschaft Paweł Wąsek, den in dieser Saison besten Athleten, sowie Aleksander Zniszczoł, Jakub Wolny, Dawid Kubacki und Piotr Żyła nominiert.
Kamil Stoch verzichtet auf WM-StartErstmals seit 2005 wird Stoch nicht an einer WM teilnehmen. Er bereitet sich mit einer eigenen Mannschaft, die vom Tschechen Michal Dolezal geleitet wird, auf die Saison vor. Der dreimalige Olympiasieger gab vor 20 Jahren in Oberstdorf sein WM-Debüt. Später startete er auch in: Sapporo, Liberec, Oslo, Val di Fiemme, Falun, Lahti, Innsbruck sowie Seefeld, Oberstdorf und Planica. In 10 Wettbewerben dieses Ranges gewann er insgesamt sechs Medaillen: zwei Gold-, eine Silber- und drei Bronzemedaillen.
„Die Entscheidung über die WM-Teilnahme wurde auf Grundlage der Weltcup-Rangliste und des besten Einzelergebnisses der Saison getroffen. Kamil hat sich in Sapporo etwas verbessert, aber in Wirklichkeit haben andere Teilnehmer bessere Einzelergebnisse erzielt“, erklärte Thurnbichler in einer Mitteilung des Polnischen Skiverbandes (PZN).
Die Argumente des Österreichers sind umstritten, denn in der Gesamtwertung belegt Wąsek den 14., Zniszczoł den 24., Wolny den 33., Kubacki den 34., Stoch den 36. und Żyła den 39. Platz, wobei letzterer als Titelverteidiger Polen einen zusätzlichen, fünften Startplatz auf der kleineren Schanze garantiert.
Die Hoffnungen ruhen vor allem auf Wąsek, dem jüngsten Spieler im Kader. In der laufenden Weltcupsaison landete er sechsmal unter den ersten Zehn, unter anderem als Vierter auf der Mammutschanze in Oberstdorf sowie als Fünfter in Innsbruck und Zakopane.
Favoriten sind in allen Springen die seit Dezember dominierenden Österreicher, an der Spitze der Vierschanzentournee-Sieger und Gesamtführende Daniel Tschofenig. Beim letzten Cup-Springen glänzte zwar auf „seiner“ Schanze in Sapporo der zuvor gescheiterte Japaner Ryoyu Kobayashi, doch auch die Norweger zeigten eine Formsteigerung, und in Trondheim könnten ihnen die eigenen Wände helfen.
Bei den alle zwei Jahre stattfindenden Weltmeisterschaften in Liberec 2009 konnten polnische Skispringer zuletzt keine Medaille gewinnen. In der Tschechischen Republik holte die Langläuferin Justyna Kowalczyk jedoch gleich drei Medaillen – zweimal Gold und einmal Bronze – und das polnische Team konnte damit seine Siegesserie fortsetzen, die zwei Jahre zuvor begonnen hatte. Letztmals gelang ihnen bei einer WM 2005 in Oberstdorf kein Podestplatz.
Vor zwei Jahren landeten die Skispringer im slowenischen Planica zweimal unter den ersten drei: Kubacki wurde Dritter auf der Großschanze, Żyła verteidigte seinen Titel auf der Normalschanze.
Bei den Damen gilt die Weltcupführende Nika Prevc als Favoritin. Der Slowene gewann die letzten sechs Einzelwettbewerbe, darunter zwei am Wochenende im österreichischen Hinzenbach. Die Schwester von Peter, Domena und Cene steuert zuversichtlich auf den Gewinn ihres zweiten Kristallglobus zu.
In Trondheim starten drei polnische Vertreterinnen: die attraktivsten Anna Twardosz, Pola Bełtowska und Nicole Konderla. Auch Natalia Słowik sollte nach Norwegen gehen, doch sie beschloss, ihre Karriere zu unterbrechen.
Acht Polen werden im Skilanglauf antreten: Aleksandra Kołodziej, Izabela Marcisz, Monika Skinder, Sebastian Bryja, Dominik Bury, Kamil Bury, Piotr Jarecki und Maciej Staręga. In der laufenden Saison holten die Weiß-Roten sporadisch Weltcuppunkte. Dominik Bury belegt in der Gesamtwertung den 78. Platz und Marcisz den 119. Platz.
Eine der Hauptheldinnen und größten Stars des Events in Trondheim wird, auch unabhängig vom sportlichen Ergebnis, Therese Johaug sein. Die norwegische Langläuferin beendete ihre Karriere 2022, nahm in dieser Saison aber wieder am Weltcup teil, unter anderem an der Sie errang vier Siege und gewann die Tour de Ski-Serie. Der 36-Jährige hat 19 Weltmeisterschaftsmedaillen gewonnen, darunter 14 Goldmedaillen. Ihren ersten Sieg errang sie 2011 in Oslo. Darüber hinaus gewann sie dreimal die Gesamtweltcupwertung und konnte 82 Einzelsiege verzeichnen. Sie ist außerdem vierfache Olympiasiegerin. Ein Dopingunfall im Jahr 2016 hinterließ jedoch Spuren in ihrem Image und eine 18-monatige Sperre verhinderte ihre Teilnahme an den Spielen in Pyeongchang (2018).
Gute Chancen auf mehrere Medaillen hat auch Jessie Diggins, die Führende der Weltcup-Gesamtwertung. Der US-Amerikaner konnte in dieser Saison sechs Einzelsiege erringen.
Bei den Männern setzen die Gastgeber vor allem auf Johannes Klaebo, der in dieser Saison bereits zehn Einzelsiege errang und bei der Tour de Ski triumphierte. Der Norweger ist im Sprint am stärksten, aber auch im Langstreckenlauf ist er sehr gut.
Der preisgekrönte norwegische Duathlet Jarl Magnus Riiber hat bekannt gegeben, dass er an Morbus Crohn leidet und diese Saison seine letzte sein wird. Noch mehr Lust hat er, vor heimischem Publikum WM-Medaillen zu gewinnen. Seine Hauptkonkurrenten werden die Deutschen Vinzenz Geiger und Julian Schmid sein.
Der Norweger hat die Kristallkugel bereits fünfmal gewonnen. Hinzu kamen acht Gold- und drei Silbermedaillen bei Weltmeisterschaften sowie olympisches Silber.
In der Nordischen Kombination wird Polen durch Paweł Szyndlar, Andrzej Waliczek und Joanna Kil vertreten, die in der Weltcup-Gesamtwertung den 18. Platz belegt.
Die Skifahrer in Trondheim treten in 25 Disziplinen an: 12 im Skilanglauf, sechs in der Nordischen Kombination und sieben im Skispringen.
Die WM-Eröffnungsfeier findet am Mittwochabend statt. Die ersten Medaillen werden am Donnerstag verliehen und die Veranstaltung dauert bis zum 9. März.
Informationsquelle: Polnische Presseagentur
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