Nimmt die Brustkrebserkrankung bei jungen Frauen tatsächlich zu?

Wenn es um Brustkrebs bei jungen Frauen, also unter 50 Jahren, geht, scheint es eine große Lücke zwischen Wahrnehmung und epidemiologischer Realität zu geben. Dies stellt die italienische Mammographie-Screening-Gruppe GISMA klar fest, die die derzeit in Tumorregistern verfügbaren Daten analysiert hat.
Der Ursprung des AlarmsDie Besorgnis geht auf eine im BMJ Oncology veröffentlichte Studie zurück, die einen weltweiten Anstieg der Krebserkrankungen bei Jugendlichen um 79 Prozent und der Sterblichkeit um 27 Prozent in den letzten dreißig Jahren meldete. Diese Zahlen stellen jedoch einen globalen Durchschnitt dar und spiegeln nicht die Trends in Europa oder Italien wider, wo die Inzidenz stabil bleibt und die Sterblichkeit sinkt, berichtet Gisma.
Anders sieht es auch im Ausland aus, wo es schon länger Berichte über eine Zunahme der Fälle in dieser Altersgruppe gibt. Zuletzt berichtet die Washington Post: Einer Analyse von SEER- und CDC-Daten zufolge ist die Brustkrebsrate in der Altersgruppe der 15- bis 49-Jährigen von etwa 24 Fällen pro 100.000 Personen (1999–2002) auf etwa 30 Fälle pro 100.000 (2018–2022) gestiegen. Insgesamt haben Krebserkrankungen (alle Krebsarten) bei Menschen unter 50 Jahren in den letzten 25 Jahren um 10 % zugenommen, und Wissenschaftler untersuchen die Rolle des sogenannten Exposoms, also alles, womit wir schon vor der Geburt in Kontakt kommen, sowie unseren Lebensstil.
Die italienischen DatenDoch kehren wir nach Italien zurück. Studien der AIRTUM (Italienische Vereinigung der Krebsregister) zufolge gab es zwischen 2008 und 2017 einen leichten Anstieg der Brustkrebsfälle bei Frauen im Alter von 20 bis 49 Jahren um durchschnittlich 0,5 % pro Jahr. Dieser Anstieg konzentrierte sich hauptsächlich auf den Süden und die Inseln und beschränkte sich auf die Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen.
Genauer gesagt zeigt die 2024 im Tumori Journal veröffentlichte Airtum-Studie, dass die Brustkrebsrate bei Frauen im Alter von 20 bis 49 Jahren von 2008 (82,4) bis 2014 (86,2) stetig anstieg, danach aber unverändert blieb (86,5 im Jahr 2017), was einem Gesamtanstieg von 5 % entspricht. Zum Vergleich: Die Melanomrate stieg im gleichen Zeitraum in derselben Altersgruppe um 40 %.
Wenn wir die Daten dann auf der Grundlage zweier Altersgruppen – 20–39 und 40–49 – analysieren, sehen wir, dass in der ersten die Rate bei etwa 30 Diagnosen pro 100.000 Frauen stabil geblieben ist, während in der zweiten ein leichter Anstieg zu verzeichnen ist (von 179 pro 100.000 Frauen im Jahr 2008 auf 188 pro 100.000 im Jahr 2017).
Eine weitere Studie, die den Zeitraum 2013–2017 abdeckte, zeigte einen jährlichen Anstieg der unter 50-Jährigen um 0,8 Prozent, der sich jedoch wiederum weitgehend auf Mittel- und Süditalien (+1,7 Prozent) beschränkte. Langzeitdaten aus Venetien (1987–2019) und der Provinz Reggio Emilia (1996–2021) bestätigen die Stabilität der Inzidenz, wobei eine anfängliche Wachstumsphase Anfang der 2000er Jahre endete. Auch andere italienische Register melden keine exponentiellen Anstiege.
Warum die Fälle scheinbar stark ansteigenEpidemiologen erklären, dass ein leichter Anstieg der Diagnosen nicht mit einem tatsächlichen Anstieg des Risikos oder der Aggressivität der Krankheit gleichzusetzen sei. Vielmehr sei er eine Folge der verbesserten Verfügbarkeit von Diagnosetests und Screenings. In Italien ist ein organisiertes Mammographie-Screening für Frauen zwischen 45 und 49 Jahren nur in einigen Regionen verfügbar, in anderen Gebieten nehmen jedoch viele Frauen spontan daran teil, was zu früheren Diagnosen und besseren Ergebnissen führt.
Indikatoren wie Sterblichkeit (abnehmend), Überlebensrate (zunehmend) und Stadium bei Diagnose (immer früher) bestätigen, dass Fortschritte in der Medizin und Prävention die Auswirkungen der Krankheit verringern.
Kein Alarm, aber in Prävention investieren„Es gibt keine Hinweise auf eine Brustkrebsepidemie unter jungen italienischen Frauen“, betont die GISMA. Die Daten zeigten Stabilität und deutliche Fortschritte bei Prävention und Behandlung. Die Herausforderung bleibt die gleiche: die Präventionskultur zu stärken und Screening-Programme zu unterstützen, ohne Panikmache zu betreiben.
La Repubblica