Leitartikel. „Fleischfresser-Babys“: Der neue Trend, der Ernährungswissenschaftler in den Wahnsinn treibt

Fünfmal Obst und Gemüse am Tag? Für manche amerikanische Eltern, die neue Trends und TikTok lieben, ist dieser Slogan passé. Stattdessen bevorzugen diese trendbewussten Eltern eine einfache Diät: Sie geben ihrem Baby zu jeder Mahlzeit Fleisch. Natürlich treibt diese sogenannte „ketogene“ Diät die Ernährungswissenschaftler in den Wahnsinn und befürwortet Stillen oder die gute alte Flasche. „Unsinn!“, entgegnen die Steak-Befürworter; in den sozialen Medien wimmelt es von Erfahrungsberichten junger Eltern, die ihre fleischfressenden Babys bewundern. Für Mama und Papa hat diese Proteindiät natürlich nur Vorteile. Sie schwärmen sogar von den Fähigkeiten ihrer beim Grillen aufgewachsenen Kleinkinder: Sie sind angeblich stärker, aufmerksamer und weniger ... verstopft. Und natürlich sind sie die süßesten. Sie sollten sie tatsächlich auf den Fotos sehen, wie sie an einem Rib-Eye-Steak mit Knochen knabbern, das größer ist als sie selbst mit ihren zwei winzigen Zähnen.

Überzeugt, das Beste für ihren Nachwuchs zu wählen, schlendern diese Eltern mit erfülltem Pflichtgefühl durch die Metzgerei. Es stimmt, Einkaufen ist einfacher: Man muss nicht nach Gläsern suchen oder, ein Sakrileg, ganzes Gemüse kaufen. Nein, indem sie Gemüse verbieten, beschwören manche sogar eine Rückkehr zu den Wurzeln der Menschheit herauf: den Mythos vom Mammutviertel, das am Spieß vor der Höhle unserer Vorfahren gebraten wurde. Doch Ernährungsexperten zufolge ist dieser übermäßige Fleischkonsum nichts weiter als eine lächerliche und gefährliche Modeerscheinung. Sie glauben, dass ein mit Fleisch vollgestopftes Kind schnell eine Proteinüberladung mit erheblichem Mangel an Vitamin C, Ballaststoffen und Kalzium erleidet. Kurz gesagt: Ob Fleischesser, Veganer oder Rohköstler – jeder glaubt, die Wahrheit zu kennen. Es stimmt, jeder macht mit seinem Teller, was er will: Aber warum sollte man sein Baby zu diesen Ernährungstrends zwingen?