Empathie ist kein Trend – sondern Führungsaufgabe: Wie Lunia Hara mit echter Menschlichkeit die Zukunft der Arbeit gestaltet


Die Arbeitswelt wird menschlicher, oder sie verliert.
Lunia HaraExpertin für Empathische Führung, Speakerin, Autorin
Ich bin Lunia Hara – Expertin für empathische Führung und Autorin. Ich bin in Sambia geboren und lebe seit meinem zehnten Lebensjahr in Berlin. Außerdem war ich selbst Führungskraft, bei diconium, einer Volkswagen-Tochter. In der Arbeitswelt erleben wir enorme Entwicklungen: Technologische Sprünge verändern, wie wir denken, kommunizieren und zusammenleben. Nur beim Thema Führung kommen wir kaum voran. Reichen die alten Führungs-Skills wirklich aus, um mit dieser Geschwindigkeit Schritt zu halten? Es wird viel zu wenig darüber diskutiert, welchen Einfluss Führung auf Gesellschaft und Umwelt hat. In so einer beschleunigten Welt brauchen wir Führungskräfte, die nicht nur auf Zahlen schauen, sondern auch auf den Menschen. Empathie ist dabei kein Trend, sondern eine Haltung, die Orientierung, Vertrauen und Sinn stiften kann – und genau das brauchen wir jetzt.
Führung bedeutet Verantwortung – und die fängt beim Menschen an. Empathie hilft uns, Entscheidungen zu treffen, die nicht nur richtig, sondern auch nachhaltig sind. In der Praxis zeigt sich: Teams mit empathischer Führungskraft sind engagierter, loyaler und kreativer. Wer sich gesehen fühlt, bringt sich ein. Und das macht den Unterschied – für die Kultur und für den Unternehmenserfolg. Führen mit Mitgefühl verbessert die Kommunikation und erhöht die Zufriedenheit. Denken Sie z. B. an die unangenehme Situation, wenn Sie mehr Gehalt möchten, aber dieser Wunsch abgelehnt wird. Das ist für beide Seiten schwierig.
Anstatt einfach nur „Nein“ zu sagen und zu vertrösten, heißt es: „Ich zeige dir, was du tun kannst, um dein Gehaltsziel zu erreichen.“ Eine Ablehnung ist nie schön. Doch frustrierender als ein Nein ist, dass niemand erklärt, wie es weitergehen kann. Diese Art von ehrlicher Unterstützung schafft Vertrauen, Bindung und echte Motivation. Und genau darum geht es bei empathischer Führung: immer wieder zu fragen, wie ich meine Mitarbeitenden unterstützen kann, ihre Ziele zu erreichen.
Das perfekte Image ist längst nicht mehr entscheidend. Authentizität und echte Werte sind heute die stärkeren Argumente. Junge Talente achten darauf, ob sich ein Unternehmen zu gesellschaftlich relevanten Themen positioniert, ob es Verantwortung übernimmt. Das lässt sich nicht auf einer Hochglanzkampagne abbilden. Es beginnt mit offener Kommunikation und muss Durch Taten gestützt werden. Wer ehrlich sagt: „Wir sind nicht da, wo wir sein wollen – aber wir arbeiten daran, komm dazu und gestalte mit“, baut Vertrauen auf. Und natürlich gilt: Wer so kommuniziert, muss auch liefern. Social Media hat zu mehr Offenheit beigetragen: Immer mehr Führungskräfte und Business-Influencer werden zu Sprachrohren für die Werte ihrer Unternehmen. Wer sich sichtbar positioniert, gewinnt Vertrauen – wer schweigt, läuft Gefahr, als beliebig zu gelten. Die Offenheit und Nähe, die wir tagtäglich auf Social Media erleben, muss sich in der Unternehmenskommunikation widerspiegeln, sonst wirkt alles andere intransparent und hohl. Genau diese Authentizität schafft Glaubwürdigkeit und bindet langfristig – nicht nur Mitarbeitende, sondern auch Kund:innen.
Es werden neue Rollen geschaffen, Strukturen und Prozesse angepasst – und dann wundert man sich, dass sich so wenig ändert. Was soll sich auch ändern, wenn die gleichen Personen ohne Mindset-Änderung von links nach rechts geschoben werden? Eine neue Organisationsstruktur verändert keine Denkweise. Bei jedem Change muss mitgedacht werden, welche Haltung gefördert werden soll. Diese muss im operativen Alltag gelebt und sichtbar gemacht werden, nicht nur in Workshops.
Ein anderer verbreiteter Fehler ist, dass Fachexpert:innen zu Führungskräften gemacht werden, ohne das diese echtes Interesse oder Talent für Führung mitbringen. In vielen Unternehmen führt immer noch nur die Personalverantwortung und disziplinarische Leitung auf die nächste Karriereebene. Davon müssen wir weg. Es braucht auch Karrierewege für Führungsexpert:innen – damit sich künftig nur jene für Führung entscheiden, die wirklich Menschen führen wollen. Etwas mehr Selbstreflexion würde nicht schaden. Wer echte Veränderung will, fängt am besten bei sich selbst an. Management verlangt oft Flexibilität und Lernbereitschaft von Mitarbeitenden, aber zeigt sie selbst zu selten.
Die Arbeitswelt wird menschlicher – oder sie verliert. Themen wie mentale Gesundheit, Diversität und Sinnorientierung rücken immer mehr ins Zentrum. Es gibt Mitarbeitende, die bereit sind, weniger Gehalt zu akzeptieren, um in ihrer Freizeit einer anderen Tätigkeit nachzugehen, die sie zusätzlich erfüllt. Gleichzeitig steigt der Wunsch nach echter Beteiligung: Mitarbeitende wollen nicht nur mitarbeiten, sondern mitgestalten. Unternehmen, die das erkennen, schaffen Zukunftsfähigkeit. Wer hingegen nur Strukturen optimiert, aber nicht das Miteinander, bleibt stehen.
BUCHTIPP“EMPATHISCHE FÜHRUNG“Wie wir die Arbeitswelt mit Mitgefühl revolutionieren
Mit glücklichen Mitarbeitenden zu nachhaltigem Erfolg
Lunia Hara hat jahrelange Erfahrung im Führen diverser Teams. In ihrem Buch gibt sie konkrete Tipps, wie Führungskräfte ihre Mitarbeitenden in denVordergrund stellen, sie befähigen, ihre Talente und Ziele zu erkennen und so ihr volles Potenzial zu entfalten. Erfolgreicher und zufriedener führen – der täglichen Arbeit mehr Sinn geben: In einer global vernetzten Welt braucht es neue Lösungen, um erfolgreich zu bleiben. Empathische Führung ist ein Life Hack in Zeiten von Fachkräftemangel und Quiet Quitting. Mit einem Vorwort von Verena Pausder.
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