Eine Frage der Wettbewerbsbalance

Nachdem der kicker die einzelnen Startgelder für die europäischen Teilnehmer an der Klub-WM enthüllt hat, stellt sich die Frage: Welche Folgen wird das Turnier eigentlich weltweit für die Wettbewerbsbalance haben?
Neues Format: FIFA-Präsident Gianni Infantino bei der Übergabe der Klub-WM-Siegertrophäe bei der jüngsten Auflage des Turniers in Saudi-Arabien im Dezember 2023. IMAGO/Sports Press Photo
Längst wirft das unter FIFA-Präsident Gianni Infantino neu aufgelegte Format der Klub-WM seine Schatten voraus. Das schlägt sich beispielsweise in einem Extra-Transferfenster nieder und natürlich Diskussionen mit den Verbänden wegen Spielerabstellungen. Aber auch finanziell wird das Turnier, das vom 14. Juni bis 13. Juli in den USA stattfindet, Folgen haben.
Bayern bei 29,5 Mio., BVB bei 23, Mio. Euro StartgeldIn Europa etwa thematisierten diverse Offizielle, vor allem Vertreter der nationalen Ligen und von kleineren und mittleren Klubs die Auswirkungen der immensen Preisgelder - der FC Bayern etwa erhält als Antrittsgage nach kicker-Recherchen 29,5 Mio. Euro, der BVB 23,4 Mio. Euro - auf die Wettbewerbsbalance.
Bis zu 110,4 Mio. Euro kann beispielsweise Manchester City verdienen. Das wäre, gemessen am Jahresumsatz 2023 ohne Transfers, ein Einnahmenwachstum von 13 Prozent und obendrauf kommen ja noch die erhöhten Champions-League-Prämien für die Spitzenvereine.

Die Bayern sind Sofa-, Ja-aber- und ganz einfach auch zum 34. Mal Deutscher Meister. Damit steigen Mario, Matthias und Niklas ein, es geht aber auch um den späten Höhenflug der Kieler Störche, einen Leverkusener Rekord und sinnbildliche Gladbacher. Und spricht Dortmunds immer wahrscheinlichere Champions-League-Teilnahme eigentlich für den BVB oder gegen die Konkurrenz? Hört rein!
Doch wie sieht es eigentlich außerhalb Europas aus? Die dortigen Starter erhalten zwar weniger Antrittsgage. An die Klubs aus Südamerika (Palmeiras, Flamengo, Fluminense, Botafogo, River Plate, Boca Juniors) etwa gehen jeweils 13,4 Mio. Euro.
Betrachtet man allerdings die Jahresumsätze dieser Vereine, kann man sich ausmalen, welche Vorteile die FIFA-Gelder ihnen künftig auf dem nationalen Markt bringen. Ohne Transfers bewegten sich diese 2023 laut Auswertung durch die Beratungsagentur "Football Benchmark" zwischen 56,5 Mio. Euro (Botafogo, wobei deren Umsatz durch den Copa-Libertadores-Sieg enorm gewachsen sein dürfte) und 198,2 Mio. Euro (Flamengo).
8,4 Mio. Antrittsgage vs. 3,5 Mio. Euro für den TitelgewinnerAllein die Preisgelder der jeweiligen Top-Vereinswettbewerbe lassen die Rückschlüsse für die Wettbewerbsbalance auf dem jeweiligen Kontinent erahnen. Der Copa-Libertadores-Gewinner in Südamerika etwa erhält 23 Mio. Euro - für seinen Klub-WM-Start fließen, wie erwähnt, schon 13,4 Mio. Euro. Und in Nord- und Mittelamerika, Afrika, Asien, ist die Diskrepanz zwischen dem heimischen Top-Turnier und der auf 32 Teams vergrößerten Klub-WM noch einmal heftiger.
Umgerechnet 8,4 Millionen Euro erhalten die Teilnehmer dieser drei Konföderationen (AFC: Al-Hilal, Urawa Red Diamonds, Al-Ain, Ulsan HD FC; CAF: Al-Ahly, Wydad AC Casablanca, ES Tunis, Mamelodi Sundowns; CONCACAF: CF Monterrey, Seattle Sounders, Club Leon, CF Pachuca, Inter Miami) an Antrittsgage.
Wer die afrikanische Königsklasse, die CAF-Champions-League, gewinnt, kommt mit umgerechnet 3,5 Mio. Euro nicht einmal auf die Hälfte, beim Champions Cup der CONCACAF sind es lediglich 4,4 Mio. Euro, bei der asiatischen AFC Champions League Elite immerhin schon 10,6 Mio. Euro. Für den jeweiligen Sieger, wohlgemerkt.
Immerhin: Neben den Preisgeldern schüttet die FIFA auch 221 Mio. Euro an Solidaritätszahlungen an den Klubfußball weltweit aus. Näheres über die konkrete Verteilung ist allerdings noch nicht bekannt.
kicker