Ein Spiel, das es noch nie gab: Inter und PSG sorgen für fast unmögliches Champions-League-Finale

Der begehrte Henkelpott, dessen Name sich ganz von allein erklärt.
(Foto: IMAGO/Nina Farooqi)
Ende Mai treffen in München im Champions-League-Finale Inter Mailand und Paris Saint-Germain aufeinander. Es ist ein Duell mit Besonderheiten: Weil es das erste ist, weil es im Stadion des FC Bayern stattfindet und weil fehlt, wer seit 20 Jahren sonst immer dabei war.
Beim Blick in die Statistik ist es einigermaßen erstaunlich, dass sich Inter Mailand und Paris Saint-Germain noch nie in einem Pflichtspiel begegnet sind. Blicken doch die Italiener in ihrer langen Historie auf mehr als 50 Teilnahmen und weit über 400 Spiele in UEFA-Wettbewerben zurück, während die Franzosen in dieser Saison zum 33. Mal im Europapokal antreten und dabei mehr als 270 Spiele absolviert haben. Ein direktes Duell gab es über all die Jahre trotzdem nie. So wird jetzt München zum Schauplatz dieser Premiere, wenn dort am Abend des 31. Mai das Champions-League-Endspiel angepfiffen wird.
Um das große "Ja, aber" gleich abzuräumen: Ja, die Suche in den zahlreichen Fußball-Datenbanken fördert zwei Testspiele zwischen Inter und PSG zutage. Aber deshalb steht im ersten Satz dieses Textes das Wort Pflichtspiel. Weil es das erste Aufeinandertreffen der Mannschaften sein wird, in dem es auch um etwas geht. Und dann gleich um den wichtigsten Titel Europas.
In den Tests hat sich übrigens jeweils der inzwischen im Besitz einer amerikanischen Investmentgesellschaft befindliche Traditionsklub aus Norditalien gegen das von Katar-Milliarden angetriebene Fußballgroßprojekt aus der französischen Hauptstadt durchgesetzt. Selbst Fans von Inter und PSG dürften aber kaum Erinnerungen an diese Duelle in den Sommern 2019 und 2023 haben, während im Endspiel von München unweigerlich Fußball-Geschichte geschrieben werden wird. Es ist schließlich einer der Höhepunkte des Weltsports.
Inter, PSG und das enge Band zum FC BayernFür Inter geht es darum, nach dem denkwürdigen Halbfinale gegen den FC Barcelona auch den letzten Schritt zu gehen und erstmals seit 2010 wieder den höchsten UEFA-Wettbewerb zu gewinnen. Schon vor zwei Jahren hatte die Mannschaft von Trainer Simone Inzaghi das Finale erreicht, verlor jedoch gegen Manchester City. Der Austragungsort München dürfte den Mailändern dabei Mut machen: Im Viertelfinale haben sie den FC Bayern ausgeschaltet, der außerdem beim bislang letzten CL-Triumph 2010 als Finalgegner unterlegen war.
Auch PSG ist durch eine enge Verbindung nach München geprägt, anders als Inter jedoch keine derart positive. In der Gruppenphase war Paris beim FC Bayern zu Gast, hat jedoch zum dritten Mal in Folge ohne eigenes Tor gegen den deutschen Rekordmeister verloren. Wie auch im Sommer 2020 in Lissabon, als PSG beim Champions-League-Finalturnier in Lissabon zum ersten Mal ins Endspiel eingezogen war - und anschließend vor leeren Rängen dem FC Bayern zum Titel gratulieren musste. Kingsley Coman erzielte damals für die Münchner das einzige Tor des Abends.
Als wäre all das nicht schon besonders genug, gibt es noch weitere Zahlen, Daten und Fakten, die dieses Premierenduell zu etwas Besonderem machen: Erstmals seit der Saison 2003/04 findet ein Finale ohne spanische, englische oder deutsche Beteiligung statt. Damals trafen in der Arena Auf Schalke völlig überraschend der FC Porto und die AS Monaco aufeinander. Im Kräftemessen zweier künftiger Supertrainer setzten sich die von José Mourinho angeleiteten Portugiesen gegen die Elf aus dem Fürstentum durch, an deren Seitenlinie Didier Deschamps vergeblich einen Weg zum Sieg suchte.
Seitdem stand 20-mal in Folge mindestens ein Team aus Spanien, England oder Deutschland im Champions-League-Finale. Sechsmal gab es in dieser Zeit sogar Endspiele mit Mannschaften aus einem Land: Real Madrid besiegte gleich zweimal seinen La-Liga- und Stadtrivalen Atlético, der FC Bayern besiegte Bundesliga-Konkurrent Borussia Dortmund und Manchester United (gegen den FC Chelsea), der FC Liverpool (gegen Tottenham Hotspur) sowie der FC Chelsea (gegen Manchester City) setzten sich in den Premier-League-Duellen durch.
Dies sind natürlich nur ein paar der Geschichten, mit deren Hilfe sich dieses scheinbar unmögliche Finale darstellen und begreifen lässt. Das erste Pflichtspiel, der Spielort München und der Gastgeber FC Bayern, eine Paarung, wie es sie seit 20 Jahren nicht gegeben hat. Ausschnitte aus dem großen Ganzen, das noch so viel mehr zu bieten hat. Denn das ist ja das Schöne am Fußball und sicher einer der Hauptgründe, warum er so viele Menschen immer und immer wieder fasziniert: Dass er als Gesamterzählung funktioniert, die weit über die 90 bis 120 Minuten auf dem Rasen hinausreicht.
Quelle: ntv.de
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