Festival-Absage an Dirigent Lahav Shani ist nackter Antisemitismus

Wenn ein belgisches Musikfestival einen israelischen Juden auslädt, weil er sich als israelischer Jude nicht ausreichend von seinem Land distanziert, dann gibt es dafür nur einen Begriff: Antisemitismus. Das Flanders Festival in Gent hat ein geplantes Konzert der Münchener Philharmoniker mit ihrem künftigen Chefdirigenten Lahav Shani gestrichen. Die Begründung: Der in Tel Aviv geborene Shani sei auch Musikdirektor des Israel Philharmonic Orchestra.
Die Veranstalter fürchten um „die Ruhe unseres Festivals“, schrieben sie. Auch hätten sie „keine ausreichende Klarheit“ über Shanis Haltung zum „völkermörderischen Regime“ in Israel. Er habe sich nicht ausreichend distanziert.
Diese Absage ist ein Skandal. Shani ist kein Repräsentant der israelischen Regierung. Ihn aufzufordern, sich für oder gegen seinen Herkunftsstaat zu positionieren, komme einer Gesinnungsprüfung gleich, zürnt zu Recht der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, Olaf Zimmermann.

Veranstaltern eines multikulturellen Musikfestivals darf man zutrauen, zwischen Kunst und Politik zu trennen, statt einen unbescholtenen Künstler in Kollektivhaftung zu nehmen. Die Tatsache, dass Juden beim Genter Festival offenbar unerwünscht sind, ist nicht nur eine peinliche Entgleisung – es ist nackter Judenhass unter dem Deckmantel der Israelkritik.
Was unterscheidet den Fall von Shanis russischem Amtsvorgänger Valery Gergiev, der 2022 kurz nach Beginn von Wladimir Putins Krieg gegen die Ukraine fristlos entlassen worden war? Gergiev kumpelte offen mit Putin herum, ließ sich mit Orden schmücken und zum Propagandisten machen.
Shani dagegen sprach sich mehrfach für Frieden aus. Seine Frau spielt in Daniel Barenboims West-Eastern-Divan-Orchestra, in dem Israelis und Palästinenser gemeinsam musizieren. Er steht für Annäherung und Versöhnung. Die Verantwortlichen des Flanders Festivals in Belgien sollten sich schämen.
rnd