Melanie Törü: Der türkische Tourismus steckt in einer Zwickmühle

Der Artikel von Melanie Törün für Tourismuswirtschaft lautet wie folgt:
Ganz anders sieht es in der Türkei aus, die mit hohen Erwartungen in die Saison 2025 gestartet ist. Die hohe Inflation hat die Kosten in die Höhe getrieben, und die Hotelpreise liegen mittlerweile auf dem Niveau der großen Konkurrenten im Mittelmeerraum – und in einigen Fällen sogar noch höher.
In den europäischen Märkten wirkt sich dies deutlich auf das Buchungsverhalten aus: Viele Touristen zögern oder weichen direkt auf alternative Reiseziele aus.
Trotz Hochsaison erreichen viele Hotels ihre erwartete Auslastung nicht. Last-Minute-Rabatte helfen allerdings kaum. Auch Restaurant- und Ladenbesitzer in Urlaubsgebieten klagen über mangelnde Kunden. Branchenvertretern zufolge war noch nie eine Saison so schwach.
Unsicherheit im All-Inclusive-ModellDie Branche diskutiert seit fast zwei Jahren über eine Umgestaltung des All-Inclusive-Systems, konkrete Maßnahmen wurden jedoch bisher nicht ergriffen. Die Hotels behaupten jedoch, sie hätten keine Änderungen vorgenommen, um einen Rückgang der Gästezufriedenheit zu vermeiden. Folglich blieben die Preise unverändert.
Das Bild ist jedoch anders: Gäste geben mehr Geld aus, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Hotels. Die Preise sind hoch, und das Vertrauen in das Preis-Leistungs-Verhältnis ist gering. Diskussionen über die Abschaffung von Buffets sorgen für Verwirrung. Diese Idee, die Abfall und Kosten reduzieren würde, mag ein guter Weg sein – ihr Erfolg hängt jedoch ganz von der richtigen Kommunikation und Umsetzung ab.
Auch Istanbul und Kappadokien waren betroffenDie Zurückhaltung der Gäste beschränkt sich nicht nur auf die Küstenregionen. Auch klassische Kultur- und Städteziele wie Istanbul und Kappadokien verzeichnen schwache Buchungen. Hohe Flugpreise, steigende Nebenkosten und die Attraktivität alternativer Reiseziele bremsen den Sektor.
Touristen ziehen in andere LänderViele Urlauber haben bereits ihre Reiserichtung geändert. Ägypten bietet gleichbleibende Qualität zu günstigeren Preisen, Griechenland und Spanien zeichnen sich durch Zuverlässigkeit aus, und Thailand und die Karibik bieten exotische Erlebnisse zu vernünftigen Preisen. Touristen, die diese Optionen ausprobiert haben, kehren zufrieden zurück, während die Türkei bei der nächsten Urlaubsentscheidung kritischer bewertet wird.
Ist „Tourist von besserer Qualität“ eine Illusion?Eine häufig geäußerte Erwartung in der Branche ist es, Touristen mit höheren Ausgaben anzulocken. Doch warum sollte sich dieses Segment für die Türkei entscheiden? Gäste, die bereit sind, einen Aufpreis zu zahlen, finden in anderen Ländern Stabilität oder Exotik. Um sich wirklich von der Masse abzuheben, ist es wichtig, ihre Stärken hervorzuheben: echte Gastfreundschaft, einzigartige Küche, kulturelle Vielfalt und hochwertiger Service.
Die Region Side-Manavgat, die mit über 180.000 Betten die größte der Küstenregionen ist, hat Mühe, diese Zielgruppe anzulocken, vor allem wegen ihres Betondschungels und der Geschäfte voller gefälschter Waren. Touristen, die gerne Geld ausgeben, suchen nach einer geeigneten Umgebung – nicht nach Massenmarktschnäppchen.
Ausblick Sommer 2026Weltweit laufen Frühbuchungen gut, doch Gäste bleiben in der Türkei zurückhaltend. Die Preise für Sommer 2025 bleiben weitgehend unverändert. Nur wenige Hotels haben es geschafft, durch attraktive Frühbucherangebote Auslastung und Rentabilität gleichzeitig zu erreichen. Das schafft eine Win-Win-Situation für Hotel und Gast. Wer zögert, muss mit geringerer Auslastung und Umsatzeinbußen rechnen.
Fazit: Der türkische Tourismus kann nicht allein von steigenden Preisen überlebenDer Wandel vom Image eines Billigreiseziels hin zu einem Reiseziel mit Mehrwert erfordert neue Strategien: Investitionen in Qualität, Personal, Vielfalt und Erlebnis. Nur so können wir verhindern, dass Gäste dauerhaft zu alternativen Reisezielen abwandern und das enorme Tourismuspotenzial der Türkei erhalten.
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