Aufgrund der gestiegenen Nachfrage nach Sprachanrufen haben die Telekommunikationsanbieter die Gesprächsminuten erhöht.

Der mobile Sprachverkehr in Russland ist um mehr als ein Viertel gewachsen.
Seit August ist der mobile Sprachverkehr in Russland deutlich gestiegen – im Durchschnitt um mehr als ein Viertel und in Moskau sogar um über 50 Prozent. Dort nutzten die Nutzer zuvor vor allem internationale Messenger-Apps für ihre Anrufe. Infolgedessen haben die Mobilfunkanbieter begonnen, ihre Tarife anzupassen, bisher jedoch nur durch die Erhöhung des Gesprächsminutenvolumens anstatt durch Preiserhöhungen.

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Im August dieses Jahres blockierte Roskomnadzor Sprachanrufe über Telegram und WhatsApp* (im Besitz von Meta, das als extremistisch eingestuft und in Russland verboten ist). Laut offizieller Stellungnahme werden diese Messenger-Apps aktiv von Kriminellen genutzt, um die Öffentlichkeit zu betrügen und Geld zu erpressen.
Laut Telekommunikationsmarktanalysten hat der mobile Sprachverkehr vor allem in jenen russischen Regionen deutlich zugenommen, in denen sich die Bevölkerung (insbesondere junge Menschen) an schnelles Internet gewöhnt hat und viele Anrufe über WhatsApp* oder Telegram tätigt, die sich zu ihren bevorzugten Kommunikationsmitteln entwickelt haben. Die größten Zuwächse wurden in Moskau, St. Petersburg und Nowosibirsk verzeichnet. In Regionen, in denen die Behörden aufgrund von Drohnenangriffen den mobilen Internetzugang massiv einschränken, waren hingegen nur minimale Veränderungen festzustellen.
In dieser Situation passen einige Telekommunikationsanbieter ihre Tarife an die gestiegene Nachfrage ihrer Kunden nach Sprachdiensten an. So erhöhte beispielsweise ein Anbieter das Minutenkontingent seines Jugendtarifs von 50 auf 200 Minuten, während ein anderer seinen Tarif, der ursprünglich unbegrenztes Internet, SMS und Anrufe innerhalb seines Netzes bot, weiter optimierte. Die Auswirkungen auf die Umsätze der Anbieter lassen sich schwer vorhersagen, Experten gehen jedoch davon aus, dass keine technischen Probleme entstehen werden: Die Infrastruktur ist mit ausreichend Bandbreite ausgestattet.
„Wir erleben derzeit einen echten Wandel im Kommunikationsverhalten von Millionen Russen“, sagt der unabhängige PR-Berater Denis Goldman. „In den letzten drei Monaten haben die Menschen massenhaft wieder auf herkömmliche Telefonate zurückgegriffen, und die Telekommunikationsanbieter haben bewiesen, dass sie dieser Herausforderung gewachsen sind. Ihre Kapazitäten sind der gestiegenen Auslastung gewachsen. Die Anpassung der Tarife und der Ausbau von Flatrate-Optionen sind ein logischer und ausgewogener Schritt. Es geht nicht um Preiserhöhungen, sondern um die Anpassung des Angebots an die neue Realität – ein vernünftiger Kompromiss zwischen den Interessen von Unternehmen und Privatkunden. Im Wesentlichen bieten die Anbieter ihren Kunden die Servicestruktur, die sie jetzt wirklich brauchen. Das ist die richtige Marktreaktion: Die Nachfrage hat sich verändert, und das Angebot passt sich an.“
Ein weiterer, nicht zu vernachlässigender Aspekt ist die wachsende Nutzerzahl des nationalen Messengers Max, der Ende Oktober die 50-Millionen-Marke überschritten hat. Dies zeigt, dass das Land ein eigenes digitales Ökosystem entwickelt. WhatsApp* und Telegram führen zwar weiterhin mit 97 Millionen bzw. 91 Millionen Nutzern, doch Max gewinnt zunehmend an Bedeutung. Gleichzeitig meldet Roskomnadzor einen Rückgang betrügerischer Anrufe um 40 % im ersten Monat der Einschränkungen. Laut Goldman Sachs ergeben sich daraus mehrere positive Effekte: Verbraucher profitieren von qualitativ hochwertiger Kommunikation, die Mobilfunkanbieter passen ihre Dienste an, die heimische Plattform entwickelt sich weiter und die Kriminalität geht zurück.
„Langfristig könnte sich diese Situation für die gesamte Branche als vorteilhaft erweisen“, resümiert Denis Goldman. „Die Betreiber werden dazu angeregt, Sprachdienste weiterzuentwickeln und deren Qualität zu verbessern. Nutzern wird eine größere Auswahl an Tarifen mit Schwerpunkt auf Telefonie zur Verfügung stehen. Der inländische Markt für digitale Kommunikation insgesamt wird stabiler und unabhängiger. Natürlich ist der Anpassungsprozess noch nicht abgeschlossen, aber es ist bereits deutlich, dass die Branche den Wandel souverän und professionell meistert.“
* - gehört zu Meta, das als extremistisch eingestuft und in der Russischen Föderation verboten ist.

mk.ru




