Neue Hinweise zur Parkinson-Krankheit. Im Gehirn von Patienten wurde ein vermeintlich inaktives Virus gefunden.

Ein bislang für den Menschen harmloses Virus könnte laut einer in JCI Insight veröffentlichten Studie mit der Entstehung der Parkinson-Krankheit in Verbindung stehen. Das humane Pegivirus (HPgV) wurde im Gehirn von etwa der Hälfte der Parkinson-Patienten nachgewiesen, während es bei gesunden Personen nicht nachgewiesen werden konnte. Wissenschaftler vermuten, dass die Infektion das Nervensystem von Personen mit bestimmten genetischen Prädispositionen beeinträchtigen könnte.
Ein Forscherteam der Northwestern Medicine in Chicago unter der Leitung von Dr. Igor Koralnik hat das humane Pegivirus (HPgV) im Gehirn von Parkinson-Patienten entdeckt. HPgV, das bislang als harmlos und asymptomatisch galt, wurde bei fünf von zehn untersuchten Parkinson-Patienten nachgewiesen. Im Vergleich dazu wies keiner der 14 Kontrollpersonen Spuren des Virus auf.
„Wir waren überrascht, es in den Gehirnen von Parkinson-Patienten in so hoher Häufigkeit zu finden, in der Kontrollgruppe jedoch nicht“, sagte Dr. Koralnik.
HPGV gehört zur selben Familie wie Hepatitis C und wird durch das Blut übertragen. Neue Erkenntnisse deuten darauf hin, dass es auch das Gehirn infizieren und dessen Funktion beeinträchtigen kann, obwohl dies bisher nicht auf diese Weise untersucht wurde. Darüber hinaus wurde das Virus auch in der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit von Parkinson-Patienten nachgewiesen.
Das Forschungsteam stellte fest, dass das Vorhandensein des Virus möglicherweise mit größeren Hirnschäden einherging und dass die Reaktionen des Immunsystems je nach genetischer Ausstattung der Patienten unterschiedlich ausfielen.
Die Forscher untersuchten außerdem Blutproben von mehr als 1.000 Patienten, die an der internationalen Parkinson-Progressionsmarker-Initiative teilnahmen. HPGV wurde im Blut von nur einem Prozent der Parkinson-Patienten nachgewiesen. Bei diesen Patienten wurden jedoch andere Immunsignale beobachtet, insbesondere bei Patienten mit der LRRK2-Genmutation, einem bekannten Risikofaktor für die Parkinson-Krankheit.
„Dies könnte darauf hindeuten, dass es sich um einen Umweltfaktor handelt, der den Körper auf eine Weise beeinflusst, die uns bisher nicht bewusst war“, sagte Koralnik.
Wissenschaftler betonen, dass es keinen direkten Ursache-Wirkungs-Zusammenhang zwischen HPGV und der Entstehung der Parkinson-Krankheit gibt. Die Studie zeigt jedoch, dass selbst bislang als harmlos geltende Viren unter bestimmten Umständen die Funktion des Nervensystems beeinträchtigen können.
„Unser Ziel ist es auch, die Wechselwirkungen zwischen Viren und Genen zu verstehen. Diese Erkenntnisse könnten Aufschluss darüber geben, wie die Parkinson-Krankheit entsteht, und bei der Entwicklung zukünftiger Therapien helfen“, bemerkt Koralnik.
Diese Studie bietet neue Einblicke in eine der komplexesten neurologischen Erkrankungen unserer Zeit. Sollte der Zusammenhang zwischen Infektion und Neurodegeneration bestätigt werden, könnte dies zur Entwicklung neuer Strategien zur Prävention und Behandlung der Parkinson-Krankheit führen.
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