Medizinische Universität Białystok: Screening-Tests für Typ-1-Diabetes – wie helfen sie, das Fortschreiten der Krankheit bei Kindern zu verlangsamen?

In Polen hat eine der ersten groß angelegten Screening-Studien für Typ-1-Diabetes bei Kindern begonnen. Die Ergebnisse lassen keinen Zweifel daran: Das Risiko, an der Krankheit zu erkranken, ist in der Allgemeinbevölkerung höher als bisher angenommen. „Screening-Tests können Typ-1-Diabetes erkennen, noch bevor klinische Symptome auftreten“, sagt Prof. Artur Bossowski von der Medizinischen Universität Białystok.
Experten betonen, dass eine solche Diagnostik dazu beitragen kann, schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden und bundesweit zum Standard werden sollte.
Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, die sich meist im Kindesalter manifestiert. Ihr Fortschreiten kann jedoch verlangsamt werden, wenn Antikörper, die auf laufende Autoimmunprozesse hinweisen, frühzeitig erkannt werden. Dies war das Ziel eines Teams der Medizinischen Universität Białystok, das eine der größten pädiatrischen Screening-Studien in Polen durchführte.
Wie Prof. Artur Bossowski, Leiter der Klinik für Pädiatrie, Endokrinologie, Diabetologie mit kardiologischer Abteilung an der Medizinischen Universität Bialystok, erklärt, begannen die Forschungsaktivitäten im Jahr 2019. Zunächst lag der Fokus auf Kindern aus Familien mit einer Vorgeschichte von Typ-1-Diabetes.
Es stellte sich heraus, dass das Erkrankungsrisiko bei solchen Kindern 15-mal höher ist als in der Allgemeinbevölkerung, wo es bei 0,4 % liegt, sagt Professor Bossowski.
Das eigentliche Screening von Kindern aus der Allgemeinbevölkerung Nordostpolens begann im April 2023. Bis heute wurden über 5.500 Kinder im Alter von 1 bis 9 Jahren untersucht. Detaillierte Ergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift „Diabetes, Obesity and Metabolism 2025“ veröffentlicht. Es stellte sich heraus, dass 1,12 % der getesteten Kinder zwei oder mehr Antikörper aufwiesen, was bedeutet, dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit (75–80 %) innerhalb eines Jahrzehnts an Typ-1-Diabetes erkranken.
Prof. Bossowski weist darauf hin, dass in der Klinik bereits zuvor beobachtet worden sei, dass die meisten Patienten erst im Zustand einer Ketoazidose – einer schwerwiegenden Komplikation infolge einer nicht diagnostizierten Diabeteserkrankung – ins Krankenhaus eingeliefert würden.
Bei 80 bis 90 Prozent dieser Kinder gebe es keine familiäre Vorbelastung mit Typ-1-Diabetes, stellt er fest. Diese Beobachtungen motivierten das Team dazu, mit dem Screening der gesamten Bevölkerung zu beginnen.
Der Test selbst war einfach – eine 2,7-ml-Blutprobe genügte. Wie Professor Bossowski erklärt, wurde das Vorhandensein von drei Antikörpertypen analysiert. Bei 7,1 Prozent der Kinder wurde ein positives Ergebnis festgestellt, bei bis zu 300 von ihnen waren es zwei oder mehr Antikörper. Das bedeutet, dass sie einem hohen Risiko ausgesetzt sind, an der Krankheit zu erkranken.
„Wir haben bei sechs Kindern vier Antikörper nachgewiesen, was auf eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit hindeutet, in den kommenden Jahren an Typ-1-Diabetes zu erkranken“, betont Professor Bossowski.
Das Team aus Białystok fordert, dass Typ-1-Diabetes-Screenings in Polen zur gängigen Praxis werden. Wie die Ergebnisse zeigen, ist das Risiko, an der Krankheit zu erkranken, bei Kindern und Jugendlichen erheblich. Eine frühzeitige Diagnose ermöglicht es Eltern und Ärzten nicht nur, sich besser auf die Krankheit vorzubereiten, sondern auch Strategien zu entwickeln, um den Ausbruch zu verzögern und den Schweregrad zu mildern.
Aufgrund dieser Ergebnisse sind wir davon überzeugt, dass ein bevölkerungsweites Screening absolut notwendig ist“, so Professor Bossowski abschließend.
Quelle: PAP/Klaudia Torchała/MH
Aktualisiert: 01.08.2025 19:30
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