Minister Madlener wollte Verfahren zur flächendeckenden Einführung von 130 km/h ignorieren


Bekanntlich möchte Infrastrukturminister Barry Madlener die Höchstgeschwindigkeit auf möglichst vielen Autobahnen auf 130 km/h erhöhen. Nicht, dass er dafür alle rechtlichen Verfahren umgehen wollte. Madlener wollte einen sogenannten Verkehrsbeschluss fassen und damit eine Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h auf allen Autobahnen einführen, wie aus veröffentlichten Dokumenten des Infrastrukturministeriums hervorgeht, die RTL Nieuws angefragt hatte.
Aus den Dokumenten geht hervor, dass Madlener seine Beamten fragte, ob es möglich sei, durch eine Verkehrsentscheidung ein Tempolimit von 130 Stundenkilometern auf allen niederländischen Autobahnen einzuführen. Ein Verkehrsbescheid ist die förmliche Entscheidung einer hierzu befugten Behörde – in diesem Fall des Ministers – zur Durchführung einer bestimmten verkehrstechnischen Maßnahme. In diesem Fall erhöht sich die Geschwindigkeit.
Wer Einspruch erhebt, muss dann gerichtlich vorgehen. Das würde Jahre dauern.
Mittlerweile könne man mit 130 fahren, begründete Madlener dies in einer Mail an alle Mitglieder der „Arbeitsgruppe 130“. „Der Minister fragte, ob er nicht einfach einen Verkehrsbescheid unterzeichnen und dann ‚auf etwaige Einsprüche und Klagen warten‘ könne (was Jahre dauern könne).“
Die Beamten erklärten dem PVV-Minister, dass eine solche Verkehrsentscheidung schnell aufgehoben werden könnte und daher keine praktikable Option sei. Doch Madlener gab nicht gleich auf, wie aus der Gesprächszusammenfassung hervorgeht. „Er wollte hierzu zusätzliche Erklärungen.“
Großer DruckDie veröffentlichten Dokumente zeigen auch Madleners enorme Ambitionen hinsichtlich der Geschwindigkeitserhöhung auf 130 km/h. In einer E-Mail eines Beamten an einen Kollegen vom 5. Juli, drei Tage nach Amtsantritt des Kabinetts Schoof, wird das erste Gespräch mit dem neuen Minister über 130 km/h besprochen. „Wie erwartet wird hier Druck ausgeübt.“
In einem weiteren Memo zur Geschwindigkeitserhöhung schrieb ein Beamter, der Minister habe „informell angedeutet, dass die Geschwindigkeitserhöhung seine erste, zweite und dritte Priorität sei“.
NebenwirkungenIm selben Memo schrieben die Beamten, ihnen sei bewusst, dass eine solche Erhöhung „nachteilig für die Verkehrssicherheit, den Lärm, die Luftqualität und die Stickstoffbelastung sei und sich nur begrenzt bzw. lokal auf die Fahrzeit auswirke“. Trotz der Ambitionen des Ministers beschlossen die Beamten, sich auf die Straßen zu konzentrieren, bei denen die Auswirkungen auf Natura 2000-Gebiete am geringsten sind und die Lärmbelästigung nicht wesentlich zunimmt. Dies ist nur eine begrenzte Anzahl von Straßen.
Letztlich wurde dieser Rat und diese Strategie befolgt. Zwar wolle Madlener die Geschwindigkeit möglichst bald – am liebsten schon bis 2024 – anpassen, doch werde es noch einige Zeit dauern.
Schließlich wurde ab dem 14. April auf vier Strecken die Geschwindigkeit erhöht. Insgesamt sind das 117 Kilometer. Insgesamt verfügen die Niederlande über 4.884 Kilometer Autobahnen.
Dies betrifft folgende Strecken:

Die Höchstgeschwindigkeit wurde auf der A7-Afsluitdijk zwischen Stevinsluizen und Lorentzsluizen (beide Richtungen insgesamt 44 Kilometer), der A7 zwischen dem Autobahnkreuz Winschoten und der Grenze zu Deutschland (24 Kilometer) sowie der A6 zwischen Lelystad-Noord und der Ketelbrug (18 Kilometer) tagsüber auf 130 km/h erhöht. Die A37 zwischen dem Knoten Holsloot und dem Knoten Zwartemeer (31 km) soll noch vor dem Sommer folgen.
Sehen Sie sich hier die Antwort der Koalitionsparteichefs Wilders und Van der Plas an, dass es sich nur um wenige Straßen handele, auf denen die 130 gefahren werden könne:
RTL Nieuws