Der große Sieg von D66 markiert die Rückkehr der politischen Mitte
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Nach dem gescheiterten Regierungsexperiment mit der rechtsextremen PVV geben die Wähler der politischen Mitte endlich eine Chance. Laut Prognose der ANP wird die D66 mit 27 Sitzen erstmals in der Geschichte des niederländischen Parlaments stärkste Partei. Auch die CDA scheint mit einem Zugewinn von 14 Sitzen wieder in die politische Mitte zurückzukehren. Die größten Verlierer der Wahlen am Mittwoch sind die PVV von Geert Wilders, die voraussichtlich zwölf Sitze verlieren wird, und die GroenLinks-PvdA, die fünf Sitze einbüßen wird und deren Parteivorsitzender Frans Timmermans umgehend zurücktrat.

Der Unterschied zwischen D66 und der PVV, der zweitplatzierten Partei in der ANP-Prognose, ist gering und daher noch ungewiss. Dies scheint jedoch für die Koalitionsbildung nicht entscheidend zu sein, da viele potenzielle Regierungsparteien, darunter die VVD, die PVV ausgeschlossen haben. Somit hat D66 offenbar die besten Chancen, die Initiative bei der Kabinettsbildung zu ergreifen, und ihr Spitzenkandidat Rob Jetten kann auf das Amt des Premierministers hoffen. Die Regierungsbildung könnte sich jedoch als schwierig erweisen, da zwei Mehrheitsoptionen bestehen: D66/VVD/GroenLinks-PvdA/CDA (89 Sitze) und D66/VVD/CDA/JA21 (78 Sitze).
Untersuchungen ergaben, dass immer mehr Wähler Jettens „ruhige“ und „konstruktive“ Haltung schätzten.
Der Sieg der D66, die ihre Sitzzahl von derzeit 9 auf potenziell 27 erhöht hat, ist spektakulär und das Ergebnis eines nahezu perfekten Wahlkampfs. Bis Mitte September hatte die D66 in den Umfragen nur geringfügig zugelegt und schien nicht in der Lage, im Rennen um das Amt des Ministerpräsidenten mitzumischen. In den letzten Wochen legte Jetten einen fulminanten Endspurt hin, überzeugte in den Fernsehdebatten und präsentierte eine optimistische Vision für die Zukunft der Niederlande. Wählerbefragungen von Ipsos I&O ergaben, dass immer mehr Wähler Jettens ruhige und konstruktive Art schätzen.
Inhaltlich legte D66 mehr Wert auf die für die Wähler aktuell wichtigen Themen wie Wohnen, Gesundheitswesen und Migration, während Jetten einen kritischeren, rechtsgerichteten Ton anschlug. Die Partei präsentierte stolz die niederländische Flagge, die am Mittwoch erneut hinter Jetten wehte, als er die begeisterten D66-Mitglieder in Leiden ansprach. „Millionen Niederländer haben heute ein neues Kapitel aufgeschlagen und sich von der Politik der Negativität und des Hasses verabschiedet“, sagte Jetten, der sich im Wahlkampf sowohl inhaltlich als auch stilistisch erfolgreich als Gegenpol zu Wilders positioniert hatte.
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Mit diesem Ergebnis strafen die Wähler die vier Parteien, die ursprünglich Teil des scheidenden Kabinetts Schoof waren – PVV, VVD, NSC und BBB – schwer ab. Laut Prognose der ANP verlieren sie zusammen 36 Sitze. Wilders, der zwar noch immer dicht hinter D66 liegt, wird etwa 12 seiner derzeit 37 Sitze einbüßen. Damit ist der riskante Schachzug des PVV-Chefs, sein erstes Kabinett innerhalb eines Jahres aufzulösen, gescheitert. Auch die VVD (-1) und die BBB verlieren Sitze (von 7 auf 4, laut Prognose), und die NSC trifft es am härtesten: Die Partei, die dank Pieter Omtzigt 2023 unerwartet 20 Sitze hinzugewonnen hatte, wird aus dem Parlament verschwinden. Die Entscheidung, mit Geert Wilders' PVV zu regieren, scheint sich somit als fatal für die NSC erwiesen zu haben.

Für die Linke ist das Ergebnis verheerend. SP und Volt verloren Sitze, doch der Verlust von fünf Sitzen für GroenLinks-PvdA ist besonders gravierend. Die beiden linken Parteien hatten sich in den letzten Jahren zusammengeschlossen und versprochen, gemeinsam mehr Sitze zu gewinnen, doch diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt. Und das, obwohl GroenLinks-PvdA in den vergangenen zwei Jahren die linke Opposition gegen das erfolglose rechte Kabinett Schoof angeführt hatte.
Statt daraus Kapital zu schlagen, erleidet GroenLinks-PvdA nun einen schweren Verlust; die Partei scheint unter dem Erfolg von D66 gelitten zu haben. Parteichef Frans Timmermans hielt daraufhin eine emotionale Rede und kündigte seinen unvermeidlichen Rücktritt „schweren Herzens“ an. Als relativ langjähriger Vertreter der neuen linken Koalition wirkte Timmermans nie ganz überzeugend und erklärt nun, es sei Zeit, die Führung an eine neue Generation zu übergeben.

Die VVD verlor nur einen Sitz (von 24 auf 23) und feierte dies am Mittwoch beinahe wie einen Sieg.
Neben D66 zählt auch die CDA dank Parteichef Henri Bontenbal zu den größten Gewinnern. Obwohl die CDA aufgrund starker Umfragewerte bereits früh im Wahlkampf auf die Ministerpräsidentschaft gehofft hatte, ist der Zugewinn – von 5 auf 19 Sitze laut Prognose – ein bedeutender Erfolg. Insbesondere, da die CDA vor zwei Jahren einen historischen Tiefpunkt erreichte und intern sogar der Untergang der Partei befürchtet wurde. Bontenbal hat gezeigt, dass sich eine traditionelle Mitte-Partei in der heutigen turbulenten politischen Landschaft erfolgreich erholen kann.
Laut ANP-Prognose verliert die VVD nur einen Sitz (von 24 auf 23) und feierte dies am Mittwoch beinahe als Sieg. Angesichts der teils desaströsen Umfragewerte der letzten Monate, in denen die Partei aufgrund der unpopulären Führung von Dilan Yesilgöz auf 13 Sitze abgerutscht war, ist dies ein unerwartet gutes Ergebnis. Yesilgöz kämpfte jedoch weiter und hielt den Verlust so in Grenzen, möglicherweise weil rechte Wähler keine wirkliche Alternative zur Partei sahen.

Ein weiterer Gewinner im rechten Spektrum ist Joost Eerdmans' JA21, die laut der Ipsos I&O-Wählerbefragung vom heutigen Abend von einem auf neun Sitze zulegen konnte. JA21 gehört eindeutig zu den Parteien, die vom Verlust der PVV profitieren. Die Umfrage ergab, dass der Block der radikalen Rechtsparteien im Repräsentantenhaus nicht wesentlich geschrumpft ist, unter anderem weil das Forum voor Democratie (FVD) seine Sitzzahl auf sechs verdoppelt hat. Der Block der radikalen Rechten (PVV, JA21, FVD) verliert somit im Vergleich zu 2023 nur einen Sitz.
Um sich zu bildenDie Prognose der ANP erschwert die bevorstehende Kabinettsbildung, da zwei realistische Mehrheitsoptionen bestehen. Die D66 möchte ein Kabinett aus der breiten politischen Mitte bilden, also aus VVD, GroenLinks-PvdA und CDA. Jetten bezeichnete dies am Mittwochabend umgehend als „sehr logische Option“, merkte aber auch an, dass dies von der Stimmung innerhalb dieser Parteien abhängen werde. GroenLinks-PvdA wird durch die Niederlage schwer getroffen sein und möglicherweise wenig Motivation zur Regierungsbildung haben, obwohl Timmermans' Rücktritt letztendlich doch Spielraum dafür schaffen könnte.
Jetten spielte vermutlich auch auf die Stimmung von Yesilgöz' VVD-Partei an, die während des gesamten Wahlkampfs ihre kategorische Weigerung betonte, mit der Linken zu regieren. Yesilgöz wird in dieser Position durch die Prognose und die Tatsache, dass die von ihr zuvor vorgeschlagene „Mitte-Rechts“-Option – D66-VVD-CDA-JA21 – ebenfalls eine Mehrheit errungen hat, gestärkt. Diese Option ist für D66 inhaltlich jedoch deutlich weniger attraktiv, insbesondere aufgrund der erheblichen Unterschiede zu JA21.
Angesichts zweier Optionen und potenzieller Meinungsverschiedenheiten zwischen den Parteien könnte sich die Regierungsbildung erneut als komplizierter erweisen als ursprünglich erhofft. Mehrere Parteien hatten zu Beginn des Wahlkampfs ihren Wunsch geäußert, noch vor Weihnachten ein neues Kabinett zu bilden, da der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag seit Jahren eine erhebliche Stagnation aufweist. Dies wird die erste große Herausforderung für D66-Chef Jetten sein: zu beweisen, dass er die politische Lähmung mit einem erneuerten und gestärkten Kern überwinden kann.
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