Der erste Wähler

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Der erste Wähler

Der erste Wähler

Die Ergebnisse sind da. Du kennst sie schon, ich nicht. Während ich das hier schreibe, bin ich noch immer gespannt. Ich habe es noch nicht einmal bis zum Wahllokal in der Kirche gegenüber von meinem Haus geschafft, obwohl ich weiß, dass ich wieder für die falsche Person stimmen werde.

Laut Peter Kanne von Ipsos I&O liegen fünf Parteien Kopf an Kopf. Ich will es gar nicht wissen, aber irgendwie doch. Das Ganze erinnert mich an das Murmeltierrennen aus der Fernsehshow „Wer weiß es?“ von Fred Oster aus einer Zeit, als die Demokratie noch nicht so zersplittert war wie heute. Er präsentierte eine Geschichte über einer Kiste mit Tieren; der Kandidat musste erraten, welches Tier am besten zu der Kiste mit dem höchsten Geldpreis laufen konnte.

Immer wenn ich denke, ich hätte es kapiert, taucht etwas Neues auf, das mich wieder an mir selbst zweifeln lässt. Der Wendepunkt: Jan Paternotte, der unbedingt Minister werden will und zum zweiten Mal in Folge versuchte, als Erster in den Niederlanden abzustimmen. Er war extra dafür am späten Abend nach Castricum gefahren – mit dem Auto, nehme ich an, denn er wohnt in Leiderdorp und die öffentlichen Verkehrsmittel fahren dort gegen Mitternacht nicht mehr. Guus Bosland, ein Einwohner von Castricum, sagte: „Letztes Jahr war ich Zweiter, dieses Jahr bin ich Erster.“

Man konnte Jan Paternotte die Verärgerung ansehen: Schon wieder saß er mit einer Thermoskanne in einem Liegestuhl vor dem Wahllokal am Stationsweg – völlig umsonst. Das Verhalten eines zweitklassigen Politikers, der in Talkshows mit Argumenten nicht überzeugen kann und glaubt, mit spielerischen Aktionen die Wähler noch zum Umdenken zu bewegen. Weit gefehlt. Was für ein durchgeknallter Wahlkämpfer aus dem D66 denkt sich so etwas aus? Ich fürchte, er ist es.

Jan Paternotte selbst meldete sich bei der Versammlung zu Wort und hatte verrückte Ideen in letzter Minute: „Ich möchte zurück nach Castricum, denn das war vor zwei Jahren auch ein Fernsehereignis.“ Verrückter Kerl. In einem beigen Sakko, mit einem Mitarbeiter, der die Wähler in Castricum hinter ihm ansprach und ihm noch einmal die Haare kämmte, bevor die Kamerateams endlich eintrafen. Eine Statue von Guus Bosland, die er partout nicht bewegen wollte. Wie die meisten Niederländer dachte er zuerst an sich selbst, nicht an Paternotte, der angeblich für unsere Zukunft posierte.

Marcel van Roosmalen schreibt montags und donnerstags eine Kolumne.

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