Privatsphäre und Rechte durch Überwachungstechnologien bedroht

Städte mit Kameras an jeder Ecke, Haushaltsgeräte, die uns abhören, soziale Netzwerke, die unsere Daten sammeln und verkaufen, Plattformen, die künstliche Intelligenz nutzen, um pornografische Bilder von Prominenten zu erstellen: Das sind keine Szenarien aus Krimiserien , sondern die Realität unserer vernetzten, digitalen Welt. Die neuen Dimensionen der Datenflut, zu denen uns künstliche Intelligenz, Sicherheitstechnik und Cyberkriminalität führen, müssen unbedingt überwacht werden, denn die Privatsphäre und die Rechte von Millionen Menschen stehen auf dem Spiel.
Im Bereich Videokameras und Gesichtserkennungssysteme zählt China unbestritten zu den führenden Ländern. Seine KI-gestützte Überwachungsinfrastruktur, die für Massenüberwachung und die Aufrechterhaltung der „sozialen Stabilität“ konzipiert ist, ist jedoch nicht die einzige weltweit, die mit diesen Zielen aktiv ist. Auch die USA, Israel, Ungarn, die Türkei, Russland, Japan und Südkorea engagieren sich in diesem Bereich, wobei amerikanische Unternehmen eine Schlüsselrolle bei der Lieferung der Hardware für diese intelligenten Überwachungssysteme spielen. Die gesamte Videoüberwachungsbranche befindet sich jedoch im Wandel, wie eine aktuelle globale Studie des amerikanischen Unternehmens Axis Communications bestätigt.
Über 60 % der Branchenkenner sind der Ansicht, dass KI und generative KI die Zukunft der Branche in Bezug auf Sicherheit, Business Intelligence (dank der Nutzung von Sensordaten zusätzlich zu Videoquellen) und operative Effizienz maßgeblich prägen werden. Welche Faktoren werden die Bedeutung und Wirkung von LLM-Algorithmen und -Modellen verstärken? Der Bericht hebt insbesondere zwei Aspekte hervor: den beschleunigten Übergang zu Hybridarchitekturen, die die sofortige kamerabasierte Verarbeitung von Edge-KI mit der langfristigen Skalierbarkeit der Cloud kombinieren, und die zunehmende Nutzung von Gesichtserkennungssystemen, unterstützt durch Regulierungen, die deren Anwendung (zumindest theoretisch) ethisch regeln sollen.
In den Vereinigten Staaten ist intelligente Videoüberwachung ein kontroverses Thema. Dies spiegelt den uneinheitlichen Umgang mit Datenschutzbestimmungen wider (die weitgehend den einzelnen Bundesstaaten überlassen sind) und eine öffentliche Debatte, die seit Langem nach einem Gleichgewicht zwischen dem Sicherheitsbedürfnis (insbesondere zur Verbrechens- und Terrorismusbekämpfung) und dem Risiko einer möglichen Militarisierung der Überwachung sucht. New York ist in diesem Zusammenhang zu einem Paradebeispiel für den weitverbreiteten Einsatz von Überwachungskameras mit Gesichtserkennungstechnologie geworden (über 25.000 sind Berichten zufolge installiert, die meisten davon in den Stadtbezirken Brooklyn und Bronx), um die öffentliche Ordnung zu gewährleisten und Verbrechen zu verhindern. Die Folgen für die Rechte des Einzelnen sind bekannt, ebenso wie die italienische Datenschutzbehörde, die in den letzten Monaten gegen Clearview AI vorgegangen ist. Das Unternehmen stellt Strafverfolgungsbehörden weltweit eine umfangreiche Datenbank mit Informationen zur Verfügung, die im Internet gesammelt werden, um den Abgleich mit Kamerabildern zu ermöglichen und potenzielle Übereinstimmungen zwischen polizeibekannten Personen und potenziellen Wiederholungstätern zu finden.
„Das Missbrauchsrisiko“, erklärt Andrea Baldrati, Gründungspartnerin von BSD Legal und Gründerin der Privacy Week, „liegt in der Datenerhebung ohne Wissen der Betroffenen und deren Zusammenführung durch algorithmische Systeme zur Erstellung eines individuellen Profils. Dies kann auch in Kriegszeiten geschehen: Bekannt ist beispielsweise, dass die israelische Armee seit Jahren maschinelles Lernen und seit Kurzem LLM-Modelle zur Überwachung von Personen und deren Verhalten einsetzt. Dies öffnet Tür und Tor für einen willkürlichen Technologieeinsatz, der eines der Grundprinzipien der Demokratie untergräbt: die Unschuldsvermutung und den Schutz vor Anschuldigungen wegen eines noch nicht begangenen Verbrechens.“ In Europa ist der Fall Ungarns jedoch der auffälligste. Dort wurden im vergangenen Frühjahr neue Gesetze verabschiedet (die faktisch im Widerspruch zum KI-Gesetz stehen), um den Einsatz von Gesichtserkennungstechnologie auszuweiten und die Überwachung von Teilnehmern friedlicher, der Zentralregierung missliebiger Demonstrationen wie etwa LGBTQ+-Pride-Paraden zu ermöglichen.
ilsole24ore
%2520Is%252075%2525%2520Off%2520at%2520The%2520Home%2520Depot.png&w=3840&q=100)



