Zwei Impfungen pro Jahr zum Schutz vor einer HIV-Infektion

(von Manuela Correra)
Nur noch zwei Injektionen pro Jahr zur Vorbeugung einer HIV-Infektion anstelle der derzeitigen Präventivtherapien, die zwar wirksam sind, aber täglich die Einnahme einer Tablette erfordern. Das neue Medikament auf Basis des Lenacapavir-Moleküls wurde gerade von der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) zugelassen und verspricht, dazu beizutragen, die AIDS-Epidemie weltweit zu beenden. Ein Wendepunkt, so Ärzte und Verbände, der zu einem Zeitpunkt kommt, an dem sexuell übertragbare Krankheiten wie AIDS wieder gefährlich stark auftauchen und die Zahl der Fälle insbesondere unter jungen Menschen zunimmt. Gleichzeitig steht er im Widerspruch zur neuen Sparpolitik der Trump-Regierung, die die Mittel für die HIV-Prävention drastisch streicht. Die „doppelte Präventivspritze“ gegen HIV stellt heute einen bedeutenden Fortschritt dar, so sehr, dass die Fachzeitschrift Science Lenacapavir, hergestellt von Gilead, zur „Entdeckung des Jahres“ 2024 gekürt hat. Es handelt sich um eine Präexpositionsprophylaxe (PrEP) zur Reduzierung des Risikos einer sexuell übertragenen HIV-Infektion bei Erwachsenen und Jugendlichen (ab 35 kg Körpergewicht). Die Daten zeigen, dass etwa 99,9 % der Teilnehmer, die die Therapie in den Phase-3-Studien Zweck 1 und Zweck 2 erhielten, HIV-negativ blieben. Der Wirkmechanismus von Lenacapavir ist im Vergleich zu anderen derzeit zugelassenen Klassen antiviraler Wirkstoffe innovativ. Während die meisten antiviralen Medikamente nur in einer Phase der Virusreplikation wirken, hemmt Lenacapavir HIV in mehreren Phasen seines Lebenszyklus und weist keine In-vitro-Resistenz gegen andere Klassen bestehender Medikamente auf. Der größte Vorteil liegt in der einfachen Handhabung des Medikaments: Angesichts der täglichen Einnahme von Prep-Medikamenten ist die Therapietreue heutzutage oft ein kritischer Aspekt. Ziel ist es nun, das Medikament auch außerhalb der USA und in Entwicklungsländern, beispielsweise in Afrika, wo AIDS grassiert, verfügbar zu machen. „Die potenzielle Wirkung des neuen Moleküls ist enorm. Es könnte einen entscheidenden Wendepunkt im Kampf gegen die weltweite Ausbreitung von HIV darstellen“, sagte Anlaids-Präsident Luca Butini gegenüber ANSA. Die Zulassung durch die FDA sei „eine hervorragende Nachricht, insbesondere für Bevölkerungsgruppen, in denen die tägliche oder bedarfsgerechte orale Behandlung schlecht eingehalten wird und daher der Infektionsschutz weniger wirksam ist“, erklärte er. Laut WHO-Daten verursachte die HIV-Epidemie im Jahr 2023 weltweit etwa 1,3 Millionen Neuinfektionen und trug zum Tod von 630.000 Menschen bei. Doch die Zahlen mahnen uns, auch in Europa und Italien wachsam zu bleiben. Den neuesten verfügbaren Daten zufolge wird es im Jahr 2023 in der EU 24.731 neue HIV-Diagnosen geben, ein Anstieg im Vergleich zur Vergangenheit. Ein Trend, der sich auch in Italien bestätigt, wo 2.349 Fälle registriert wurden und seit 2020 ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen ist. In Italien gibt es 532 AIDS-Diagnosen, mit einer Inzidenz von 0,9 Fällen pro 100.000 Einwohner, ein Anstieg im Vergleich zu 2022. Und auch wenn die Zahl der HIV-Neuinfektionen in Italien zwischen 2010 und 2023 von 4.051 auf 2.349 gesunken ist, was einem Rückgang von 42 % entspricht, liegen die Daten laut Experten weit unter den Erwartungen. Darüber hinaus warnen das AIDS Green Telephone und das IST des Istituto Superiore di Sanità, dass junge Menschen, obwohl sie am stärksten gefährdet sind, in vielen Fällen falsch informiert sind, insbesondere über die Übertragungswege. So werden immer noch Fragen nach der Möglichkeit einer Ansteckung durch einen Kuss oder einen Mückenstich gestellt. AIDS sollte nicht unterschätzt werden, warnen Spezialisten für Infektionskrankheiten. Die große Unbekannte bleibt jedoch, welche Auswirkungen die von Präsident Donald Trump angeordneten Kürzungen des „Pepfar“-Notfallplans des US-Präsidenten zur Aids-Hilfe auf die Forschung haben könnten. Seit Januar hat die Trump-Regierung HIV-Forschungsprogrammen und internationaler Hilfe schwere Schläge versetzt und einen Großteil der US-Finanzierung abrupt eingestellt. Schätzungen zufolge könnten die Kürzungen der Hilfe bis 2030 elf Millionen Neuinfektionen verursachen, vor allem in Afrika, aber nicht nur dort.
ansa