Steuern auf Flugtickets: Sollten die neuen Drohungen des Ryanair-Chefs ernst genommen werden?

Der Wutausbruch des Ryanair-Chefs über die Verdreifachung des Solidaritätszuschlags auf Flugtickets sorgt für Besorgnis. Michael O'Leary hat erneut einen scharfen Seitenhieb auf Frankreich gelandet und mit weiteren Einschränkungen des Flugbetriebs gedroht.
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Seit zwei Wochen warnt die Billigfluggesellschaft Ryanair: Sie wird ihre Flüge nach Bergerac, Brive und Straßburg einstellen. Insgesamt werden 13 % ihrer Kapazitäten in Frankreich wegfallen. Doch am Sonntag, dem 10. August, erklärte Ryanair-Chef Michael O-Leary in der Zeitung Le Parisien , er sei bereit, noch weiter zu gehen. Man muss dem Ryanair-Chef zwar sein Talent zur Provokation lassen, aber „es ist ein börsennotiertes Unternehmen, das seinen Aktionären nichts verkünden kann, aber es stellt eine wirtschaftliche Kalkulation an“, erklärt Arnaud Aymé, Luftfahrtexperte bei Sia.
Für Ryanair ist die Rechnung einfach: Die Marge pro verkauftem Ticket ist sehr gering. Diese neue Steuer bedeutet zusätzliche 5 Euro pro Ticket. Eine Weitergabe dieser Steuer sei daher nicht möglich, so das Unternehmen, denn der Grund für den Erfolg sei einfach: sehr niedrige Preise: durchschnittlich 40 Euro pro Sitzplatz, verglichen mit 150 Euro bei traditionellen Fluggesellschaften wie Air France oder Lufthansa, so die Unternehmensberatung Sia. Frankreich ist nicht Ryanairs beliebtestes Reiseziel in Europa, sondern nur das fünftgrößte. Hinzu kommt, dass es dem Unternehmen an Flugzeugen mangelt; seine Flotte ist zu klein. Der Konzern wartet auf Bestellungen von Boeing, die Boeing jedoch nur schwer ausliefern kann. Daher wird er seine Flugzeuge auf Strecken verlagern, die er für rentabler hält.
Laut Arnaud Aymé könnten auch andere Fluggesellschaften versucht sein, dasselbe zu tun. Die neue Steuer wird zwar keine Auswirkungen auf große französische Ziele wie Paris und Nizza haben, auf kleinere jedoch schon. Der Chef des Flughafens La Rochelle und Präsident der französischen Flughafengewerkschaft warnte bereits im Januar: „Flugzeuge, die von französischen Flughäfen umgeleitet werden, fliegen sowieso woanders hin, in andere Länder.“
Die zusätzliche Steuer von 5 Euro wurde eingeführt, um die Nutzer zu ermutigen, umweltfreundlichere Verkehrsmittel zu bevorzugen. Laut Ademe verursacht beispielsweise eine Reise zwischen Paris und Barcelona mit dem Flugzeug 70-mal mehr Treibhausgasemissionen als mit der Bahn. Diese Solidaritätssteuer von 5 Euro ist daher ökologisch sinnvoll, sofern sie entweder für einen umweltfreundlicheren Flugverkehr verwendet wird, sofern Züge verfügbar sind, mit wettbewerbsfähigen Preisen für Ziele, die vom Low-Cost-System abgedeckt werden, oder zur Finanzierung der Bahn. Dies ist jedoch nicht der Fall. Heute soll diese Steuer lediglich das Defizit eindämmen.
Francetvinfo