Donald Trump will nicht mehr mit Karin Keller-Sutter verhandeln

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Die Präsidentin der Konföderation soll ihren amerikanischen Amtskollegen weitaus stärker verärgert haben, als man sich das je hätte vorstellen können.

Erst das 34-minütige Telefonat zwischen Karin Keller-Sutter und Donald Trump am 31. Juli habe laut Washington zum Scheitern des Handelsabkommens zwischen der Schweiz und den USA geführt, berichtet der «SonntagsBlick» unter Berufung auf anonyme Quellen aus dem Umfeld der US-Regierung.
Demnach fühlte sich der amerikanische Präsident während dieses Telefongesprächs gedemütigt und belehrt. Die Bundespräsidentin verärgerte ihren amerikanischen Amtskollegen nicht nur, indem sie seine Behauptung eines Handelsdefizits mit der Schweiz von 40 Milliarden korrigierte, sondern sie soll ihn auch herabgewürdigt haben, indem sie ihm einen halbstündigen Vortrag über Makroökonomie und Wirtschaftspolitik hielt. Diese „Lektion“ soll ihn so sehr verärgert haben, dass er seinen Kollegen umgehend mitteilte, dass er nie wieder mit ihr verhandeln wolle.
Im Weissen Haus war die Linie am Vorabend des 1. August klar: Solange Karin Keller-Sutter Präsidentin bliebe, werde die Schweiz keine Zollsenkung erhalten. „Noch nie zuvor hat sich ein amtierender amerikanischer Präsident länger als eine halbe Stunde vom Staatschef eines anderen Landes so behandeln lassen. Bill Clinton hätte nach zehn Minuten aufgelegt. Barack Obama hätte das nicht toleriert“, so eine Quelle.
Donald Trump nahm die Angelegenheit offenbar sehr persönlich. «Das ist kein Länderproblem, sondern ein Persönlichkeitsproblem», wiederholte er hinterher privat und öffentlich. Kritik erntete auch die Äußerungen von Karin Keller-Sutter nach dem Telefonat: Die Bundesrätin bezeichnete das Handelsdefizit als «Diebstahl», ein Wort, das die republikanische Milliardärin laut Protokoll nie verwendet haben soll.
Das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) von Karin Keller-Sutter wollte sich auf Anfrage nicht zu den jüngsten Entwicklungen äußern. Es gebe keine Hinweise auf einen persönlichen Streit mit dem Weißen Haus. Schweizer Diplomatenkreise bestreiten, dass die Finanzministerin in Washington zur Persona non grata geworden sei. Der Vorfall wird auch als Verhandlungstaktik der USA interpretiert.
20 Minutes