Der veraltete Kaugummi verzeichnet einen Rückgang der Verkäufe


Kaugummi erfreut sich seit Tausenden von Jahren großer Beliebtheit.
Kaugummi war lange Zeit ein treuer Begleiter auf Zug- oder Autofahrten und bei langen Wartezeiten am Flughafen. Doch seine Beliebtheit nimmt rapide ab. Laut dem Marktforschungsunternehmen Euromonitor International werden die weltweiten Verkäufe im Jahr 2024 im Vergleich zu 2019, der Zeit vor Covid, um 14 Prozent zurückgehen. Über zehn Jahre hinweg beträgt der Rückgang sogar 20 Prozent, berichtete die NZZ am Dienstag.
Das mangelnde Interesse ist so groß, dass sich der amerikanische Konsumgüterriese Mondelez vor zwei Jahren aus dem Markt zurückzog und seine Kultmarken wie Stimorol, Trident und Hollywood an die italienische Gruppe Perfetti Van Melle verkaufte. Doch der Niedergang hält an.
Dafür gibt es viele Gründe. Durch die Telearbeit haben viele das Kaugummikauen verlernt. Man muss sich bei Videokonferenzen keine Gedanken mehr darüber machen, ob der Atem frisch riecht. Ein weiterer Grund: der Rückgang der Raucherzahlen. Man muss den Zigarettengeruch nicht mehr mit aromatisiertem Kaugummi überdecken.
Und wer noch raucht, bevorzugt zunehmend aromatisierte und diskrete Nikotin-Minipads, die zwischen Lippe und Zahnfleisch geschoben werden. Marktführer Philip Morris verzeichnete 2024 einen Nachfrageanstieg von 28 %. Allein im ersten Quartal 2025 lag das Wachstum bei 53 %.
Ein weiteres Problem: Kaugummi ist bei jungen Leuten aus der Mode gekommen, obwohl sie lange Zeit viel konsumiert haben. Auf TikTok findet man kein einziges Video, das sich mit „Chiclette“ beschäftigt. Auch die Werbung ist verschwunden.
Denn die vernetzte Generation surft am liebsten mit dem Handy im Internet. Ein Phänomen, das Coop, einer der größten Detailhändler der Schweiz, beobachtet hat. Es bestätigt ein „Smartphone-Tal“. Kurz gesagt: Die Menschen verbringen so viel Zeit mit ihren Handys, dass sie gar nicht mehr daran denken, Kaugummi zu kauen, um sich zu beschäftigen oder ihre Nerven zu beruhigen.
Kaugummi hat uralte Ursprünge: Schon die Maya kauten Sapodillasaft, genannt Chicle. Im 19. Jahrhundert erreichte diese Gewohnheit die Vereinigten Staaten, wo der erste kommerzielle Kaugummi auf den Markt kam. Dank amerikanischer Soldaten wurde er im Zweiten Weltkrieg populär. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte er sich zu einem festen Bestandteil der Popkultur, insbesondere unter jungen Leuten. Mit seinen Blasen, den verschiedenen Geschmacksrichtungen und seinem „coolen“ Image wurde Kaugummi zum Symbol der Moderne – bevor er im 21. Jahrhundert allmählich in Ungnade fiel.
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