Ain. Die Geschichte des Berliet VRD19 von 1933, der 60 Jahre lang in Croix-Rousse „eingemauert“ war

Im Januar 2017 stießen Arbeiter beim Abriss von Gebäuden in Croix-Rousse (Lyon) auf eine in einer Garage eingemauerte Limousine. Mit dieser Exhumierung kommt eine unglaubliche Familiengeschichte ans Licht.
Gehen wir zurück in die Vergangenheit. 1933 nahm der Hersteller Berliet, bereits für seine Schwerlastfahrzeuge bekannt, den VRD19 in sein Sortiment auf, eine siebensitzige Limousine und das Flaggschiff der Lyoner Marke. Jean-Victor Legros, ein erfolgreicher Bauunternehmer – heute Legros TP – kaufte dieses Luxusmodell und produzierte nur neun Exemplare.
Im Fotoalbum der Legros ist das Auto eine Freude für die ganze Familie. Die damalige Werbung ist voll des Lobes für das Fahrzeug: „Luxuriös, ausgestattet mit den neuesten Verbesserungen. Das extra niedrige, robuste und ausgewogene Fahrgestell ist mit einem Hochleistungsmotor ausgestattet, der steil beschleunigt und sofort anspringt. Es ist ein komfortables Fahrzeug mit modernem Design und sorgfältiger Lackierung, die ihm ein sehr elegantes Aussehen verleihen. Die Fahrt ist angenehm, die Lenkung leichtgängig und sicher. Die Licht- und Hupensteuerung ist in einem cleveren Schalter zusammengefasst, der schnell als „Commodo“ bezeichnet wird und sich unter dem Lenkrad befindet – praktisch, weil er immer in Reichweite des Fahrers ist!“
Als der Wagen gefunden wurde, war Sylvie Legros, die Enkelin von Jean-Victor, fassungslos. Wie konnte dieses Auto „verschwinden“? Über die Einmauerung ist wenig bekannt. Die Berliet-„Limousine“ wurde wahrscheinlich nach dem Tod ihres Besitzers im Jahr 1957 eingemauert. Vielleicht sogar schon früher! Eine weitere Frage stellte sich: Was tun mit diesem „schlafenden Berliet“? Würde er jemals wieder aufwachen? Frau Legros vertraute ihn den Experten der Berliet-Stiftung an: Obwohl sehr müde, war der VRD19 vollständig. Doch der Schein trügte. Die Holzstruktur des Fahrzeugs, die den Karosserierahmen bildet, an dem das Blech befestigt war, war beschädigt. Die Innenausstattung war in einem schlechten Zustand. Nach einer zweijährigen Überholung im Berliet-Konservatorium in Montellier, Ain, wurde der VRD19 im Dezember 2023 wieder in seinen Originalzustand versetzt, insbesondere dank der „fachmännischen“ Arbeit von Maurice Chevallier (Karosserie) und Jean-Claude Olagnon (Mechanik). Der Berliet VRD19 ist das einzige bisher bekannte Exemplar weltweit.
Die Restaurierung wurde durch den Grand Prix der Motul Heritage Foundation 2018, die Unterstützung der Region Auvergne-Rhône-Alpes und ein Abonnement der Heritage Foundation finanziert. Geschätzte Kosten der Arbeiten: fast 90.000 €.

Benchmark - Technisches Datenblatt des Berliet VRD19
Vierzylindermotor, 3,3 Liter Hubraum, hängende Ventile, angebauter Zylinderkopf, wassergekühlt durch Kreiselpumpe. Einscheibenkupplung. Vierganggetriebe (geräuschloser und synchronisierter 3. und 4. Gang). Sehr leistungsstarke Bremsen mit fußbetätigtem Servobremsen an allen vier Rädern. Handbremse auf die Hinterräder wirkend. Elektrischer Start und Beleuchtung.
Zoom – Wo kann man es bewundern?
Der Berliet VRD19 wird auf der kommenden Lyon Motor Show vom 24. bis 28. September am Stand der Marius Berliet Foundation in der Eurexpo Lyon ausgestellt. Der Garten und das Erdgeschoss der Berliet-Villa sind während der Heritage Days für die Öffentlichkeit zugänglich.
Das in der Gemeinde Montellier (Ain) gelegene Konservatorium ist kein Museum. Es ist daher normalerweise für die Öffentlichkeit geschlossen. Besuche sind nur nach Vereinbarung möglich.
Alle Informationen: www.fondationberliet.org und Telefon: 04.78.54.15.34, 9.30 bis 12.30 Uhr und 14.00 bis 17.30 Uhr, Montag bis Freitag. Vom 21. Dezember bis 5. Januar geschlossen.
Le Bien Public