Wenn die Partystimmung den Lausanner Durchschnittsbürger kaum begeistern kann


Am vergangenen Samstag waren die Tribünen im Pontaise-Stadion bei den Leichtathletik-Wettbewerben ziemlich leer.
„Ich war voller Vorfreude, aber ehrlich gesagt war ich enttäuscht.“ Der 38-jährige Lausanner André hatte sich letzten Samstag direkt zum Eidgenössischen Turnfest aufgemacht. Als ehemaliger Athlet besuchte er die Leichtathletik-Wettbewerbe im Pontaise-Stadion. „Es waren sehr wenige Leute da und die Stimmung war sehr schlecht“, sagt er. „Natürlich habe ich hauptsächlich junge Athleten gesehen, die Spaß miteinander hatten. Aber es war nicht besonders spektakulär …“
Diese Meinung teilt auch Thomas, ein neugieriger Vater, der zu diesem Anlass nach Lausanne gereist ist. „Es ist sicherlich eine sehr schöne Veranstaltung für Fitnessstudios, aber als normaler Besucher fühlte ich mich nicht einbezogen. Alle sprechen Deutsch, die offizielle Website bietet keine Informationen zu genauen Zeiten … Für mich ist es ein Reinfall. Außerdem war noch niemand, den ich kenne, dort.“
Andere befragte Lausanner bestätigen: Für sie ist das Festival nicht gedacht. Offizielle Fotos zeigen spärliche Stände oder solche, die hauptsächlich von Turnern in ihren Vereinsfarben bevölkert sind. Dennoch ist alles kostenlos, und die Veranstaltung bombardiert die Stadt seit Monaten mit Werbung.
«Die Turnfeste sind in unseren Regionen noch relativ unbekannt, erfreuen sich aber in der Deutschschweiz grosser Beliebtheit», betont Valentine Pittet-Rollier, Kommunikationsdirektorin von Lausanne 2025. «Das erklärt möglicherweise das geringere spontane Interesse der breiten Öffentlichkeit im Vergleich zu Veranstaltungen wie den Olympischen Jugendspielen (Anmerkung der Redaktion: die 2019 in Lausanne stattfanden).» Ihr zufolge konnte das Festivalgelände an drei Tagen dennoch rund 50'000 Besucher begrüßen, und das Interesse wächst. «Wir arbeiten an konkreten Verbesserungen für das zweite Wochenende, um das Erlebnis für alle noch reibungsloser und angenehmer zu gestalten.» Das Festival endet am Sonntag.
Die Stadt Lausanne finanziert die Veranstaltung mit 500.000 Franken (bei einem Gesamtbudget von 29 Millionen Franken) und bietet zusätzlich eine Defizitgarantie in gleicher Höhe. Zahlreiche öffentliche Dienste werden für einen reibungslosen Ablauf mobilisiert. Auf die Frage nach dem relativ geringen Interesse der Bevölkerung reagiert die städtische Sportdirektorin Émilie Moeschler gelassen. „Das ist auch die Herausforderung: die Bevölkerung über die Turner und Freiwilligen hinaus zu begeistern. Der kostenlose Eintritt wird sehr geschätzt. Das Interesse wird am zweiten Wochenende zweifellos noch weiter zunehmen.“
20 Minutes