Politisches Erdbeben in Europa: Ungarn fordert den IStGH heraus, Portugal wendet sich nach rechts und Spanien debattiert über ein wichtiges Gesetz zu Israel

Am 20. Mai 2025 ist die europäische Politik in Aufruhr. Ungarn formalisiert seinen Austritt aus dem Internationalen Strafgerichtshof, eine Entscheidung, die von Israel begrüßt wird. Unterdessen bestätigt die Analyse der jüngsten Wahlen in Portugal einen drastischen Rechtsruck mit dem Aufstieg Chegas. In Spanien wird der Vorschlag für ein Waffenembargo gegen Israel weiterhin im Parlament behandelt, was interne Meinungsverschiedenheiten und sozialen Druck widerspiegelt.
Die politische Landschaft Europas weist Anzeichen einer Neuordnung und Spannungen auf. Souveräne Entscheidungen mit starker ideologischer Ladung, Wahlergebnisse, die traditionelle Konventionen sprengen, und polarisierende Parlamentsdebatten prägen den Tag in verschiedenen Teilen des Kontinents.
Ungarn und der IStGH: Eine Herausforderung für die internationale Ordnung mit geopolitischen Implikationen
In einem Schritt, der auf der internationalen Bühne großes Echo findet, hat das ungarische Parlament am Dienstag dem Austritt aus dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) zugestimmt. Die Entscheidung unterstützt die Haltung von Ministerpräsident Viktor Orbán, der dem IStGH wiederholt vorgeworfen hatte, er sei zu einem „politischen Gremium“ und nicht mehr zu einem unparteiischen Gerichtshof geworden.
Bezeichnenderweise hat Israel die ungarische Entscheidung öffentlich begrüßt. Dieser Applaus kommt nicht von ungefähr. Dies geschieht, während der IStGH mutmaßliche Kriegsverbrechen in den palästinensischen Gebieten, einschließlich des Gazastreifens, untersucht und der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu selbst in der Vergangenheit Ungarn trotz eines vom Gerichtshof erlassenen Haftbefehls besuchte.
Der Austritt Ungarns aus dem IStGH kann nicht als isolierter Akt interpretiert werden. Es handelt sich um eine klare Erklärung des souveränen Nationalismus und eine ausdrückliche Ablehnung supranationaler Zuständigkeit in Fragen, die Budapest als heikel betrachtet oder politisch instrumentalisiert.
Die Unterstützung Israels lässt auf ein Zweckbündnis zwischen Nationen schließen, die sich von internationalen Institutionen, die sie als feindselig oder voreingenommen empfinden, ausgegrenzt oder potenziell bedroht fühlen. Dieser Schritt könnte schwerwiegende Folgen haben und die Autorität und den Anspruch des IStGH auf Universalität untergraben. Dies sendet ein beunruhigendes Signal aus: Staaten könnten versuchen, die internationale Strafjustiz zu umgehen, wenn sie über den politischen Willen und die Unterstützung einflussreicher Verbündeter verfügen.
Innerhalb der Europäischen Union selbst vertieft die Entscheidung Ungarns die bestehende Kluft zwischen den Mitgliedstaaten, die die internationale Rechtsstaatlichkeit und multilaterale Institutionen hochhalten, und jenen, die – wie die Orbán-Regierung – eine restriktivere und eifersüchtigere Vision nationaler Souveränität verfolgen. Diese Tat könnte andere Staats- und Regierungschefs mit autoritären Tendenzen oder unter internationaler Beobachtung ermutigen.
Portugal: Chegas extreme Rechte konsolidiert ihren Aufstieg und bricht das Zweiparteiensystem
Nachwahlanalysen der jüngsten portugiesischen Wahlen, deren Daten zwischen dem 18. und 19. Mai konsolidiert wurden, bestätigen eine dramatische Verschiebung des Machtgleichgewichts. Obwohl die Mitte-rechts-Partei Demokratische Allianz (AD) gewann und Luis Montenegro als Premierminister wieder eingesetzt wurde, ist die auffälligste Schlagzeile der außergewöhnliche Aufstieg der rechtsextremen Chega-Partei unter Führung von André Ventura.
Bei der Stimmenauszählung übertraf Chega mehrmals sogar die traditionelle Sozialistische Partei (PS) und sicherte sich damit einen Sitz im Parlament, der mit dem jahrzehntelangen Zweiparteiensystem in Portugal bricht. Ventura verkündete, dass „50 Jahre Überparteilichkeit zu Ende seien“, eine Botschaft, die bei einem Teil der Wählerschaft Anklang findet, der mit den traditionellen Parteien unzufrieden ist.
Der Aufstieg von Chega ist kein ausschließlich portugiesisches Phänomen. Es ist Teil eines breiteren Trends zur Stärkung der Rechten und der extremen Rechten in Europa. Die aktuelle Zusammensetzung des Europäischen Parlaments spiegelt diese Realität bereits wider: Gruppen wie Patriots for Europe (PfE) und Europe of Sovereign Nations (ESN) gewinnen an Boden.
Dieses Wachstum ist auf eine Kombination verschiedener Faktoren zurückzuführen, darunter gefühlte Unsicherheit, Wirtschaftskrisen, Unzufriedenheit mit der politischen Elite sowie Sorgen hinsichtlich Einwanderung und nationaler Identität. Die Folgen sind unmittelbar für die Politikgestaltung auf nationaler und EU-Ebene, insbesondere in Bereichen wie Einwanderung (auch in Spanien ein heißes Thema mit der Debatte über die neue Einwanderungsverordnung), nationale Souveränität versus Brüsseler Richtlinien und die Zukunft des europäischen Integrationsprojekts selbst.
Spanien: Waffenembargo gegen Israel wird trotz politischer Spannungen vorangetrieben
In Spanien ist die Innenpolitik weiterhin von den Nachwirkungen des Gaza-Konflikts geprägt. Das Abgeordnetenhaus debattiert derzeit über einen Gesetzentwurf zur Verhängung eines Waffenembargos gegen Israel. Der parlamentarische Prozess für diese Initiative hat durch die Ankündigung der katalanischen Partei Junts, dafür stimmen zu wollen, einen entscheidenden Schub erhalten. Diese Unterstützung wird es dem Vorschlag ermöglichen, seinen Weg in der Gesetzgebung fortzusetzen und den Druck auf die Regierung von Pedro Sánchez zu verdeutlichen, eine entschiedenere Haltung gegenüber den Aktionen Israels einzunehmen.
Gleichzeitig wird die politische Debatte in Spanien durch andere Themen angeheizt, beispielsweise durch die Diskussion über die neuen Einwanderungsbestimmungen und ihre Auswirkungen auf die im Land lebende und arbeitende Einwandererbevölkerung. Darüber hinaus führen parteipolitische Spannungen und Ermittlungen in mutmaßlichen Korruptionsfällen, wie etwa im berüchtigten „Fall Ábalos“, weiterhin zu Reibereien zwischen der Volkspartei (PP) und der Sozialistischen Partei (PSOE).
Zusammensetzung des Europäischen Parlaments: Spiegelbild politischer Veränderungen
Hintergrund dieser nationalen Entwicklungen ist die aktuelle Zusammensetzung des Europäischen Parlaments (Legislaturperiode 2024–2029). Das Verständnis seiner Zusammensetzung ist der Schlüssel zur Interpretation der politischen Dynamik des Kontinents.
Fraktion Anzahl der Sitze Prozentsatz der Sitze
EVP (Europäische Volkspartei/Christdemokraten) 188 26,11 % S&D (Progressive Allianz der Sozialisten und Demokraten) 136 18,89 % PfE (Patrioten für Europa) 84 11,67 % EKR (Europäische Konservative und Reformisten) 78 10,83 % Renew Europe 77 10,69 % Grüne/EFA 53 7,36 % Die Linke (GUE/NGL) 46 6,39 % ESN (Europa der Souveränen Nationen) 25 3,47 %
NI (Nicht registriert) 33 4,58 %
La Verdad Yucatán