Abschied vom Zaun

Die gestern in Brüssel erzielte Einigung wird eine erste greifbare Konsequenz haben: das Ende des Zauns und die Abschaffung der Kontrollen am Grenzübergang zwischen Gibraltar und La Línea. Davon profitieren die 15.000 Menschen, die täglich zwischen Gibraltar und Campo de Gibraltar reisen, da ihnen individuelle Passkontrollen und die daraus resultierenden Verzögerungen an der Grenze entgehen.
Dies bedeutet auch, dass Grenzkontrollen am Hafen und Flughafen von Gibraltar durchgeführt werden. Laut der gemeinsamen Erklärung wird es eine doppelte Überwachung durch die gibraltarische Polizei und die spanische Polizei geben, die im Auftrag der EU für die Schengen-Grenze zuständig sein wird.
Dies dürfte den britischen Konservativen nicht gefallen, die die Beteiligung spanischer Agenten stets als Angriff auf die nationale Souveränität betrachteten. Tatsächlich kam das Abkommen nur wenige Wochen nach der Abtretung der Chagos-Inseln an Mauritius zustande. Das britische Außenministerium stellte im Vorfeld der Kritik klar, dass spanische Polizeibeamte „für die Gewährleistung der Integrität des Schengen-Raums verantwortlich sein werden, ähnlich wie die französische Polizei am Londoner Bahnhof St. Pancras“, von dem aus die Eurostar-Züge nach Paris abfahren.
In Bezug auf Waren heißt es in der gemeinsamen Erklärung, man habe sich auf die Grundsätze geeinigt, die „der künftigen Zollunion zwischen der EU und Gibraltar zugrunde liegen, nämlich die Aufrechterhaltung einer engen Zusammenarbeit zwischen den jeweiligen Zollbehörden und die Abschaffung von Warenkontrollen.“
Darüber hinaus wurde eine Einigung über die Grundsätze der indirekten Besteuerung erzielt, die in Gibraltar gelten werden. Dazu gehört auch die Besteuerung von Tabak, einem Hotspot, da auf dem Felsen beispielsweise keine Mehrwertsteuer erhoben wird.
Es gibt noch viele offene Fragen, die in den kommenden Tagen von den zuständigen Experten für den Rechtsrahmen geklärt werden müssen. Der Text befasst sich lediglich mit allgemeinen Verpflichtungen zu gleichen Wettbewerbsbedingungen in den Bereichen staatliche Beihilfen, Steuern, Arbeit, Handel und nachhaltige Entwicklung, Bekämpfung der Geldwäsche sowie Transport, einschließlich des Flughafens. Er erwähnt auch die Rechte von Grenzgängern und die Koordinierung im Bereich der sozialen Sicherheit, ohne weitere Einzelheiten zu nennen.
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