Bei Dinosaurier gefundener Tumor könnte laut wissenschaftlicher Studie die Geschichte des menschlichen Krebses neu schreiben

In einem über 70 Millionen Jahre alten versteinerten Kieferknochen hat eine internationale Gruppe von Wissenschaftlern etwas gefunden, das unser Verständnis von Krebs für immer verändern könnte.
Dies ist ein „Telmatosaurus transsylvanicus“, ein pflanzenfressender Dinosaurier aus der späten Kreidezeit, dessen Knochenreste einen seltenen gutartigen Tumor namens Ameloblastom aufweisen.
Diese Entdeckung ermöglicht es uns, die evolutionären Ursprünge des Krebses zurückzuverfolgen und legt nahe, dass die Mechanismen, die ihn verursachen – und vielleicht auch diejenigen, die ihn unterdrücken – schon lange vor der Entstehung des Menschen vorhanden waren.
Diese Entdeckung wurde von Forschern des Imperial College London, des University College London und der Universität Bukarest vorgestellt und kürzlich in der Zeitschrift Biology veröffentlicht.

Illustration eines „Telmatosaurus transsylvanicus“. Foto: Rafael Silva do Nascimento / entnommen von Deviantart.com
Bei dem Dinosaurierexemplar, das aus dem Fluss Sibișel in Rumänien stammte, handelte es sich um einen jungen Telmatosaurus transsylvanicus, der eine deutliche Deformation des Unterkiefers aufwies.
Mithilfe nichtinvasiver Techniken wie Computertomographie (Mikro-CT) und Rasterelektronenmikroskopie (REM) konnten Wissenschaftler strukturelle Merkmale identifizieren, die denen moderner Ameloblastome ähneln – Tumoren, die auch heute noch Menschen und andere Arten befallen – und so den außergewöhnlichen Erhaltungszustand des versteinerten Weichgewebes offenbaren.
SEM-Bilder zeigten erythrozytenähnliche Strukturen und Kollagenfasern innerhalb des Tumors, was auf eine unerwartet detaillierte Zellkonservierung hindeutet.
Dadurch erhalten wir nicht nur Informationen über die Krebsart, die die Dinosaurier befiel, sondern können auch die molekularen Grundlagen der Krankheit bei Organismen untersuchen, die vor zig Millionen Jahren lebten.
Ein Fenster zur Evolution des Krebses Die Autoren der Studie betonen, dass derartige Befunde nicht als Einzelfälle betrachtet werden sollten. Das wiederkehrende Vorkommen von Tumoren in Dinosaurierfossilien – insbesondere bei Hadrosauriern wie dem Telmatosaurus – deutet darauf hin, dass Krebs schon in der Antike eine weit verbreitete biologische Bedrohung war.
Heute haben Arten wie Elefanten mehrere Kopien des TP53-Gens entwickelt, das als „Wächter des Genoms“ bekannt ist und es ihnen ermöglicht, DNA-Schäden effizient zu erkennen und zu reparieren.
Wale wie der Grönlandwal verfügen über eine bemerkenswerte Fähigkeit zur genetischen Reparatur. Experten wissen jedoch noch nicht, ob Dinosaurier diese Anpassungen teilten oder auf molekularer Ebene völlig andere Lösungen besaßen.
Untersuchungen an dem gefundenen Dinosaurierexemplar legen nahe, dass einige genetische Wege, die mit Krebs beim Menschen in Zusammenhang stehen, viel ältere Wurzeln haben könnten als bisher angenommen.

Bilder, die Dichteschwankungen innerhalb von Strukturen zeigen. Foto: MDPI.
So wurde beispielsweise bei menschlichen Ameloblastomen eine Mutation im BRAF-Gen (V600E) festgestellt, die auch bei Hunden und Mäusen vorkommt.
Wenn es Paläobiologen gelänge, zu bestätigen, dass diese gleiche Veränderung auch im Dinosauriertumor existierte, würde dies die Tür zur evolutionären Erhaltung der Tumorbahnen öffnen.
Paläoproteomik Einer der innovativsten Aspekte dieser Arbeit ist der Einsatz der Paläoproteomik: die Analyse von Proteinen, die in alten Fossilien konserviert sind. Im Gegensatz zur DNA, die schnell zerfällt, können Proteine unter günstigen Bedingungen Millionen von Jahren überdauern.
Dies ermöglicht die Erkennung von Pigmenten, Kollagen und anderen relevanten Molekülen, die Hinweise auf den Stoffwechsel, die Physiologie und Krankheiten ausgestorbener Arten liefern können.
In dieser Studie wurden Techniken wie Massenspektrometrie und Elektronenmikroskopie verwendet, um bestimmte Proteine im Tumor zu identifizieren.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Krebs keineswegs eine „moderne Krankheit“ ist, sondern seit Millionen von Jahren ein Begleiter mehrzelliger Organismen ist.
Das Verständnis ihrer Evolutionsgeschichte ermöglicht uns nicht nur die Untersuchung ihrer Beständigkeit, sondern kann auch wertvolle Hinweise für ihre Behandlung liefern.
ANGELA MARÍA PÁEZ RODRÍGUEZ - SCHULE FÜR MULTIMEDIAJOURNALISMUS EL TIEMPO.
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