Microsoft entgeht EU-Geldstrafe: Word, Excel und Powerpoint sollen günstiger werden ohne Teams

Brüssel. Der US-Techkonzern Microsoft und die EU-Kommission haben sich im Kartellstreit um Bürosoftware-Pakete geeinigt, sodass eine mögliche Milliardenstrafe abgewendet ist. Das teilte die Kommission am Freitag in Brüssel mit. Die Behörde hatte dem US-Unternehmen einen Verstoß gegen Kartellvorschriften vorgeworfen: Microsoft würde seiner eigenen Videosoftware Teams einen unfairen Vorteil verschaffen, weil sie in den Bürosoftwarepaketen Office 365 und Microsoft 365 enthalten ist.
Die Kritik: Kunden bekommen bei diesen Paketen automatisch einen Zugang zu Teams, sodass sie keinen großen Anreiz haben, einen anderen und möglicherweise besseren Anbieter zu wählen. Brüssel sah es als erwiesen an, dass Microsoft seine Marktmacht bei Bürosoftware zum Nachteil der Wettbewerber ausnutzt. Zuvor hatte sich der Konkurrent Slack bei der EU-Kommission beschwert.
Microsoft hat zugesagt, dass seine Softwarepakete mit Word, Excel und Powerpoint nun wahlweise auch zu einem deutlich günstigeren Preis ohne Teams erhältlich sein werden. Bereits im Sommer hatte das US-Unternehmen aufgrund des Drucks aus Brüssel den Preisunterschied zwischen Softwarepaketen mit und ohne Teams um 50 Prozent erhöht. Außerdem verpflichtet sich der Konzern, dass seine Bürosoftware kompatibler mit den Programmen anderer Unternehmen wird. Die Kommission akzeptiert diese Zusagen und schließt den Fall damit ohne ein Bußgeld ab.
Nanna-Louise Linde, Vizepräsidentin für europäische Regierungsangelegenheiten, sagte auf RND-Nachfrage: „Wir schätzen den Dialog mit der Kommission, der zu dieser Vereinbarung geführt hat, und werden uns nun daran machen, diese neuen Verpflichtungen umgehend und vollständig umzusetzen.“ Das Unternehmen will in Kürze eine Übersicht mit aktuellen Preisen veröffentlichen.
„Große und kleine Organisationen in ganz Europa und auf der ganzen Welt sind in hohem Maße auf Videokonferenzen, Chats und Tools für die Zusammenarbeit angewiesen, insbesondere seit der Coronavirus-Pandemie“, betont EU-Vizekommissionspräsidentin Teresa Ribera. „Die heutige Entscheidung öffnet den Wettbewerb in diesem wichtigen Markt und stellt sicher, dass Unternehmen die Softwareprodukte zur Kommunikation und Zusammenarbeit frei danach auswählen, was ihren Bedürfnissen am besten entspricht.“
Die Zusage von Microsoft ist zunächst für sieben Jahre verbindlich. Hält der US-Konzern die Verpflichtungen nicht ein, kann die Kommission eine Geldbuße von bis zu 10 Prozent des weltweiten Jahresumsatzes verhängen.
Über die Software Teams können Büromitarbeiter Videobesprechungen abhalten und Nachrichten, Texte und Dokumente austauschen. Konkurrent Slack betreibt eine ähnliche Software, weitere Alternativen sind Alfaview, Zoom und Google Meet.
rnd