Geldentwertung: Börsianer bekommen es mit der Angst zu tun

Schon wieder hat sich Gold zu einem neuen Rekord hochgeschraubt. Die Unze (31,1 Gramm) kostete am Freitagvormittag 4390 Dollar. Das Plus macht im Jahresverlauf mittlerweile 67 Prozent aus. Noch stärker ging es beim Silber nach oben, das sich im selben Zeitraum um 88 Prozent verteuert hat.
Um diese steilen Aufwärtskurven zu erklären, bemühen Finanzprofis mittlerweile die Erzählung vom „Debasement Trade“. Gemeint ist damit, dass sich Anleger mit ganz handfesten Anlagen gegen eine befürchtete Geldentwertung absichern.
Hintergrund ist eine massive Verunsicherung über den Kurs der US-Regierung und der Notenbank Fed. Weitere Zinssenkungen werden erwartet. Anleger befürchten, dass damit die Inflation angeheizt wird und dies der US-Regierung vielleicht sogar ganz recht sein könnte. Denn die Staatsschulden sind gigantisch. Und durch eine „Inflationierung“ würde die Kaufkraft des Geldes sinken, was die reale Last des Staats beim Schuldendienst drückt.
Hinzu kommt, dass auch die neuen Attacken von US-Präsident Donald Trump im Handelsstreit mit China und die Gefahr einer weiteren Eskalation die Nervosität der Anleger zusätzlich steigert. Deshalb die Flucht in physische Güter, die zudem als knapp gelten: Gold, Silber oder andere Rohstoffe.
Und dann haben auch noch zwei US-Regionalbanken gerade Ausfälle bei Kreditzahlungen gemeldet. Womöglich stecken illegale Deals von Investmentfonds dahinter.
Die Summen sind zwar überschaubar. Aber das Szenario erinnert an die Bankenkrise im Frühjahr 2023. In den USA ging die regionale Silicon Valley Bank pleite, in Europa musste die Credit Suisse vom Konkurrenten UBS aufgefangen werden.
Jamie Dimon, Chef der Großbank JP Morgan, hat die Vorfälle so kommentiert: „Wenn man eine Kakerlake sieht, gibt es wahrscheinlich noch mehr.“ Dimons Worte haben in der Finanzbranche großes Gewicht. Jedenfalls brachen am Freitag die Aktienkurse an vielen Märkten ein. Der Dax notierte gegen Mittag mit einem Minus von rund 2 Prozent.
Frank-Thomas Wenzel ist Wirtschaftskorrespondent des RND in Frankfurt. Er schreibt an dieser Stelle vertretungsweise über Börse, Finanzmarkt, Aufstieg und Fall der Kurse – und die Unternehmen dahinter.
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