3400 Euro – Der Führerschein wird immer mehr zum Luxusgut

Mit Deutschland- und Studierenden-Tickets sind hierzulande schon viele unterwegs – das ist ein echter Fortschritt und Erfolg für die Verkehrspolitik. Doch auch der Führerschein bleibt für viele junge Menschen weiter ein Türöffner zu selbstbestimmter Mobilität. Vor allem, wenn sie in ländlichen Regionen leben, die mit dem ÖPNV weniger gut angebunden sind. Doch leicht erreichbar ist die Fahrerlaubnis für immer mehr junge Menschen nicht – wegen der hohen Kosten.
Es ist nicht mehr der Wunsch nach einem eigenen Gefährt, der automobile Mobilität teuer macht. Auch wer sich ein Auto von Eltern oder Freunden leihen, es mieten oder teilen will, benötigt vorab eine Menge Geld. 3400 Euro muss man derzeit im Durchschnitt für einen Führerschein der Klasse B investieren, etwa doppelt so viel wie 2017. In Extremfällen sind sogar weit über 4000 Euro fällig.
Hinzu kommt: In Großstädten wie Berlin sind die Wartezeiten für praktische Fahrstunden schier endlos. Und wer schließlich an der Reihe ist, braucht weitere Geduld. Denn derzeit benötigt ein Fahrschüler laut Branchenbericht im Durchschnitt 37 Fahrstunden bis zur Prüfung – durch die im ersten Versuch dann fast die Hälfte der Prüflinge durch rauscht.
Höchste Zeit also, dass Inhalte und Prozesse der Fahrschulausbildung verbessert und modernisiert werden. Schon Volker Wissing hatte als Bundesverkehrsminister das Thema auf der To-Do-Liste, sein Nachfolger Patrick Schnieder (CDU) will es nun bald als erledigt abhaken. Das ist überfällig und gut so. Mit vielen Fachleuten und Interessenvertretern hat er seit dem Sommer bereits gesprochen. Sein Eckpunkte-Papier für einen „Bezahlbaren Führerschein“ versammelt reelle Vorschläge, die nach Abstimmung mit den Ländern bis zum Sommer auf den Weg gebracht werden könnten.
Dazu gehören im Bereich Theorie: Mehr Digitalisierung und Eigenverantwortlichkeit beim Lernen, keine Präsenzpflicht in Fahrschulräumen mehr und ein überschaubarer Fragenkatalog, der sich auf Verkehrssicherheit fokussiert.
Für den Praxis-Teil gibt es ebenfalls zeit- und kostensparende Vorschläge: weniger verpflichtende Sonderfahrten, mehr Einheiten am Fahrsimulator. Auch begleitetes Fahren durch Eltern könnte künftig auf die Fahrpraxis angerechnet werden. Das würde auch ein weiteres Problem zumindest in Teilen beheben: Bundesweit fehlen 11.000 Fahrlehrerinnen und -lehrern, Tendenz steigend. Und schon heute ist ein Viertel älter als 64.
Auch in bislang undurchsichtige Ecken könnte künftig mehr Licht dringen: Wer schon einmal versucht hat, die Kosten für den Führerschein anhand der Infos auf Anbieterwebsites vorab zu berechnen, dürfte kläglich gescheitert sein. Auch hier muss mehr Transparenz, mehr Ein- und Durchblick möglich werden – die Erfolgs- und Durchfallquoten des Anbieters mit einbezogen.
Dass sämtliche Eckpunkte im Paket akzeptiert werden, ist unwahrscheinlich. Sinnvoll wäre es allemal.
rnd