Marta zurück im brasilianischen Nationalteam: Der Kampf geht immer weiter

Marta kämpfte mit den Tränen, als sie am Abend des 10. August 2024 gemeinsam mit ihren Teamkolleginnen auf dem Podium des Pariser Prinzenparks ihre Silbermedaille entgegennahm. Während die US-Amerikanerinnen sich über Gold freuten, die drittplatzierten Deutschen aus Stolz über ihre Bronze-Medaillen strahlten, hatte Brasilien noch mehr zu verkraften als bloß die Finalniederlage. Denn: Es sollte Martas vorerst letzter Auftritt für Brasilien sein.
Im Halbfinale von Olympia hatte sie noch gesperrt gefehlt, im Endspiel gegen die USA war sie nach einer Stunde eingewechselt worden. Doch auch sie hatte die 0:1-Niederlage nicht verhindern können. Besonders bitter: Genauso wie schon 2004 und 2008 blieb ihr und ihren Teamkolleginnen nur der zweite Platz (und erneut war es das US-Team, das die brasilianischen Goldträume platzen ließ). Marta gilt als wohl beste Fußballspielerin aller Zeiten, wurde sechsmal zur Weltfußballerin gewählt – doch die Krönung mit ihrem Nationalteam war ihr nicht vergönnt. Auch im WM-Finale 2007 gegen Deutschland verpasste sie mit ihren Kolleginnen den großen Wurf. Ihre Karriere im Nationaltrikot schien unvollendet, obwohl sie vorbei war.
Bis zum Mai 2025, als sie plötzlich wieder losging. Mit inzwischen 39 Jahren stieß Marta wieder zum Team. Und stand in diesem Sommer bisher in jedem Spiel der Copa América auf dem Platz. Beim 5:1-Halbfinalsieg gegen Uruguay steuerte sie per Elfmeter ihr erstes Turniertor und ihre insgesamt dritte Vorlage bei.
Arthur Elias, Chefcoach Brasiliens
Martas Rückkehr, so scheint es, ist auch der Verdienst des brasilianischen Nationaltrainers Arthur Elias. Zwei Tage vor ihrem Einsatz im Testspiel gegen Japan Ende Mai sprachen Marta und Elias auf einer Pressekonferenz über ihre Rückkehr ins Nationalteam. Der Trainer betonte dabei, Marta nicht nur wegen ihrer vergangenen Verdienste, sondern auch aufgrund ihrer gegenwärtigen Form zu nominieren: „Sie inspiriert uns alle, nicht nur wegen vergangener Leistungen, sondern auch wegen dem, was sie immer noch leistet.“ Die 39-Jährige selbst verweist auf die hohe Qualität in der US-amerikanischen NWSL: „Ich spiele immer noch in der physisch anspruchsvollsten Liga der Welt“, sagte sie vor den Reportern, „solange ich das tue, will ich auch um meinen Platz im Nationalteam kämpfen.“
Dabei hatte sie erst im vergangenen Jahr ganz andere Töne angeschlagen. Im April 2024, noch vor den Olympischen Spielen in Paris, hatte Marta bei CNN verkündet: „Ab 2025 wird es im Nationalteam keine Marta mehr geben.“ Nach dem Olympia-Endspiel gegen die USA antwortete Marta auf Spekulationen, sie werde für die brasilianische Heim-WM 2027 doch noch einmal für die Seleção auflaufen, sie wolle stattdessen „im Stadion die Mädels anfeuern“. Und im Mai? Hieß es auf einmal: „Der Trainer nominiert die Spielerinnen, die gerade am besten in Form sind, unabhängig vom Alter.“
Marta, brasilianische Nationalspielerin
Vielleicht ist es der Drang, auch mal im Nationaltrikot feiern zu dürfen, der Marta zu ihrem Comeback bewegte. Vielleicht ist es auch ein ewiger Kampf um Sichtbarkeit, der sich auf der ganz großen Bühne besser führen lässt. Bereits anlässlich ihres vorläufigen Abschieds von Brasiliens Nationalteam im Sommer 2024 sprach sie Klartext: „Der Fußball der Frauen ist wettbewerbsfähig, aber muss mehr wertgeschätzt werden, verdammt!“ Bei der laufenden Copa América legte sie nach: Nach der Partie gegen Bolivien in der Gruppenphase am 15. Juli beschwerte sie sich gemeinsam mit Mitspielerin Ary Borges und Trainer Arthur Elias über die Infrastruktur des Turniers. Keines der Teams durfte sich auf dem Stadionrasen warmmachen, stattdessen mussten sie sich gemeinsam einen 15 Quadratmeter großen Raum im Innenraum des Stadions teilen. Die Begründung des austragenden Verbandes CONMEBOL: die hohe Belastung der Spielfläche, da in der Gruppenphase zwei Partien pro Tag in den Stadien ausgetragen wurden. „Von uns Sportlerinnen wird erwartet, zu performen, im Gegenzug fordern wir eine gute Organisation“, schimpfte Marta gegenüber Globo Esporte. Nur drei Tage später lenkte der südamerikanische Verband schließlich ein und verkündete eine Regeländerung, die es den Spielerinnen inzwischen erlaubt, sich auf dem Spielfeld aufzuwärmen.
So auch am Samstagabend, wenn die Brasilianerinnen im Finale auf Kolumbien treffen. Es ist die Neuauflage des letzten Gruppenspiels, bei dem Marta und Co. es nicht über ein 0:0 hinausschafften (zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass sie wegen einer Roten Karte für ihre Torhüterin Lorena lange in Unterzahl spielten). Im Finale sind die Rollen klar verteilt: Die Brasilianerinnen sind auch dieses Mal die klaren Favoritinnen. Logisch, immerhin haben sie acht der insgesamt neun möglichen Copa-América-Titel. Und Marta.
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