Kovars Wandel: Reifeprozess oder taktische Vorgabe?
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Bei Leverkusens Sieg zeigt Matej Kovar nicht nur eine fehlerfreie Leistung, sondern fällt auch dadurch auf, dass er anders als zuletzt kein unnötiges Risiko eingeht. Ein Reifeprozess, der durch die taktischen Vorgaben von Xabi Alonso für das Team befeuert wurde.
Hielt in dieser Szene stark gegen Magnus Knudsen und machte in Kiel ein souveränes Spiel: Torhüter Matej Kovar. IMAGO/Ole Jacobsen
Dass Matej Kovar in Kiel nicht unter Dauerbeschuss stehen würde, war schon vor der Partie beim Tabellenletzten aufgrund des großen Leistungsunterschieds beider Mannschaften klar. Umso höher ist es zu bewerten, dass der tschechische Nationaltorhüter, der sein drittes Bundesligaspiel in dieser Saison absolvierte, bei den wenigen Proben, die er beim 2:0-Sieg zu bestehen hatte, voll auf dem Posten war.
Der Tscheche wurde selten geprüft, agierte aber sicherBei einem Fernschuss von Magnus Knudsen in der Nachspielzeit der ersten Hälfte (45.+2) genauso wie bereits 25 Minuten zuvor, als er gegen den alleine aufs Leverkusener Tor zustürmenden Mittelfeldspieler eine Großchance zunichte machte, weil er den Steilpass auf Knudsen frühzeitig erkannt hatte und weit aus seinem Strafraum geeilt war, um dann im Spagatschritt den Abschluss abzuwehren.
Kurzum: Wenn Kovar gefragt war, war er zur Stelle. Ein guter Auftritt des 25-Jährigen, der auf mittel- bis langfristige Sicht zur Nummer 1 aufzusteigen hofft. Auch wenn Xabi Alonso schon längst nicht mehr von einer Torwart-Hierarchie in diesem Sinne spricht und Kapitän Lukas Hradecky und Kovar im Wechsel in den drei Wettbewerben einsetzt.
In Kiel spielte Kovar so ausgewogen wie seltenWas aber noch bemerkenswerter war, war die Art und Weise, wie Kovar sein Spiel mit dem Fuß diesmal interpretierte. Hatte der Torhüter zuletzt im Pokal-Viertelfinale gegen den 1. FC Köln (3:2 n.V.) nicht nur die Nerven seines Trainers mit einem waghalsigen Dribbling im eigenen Fünfmeterraum überbeansprucht, so zeigte der zuvor öfter im Aufbauspiel risikobereite Rechtsfüßer diesmal in Kiel eine in dieser Hinsicht absolut reife und abgeklärte Leistung.
Riskante Kurzpässe zu seinen Innenverteidigern oder auf die Sechser unterließ er, spielte jeden Ball im Zweifel meist lang und klar nach vorne. Auch wenn Kovar mal wieder insgesamt wenig zeigen konnte, war diese Partie vielleicht die im Bayer-Dress, die am meisten ausgewogen war.
Auch auf gutem Rasen das Risiko richtig dosierenEin relativ stiller Wandel im Spiel Kovars, bei dem sich allerdings die Frage stellt, ob er einem generellen Reifeprozess des Keepers zuzuordnen ist oder der taktischen Marschroute, die Xabi Alonso aufgrund der schlechten Platzverhältnisse in Kiel seinen Profis generell aufgetragen hatte. So gab es unter anderem die klare Ansage, bei dem nicht optimalen Untergrund keine Umschaltmöglichkeiten für Kiel zu provozieren.
Diese Maßgabe dürfte Kovars risikoarme Spielweise befeuert haben. Das Ergebnis war jedenfalls das erwünschte. Jetzt muss der Keeper noch beweisen, dass er auch auf bestem Geläuf zu einer gesunden Abwägung zwischen Chancen und Risiko in der Spieleröffnung fähig ist.
kicker