Janisch: Bewerbungsschreiben für einen Stammplatz?
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Es war eine kleine Überraschung in der Startelf des 1. FC Nürnberg: In Berlin durfte Youngster Tim Janisch auf der rechten Seite beginnen - und machte seine Sache ordentlich. Eine Bewerbung für mehr?
Lieferten sich am Freitagabend intensive Duelle: FCN-Abwehrmann Tim Janisch (li.) und Hertha-Kapitän Fabian Reese. IMAGO/Contrast
Schon oft hat Miroslav Klose betont, auf jeder Position einen Konkurrenzkampf haben zu wollen. Stichwort doppelt besetzte Positionen. Spätestens seit dem 0:0 bei Hertha BSC ist das auch auf der rechten Schiene der Fall. Dort durfte nämlich etwas überraschend Tim Janisch anstelle des auf die Bank verwiesenen Oliver Villadsen ran.
Janisch, das nächste Talent aus dem Nürnberger NLZ, das seit ein paar Monaten den offiziellen Titel "ClubNachwuchs" trägt, schmeißt sich seit 2016 das FCN-Dress über, zuvor hatte der 19-jährige Schienenspieler für die JFG Wendelstein gespielt. Ein in der Region für seine starke Nachwuchsarbeit bekannter Verein.
Klose: "Ich habe mit Villadsen gesprochen"Zwar durfte Janisch bereits im Dezember beim 1:0 gegen Braunschweig starten, damals aber noch unter anderen Vorzeichen. Mit muskulären Problemen fiel Konkurrent Villadsen da aus, diesmal überzeugte das Eigengewächs schlichtweg mit Leistung und stand als Belohnung in der Startelf.
"Ich habe schon zwei, drei Mal mit Oli (Villadsen, d. Red.) gesprochen, ob er das sieht, was Tim leistet. Das sieht er auch", sagte Klose beim Trainingsauftakt vor dem Heimspiel gegen Hannover 96 am Samstag (13 Uhr, LIVE! bei kicker). Der 23-jährige Sommer-Zugang aus Dänemark (FC Nordsjaelland) galt bislang als gesetzt, durchlief in den vergangenen Wochen aber ein Formtief, dessen Folge nun ein Bankplatz in Berlin war.
Und er musste zusehen, wie sein vier Jahre jüngerer Konkurrent seine Sache durchaus ordentlich machte. Für Hertha-Kapitän Fabian Reese gab es nur selten ein Durchkommen. Zwar konnte Janisch wiederum keine großen Akzente nach vorne setzen und leistete sich einen Ballverlust im Aufbau, ein Lob von Klose bekam er dennoch für seinen leidenschaftlichen Einsatz (kicker-Note 3). "Das Trainerteam hat mir Vertrauen geschenkt, ich bin bei mir geblieben und ich finde, dass ich es ganz gut gemacht habe", freute sich Janisch bei Sky.
Übrigens: Janisch war mitverantwortlich für einen besonderen Fakt. Die Startelf des FCN war nämlich im Schnitt nur 23,25 Jahre alt. Es war die jüngste Anfangsformation eines Zweitligisten seit dem 19. Mai 2019, als der HSV eine Startelf im Alter von 22,59 Jahre hatte. Der Club hatte in der 2. Liga zuletzt am 9. Juni 1985 eine jüngere Startformation als die Spieler beim 2:0 gegen Hessen Kassel im Schnitt sogar nur 22,63 Jahre zählten.
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Ein Sinnbild für die jüngste Startelf seit Jahren in der 2. Liga: Jan Reichert (23), Tim Drexler (19) und Tim Janisch (19) (v. l.). IMAGO/Contrast
Kein Festnageln, die Trainingsleistung entscheidetUnd nun ... ist alles offen. Klose möchte sich nicht auf einen Stammspieler für die rechte Schiene festlegen, das würde sein Konzept des Konkurrenzkampfs und sein besonderes Augenmerk auf Trainingsleistungen ja auch widerlegen. "Er (Villadsen, d. Red.) hat heute wieder gut trainiert, Tim genauso. Das ist das, was wir wollen. Die wissen, dass jeder spielen kann."
Die Vorbereitung auf 96 ist also angelaufen, wobei zwei auf dem Trainingsplatz fehlten. Die angeschlagenen Julian Justvan und Stefanos Tzimas spulten ein individuelles Programm ab, sollen aber am Dienstag schon wieder ins Mannschaftstraining zurückkehren. Einem Einsatz gegen Hannover steht aktuell nichts im Weg.
kicker