Der neue GC-Trainer kommt wohl aus Österreich und heisst Gerald Scheiblehner


Daniel Scharinger / Imago
Wenn GC am Donnerstag als letzter Klub die Saisonvorbereitung aufnimmt, könnte auch der Rekordmeister möglicherweise mit einem Cheftrainer ins neue Arbeitsjahr starten.
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Tomas Oral war am Freitag per Medienmitteilung mit blumigen Dankesworten zur Arbeit im erfolgreichen Abstiegskampf verabschiedet worden; sein Vertrag wurde nicht verlängert. Wer für Oral übernimmt, blieb jedoch unbekannt.
Doch nun verdichten sich die Anzeichen, dass der neue GC-Trainer aus Österreich kommt, mit seinem bisherigen Klub in der vergangenen Saison den letzten Rang in der Meisterrunde erreicht hat und 48-jährig ist. Sein Name: Gerald Scheiblehner.
Erfolgreich im kleinen Verein in LinzScheiblehners Klub Blau-Weiss Linz kommunizierte am Montag vor dem Trainingsstart Scheiblehners Abgang, der Trainer verabschiedete sich mit den Worten, die Zeit sei reif für «den Sprung ins Ausland». Wohin es ihn zieht, wurde nicht kommuniziert.
Auf seinem Instagram-Profil bezeichnete er sich aber bereits am Montag als «Cheftrainer @gczürich». Vor dem Wochenende hatte es noch geheissen, Scheiblehner und seine Familie fühlten sich wohl und verbunden in Linz. Offenbar muss es danach zum Sinneswandel gekommen sein. Die Grasshoppers wollten die Vorgänge am Montag nicht kommentieren. Noch nicht.
Scheiblehners Name kursierte schon seit längerem als der eines möglichen Nachfolgers für Oral. Patrick Rahmen war ein anderer, auch mit Ciriaco Sforza soll es Gespräche, aber keine Einigung gegeben haben.
Mit Wacker Innsbruck betreibt der GC-Besitzer Los Angeles FC eine Filiale in Österreich, Harald Gärtner als Europa-Verantwortlicher hat auch mit seiner Vergangenheit bei Klagenfurt Verbindungen im Land. Ausschlaggebend müsste jedoch das Gespräch mit dem neuen GC-Sportchef Alain Sutter gewesen sein. Er sei es, der entscheide, hatte Sutter bei seiner Medienkonferenz nach der Saison betont.
Als Spieler schaffte es Scheiblehner zu 15 Minuten für Austria Wien in der Bundesliga, sonst verbrachte er seine Jahre in unteren Ligen in Österreich. Auch als Trainer betreute der 48-Jährige bisher kleinere Klubs in den Niederungen des österreichischen Fussballs. Vor vier Jahren übernahm er Blau-Weiss Linz, nach dem Aufstieg vor zwei Jahren schaffte er den Ligaerhalt. Noch besser lief es in der vergangenen Saison mit der Qualifikation für die Meisterrunde – eine kleine Sensation.
Denn Blau-Weiss ist der kleine Klub in Linz. Er hat auf dem Dach eines Möbellagers ein neues Kleinstadion mit Kunstrasen, mit dem Zuschauerdurchschnitt von fünfeinhalbtausend war die Arena fast immer ausverkauft.
Der grosse Klub in der Stadt ist der Athletik-Sportklub Linz, kurz der LASK. Der Traditionsverein verpasste jüngst die Meisterrunde. Wer in Linz im Frühling die Grossen der Liga wie Salzburg, Graz oder Rapid Wien sehen wollte, musste zu Blau-Weiss statt zum LASK. Kurz: In Linz hat Scheiblehner aus sehr wenig sehr viel gemacht.
Ein grosser Sprung für ScheiblehnerBei den Grasshoppers erhofft man sich Ähnliches. Er wolle «aus wenig viel machen», sagte Sutter, als er seine Pläne vorstellte. Mit «wenig» meinte er, dass ihm die amerikanischen Besitzer offenbar kein grösseres Budget als in der vergangenen Saison zur Verfügung stellen mögen; Sutter sprach vom drittkleinsten Etat in der Super League, insgesamt rund 25 Millionen Franken.
In Linz hatte Scheiblehner nicht einmal ein U-21-Team, der Marktwert des Kaders beträgt gemäss einem Branchenportal knapp 12 Millionen Franken, bei GC sind es immerhin 22. Für Scheiblehner sind das neue, grössere Verhältnisse.
Dazu gehört, dass die Grasshoppers als Rekordmeister ein Traditionsklub sind, kein Aussenseiter, der als Underdog überraschen und die Verhältnisse aufmischen kann, wie es etwa dem FC Winterthur in der vorletzten Saison gelungen ist.
Bei GC sind die Voraussetzungen und Erwartungen anders. Es wird eine Herausforderung für den Österreicher, sich erstmals ausserhalb seiner gewohnten Umgebung an neue Verhältnisse zu adaptieren.
Zumal auch im GC-Kader noch vieles offen ist. Benno Schmitz, Giotto Morandi, Sonny Kittel, Tsiy Ndenge, Ayumu Seko, Pascal Schürpf sind weg. Die Leihspieler Adama Bojang, Noah Persson, Nestory Irankunda und Bryan Lasme kehren zu ihren Stammklubs zurück.
Bis jetzt hat GC keine nennenswerten Transfers getätigt, Nachwuchsspieler wie Samuel Marques oder Nahom Tesfom sollen in der ersten Mannschaft eine Chance bekommen. Sonst? Gibt es noch grosse Lücken im Kader.
Immerhin deutet nun alles darauf hin, dass am Donnerstag ein neuer Chef in Niederhasli aufkreuzen wird.
nzz.ch