Alberobello: In diesem italienischen Dorf tragen die Häuser Zipfelmützen

Schon einmal von Trulli gehört? Das sind bestimmte Häuser, die es nur in Italien gibt. Genauer gesagt, nur in Süditalien. In Apulien. Gleich vorweg: Apulien bietet eine große architektonische Vielfalt. In Lecce etwa gibt es ein Amphitheater und prunkvolle barocke Palazzi.

In Apulien befinden sich prächtige Gebäude wie der Palazzo Mincuzzi in Apulien. Doch die einfachen Trulli üben die größte Faszination aus.
Quelle: IMAGO/Pond5 Images
Bari hat von romanischen Kirchen bis zu Jugendstil-Palazzi fast alles zu bieten. Und in Ostuni finden sich kalkweiße Häuser mit Flachdächern und runden Gewölbedecken aus Tuffstein. Sie stehen mitten auf dem Altstadthügel – oder zwischen Olivenhainen wie etwa die Casa Cupido.
Doch als wahres Wahrzeichen Apuliens gelten die runden Steinhäuser mit dem spitzen Dach. Nirgendwo sonst gibt es sie in dieser Form. Die sogenannten Trulli findest du nur in Süditalien. Immer wieder kannst du diese Gebäude an den Straßenrändern entdecken. Doch zuhauf existieren die alten Häuser nur noch in einer Stadt: in Alberobello.

Die meisten Trulli befinden sich im Stadtteil Monti – nämlich genau 1030. Aus der Ferne sieht der Teil Alberobellos aus wie ein Zwergendorf.
Quelle: Conny Derdak
In Alberobello stehen sage und schreibe mehr als 1500 Trulli. Das ist auch der Grund, wieso die Unesco Teile der Stadt 1996 zum Weltkulturerbe erklärte. Die offizielle Begründung der Unesco lautet: „Die Ausdehnung und Homogenität dieser Gebiete, die Beibehaltung traditioneller Bautechniken sowie die Tatsache, dass die Trulli noch bewohnt sind, machen dieses Objekt zu einer außergewöhnlichen historischen Stadtlandschaft.“

Wer sich aus dem Stadtteil Monti hinausbewegt, findet auch mal ruhige Gässchen.
Quelle: Conny Derdak
Doch wie sind sie entstanden, die runden Häuser mit dem Spitzdach, die wie Schlumpfhäuser aussehen? Trulli wurden seinerzeit als Feldunterkünfte und Lagerhäuser errichtet. Oder sie dienten Landarbeitenden und Kleingrundbesitzenden als Unterkünfte. Und das bereits im 14. Jahrhundert.
Mitte des 16. Jahrhunderts standen in der Region, die heute Alberobello heißt, nur rund vierzig Trulli. Erst 1620 begann die Siedlung zu wachsen, als der damalige Graf Gian Girolamo Guercio den Bau einer Bäckerei, einer Mühle und eines Gasthauses anordnete.

Zugegeben: Viele Gässchen im Stadtteil Monti sind schon sehr touristisch. Am besten nicht in der Hauptsaison besuchen!
Quelle: Conny Derdak
Die Expansion zeigte Erfolg: Ende des 18. Jahrhunderts wohnten in der Gemeinde bereits über 3500 Menschen. Und heute hat Alberobello rund 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Ihren Namen scheint die italienische Stadt übrigens ausnahmsweise nicht von den speziellen Häusern zu haben: Alberobello bedeutet nämlich „schöner Baum“.
Die Mauern der Trulli sind aus Kalkstein. Die kegelförmigen Dächer bestehen aus übereinandergeschichteten grauen Steinen. Trulli haben außerdem ein ganz spezielles Charakteristikum: Sie werden in Trockenmauertechnik errichtet. Das bedeutet, ohne Mörtel oder Zement.

Die Dächer der Trulli bestehen aus übereinandergeschichteten flachen Steinen. Ganz oben ist oft eine dekorative Spitze, der „Zippus“, angebracht.
Quelle: Conny Derdak
Wieso? Der Grund ist wohl, dass man seinerzeit der Besteuerung durch das Königreich Neapel entgehen wollte. Für temporäre Häuser mussten keine Steuern gezahlt werden. Und durch die Trockenbauweise könnten die Häuser ja jederzeit wieder abgebaut werden, so hieß es. Zumindest theoretisch.
Wer aufmerksam ist, wird feststellen, dass sich auf einigen Trulli-Dächern weiße Symbole befinden. Was steckt dahinter? Die sollen einerseits der Wiedererkennung dienen, ähnlich einem Namensschild.

Auf vielen Trulli-Dächern befinden sich vermeintlich mysteriöse Symbole. Ihnen werden unterschiedliche Bedeutungen nachgesagt.
Quelle: IMAGO/Panthermedia
Anderen Zeichnungen liegt eine religiöse Symbolik zugrunde. Und wieder andere Symbole sollen besonderen Schutz bieten. Und vielleicht steckt ja wirklich etwas dahinter. So lange, wie die „Zwergensiedlung“ bereits steht, könnte man das auf jeden Fall meinen.
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Reisereporter
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