Laut Expertin: Wie Stress und Traumata das Gesicht verändern – und ob

Wenn Emotionen die Faszien belasten: So wirkt sich Stress auf das Gesicht aus
Dass Stress dem Körper erheblich schadet, ist bekannt. Weniger präsent ist jedoch, wie stark sich die emotionale Verfassung im Gesicht abzeichnen kann. Nicht nur durch Unreinheiten, sondern vor allem durch den Einfluss von Stress auf die Faszien.
Faszien sind netzartige Bindegewebestrukturen, die den ganzen Körper durchziehen und Muskeln, Organe und Nerven, so auch im Gesicht, umhüllen. Sie sind mitverantwortlich für Mimik, Muskelspannung und Hautbild und reagieren hochsensibel auf emotionale Belastungen. Deswegen stehen die Faszien heute immer mehr im Fokus vieler therapeutischer Anwendungen: Es gibt Faszien-Yoga, Faszien-Pilates und ganze Beautyprogramme für den Körper, die sich 45 Minuten darauf fokussieren, verklebte Faszien zu lösen.
Stress, der sich sehen lässt: So hängen Faszien und Emotionen zusammen
Wenn Faszien sich verhärten oder verkleben, etwa durch Bewegungsmangel, oder auch chronischen Stress und traumatische Erlebnisse, verliert die Haut an Elastizität, Muskeln verspannen, das Gesicht wirkt müde, starr, unausgeglichen.
"Die Ursache sind emotionale Sorgen oder Traumata, die diese Stellen eng werden lassen", erklärt Facialist und Massagetherapeutin Kiki Frericks aus Hamburg. "Im Gesicht zeigen sich dann tiefe Falten, der Blick ist nicht offen, als feinfühliger Therapeut kann man solche Themen direkt im Gesicht erkennen". Faszien dürfe man in einzelnen Körperregionen dabei aber nie getrennt voneinander betrachten, betont Frericks: "Es handelt sich um ein umfassendes Kollagen-Netzwerk, das keinen Anfang und kein Ende hat.“
Aktuelle Studien zeigen, dass Stress mit erhöhter Aktivität bestimmter Gesichtsmuskeln verbunden ist, was zu sichtbaren Veränderungen in der Mimik führen kann. Eine weitere Studie untersuchte bereits in der Vergangenheit die Verbindung zwischen posttraumatischer Belastungsstörung und orofazialen Schmerzen (orofaziale Muskeln umfassen alle Muskeln, die am Mund und Gesicht beteiligt sind). Sie zeigte, dass PTBS mit Veränderungen in der Gesichtsmuskulatur und damit verbundenen Schmerzen einhergehen kann.
Trauma, Stress und Mimik
Durch anhaltende emotionale Belastungen oder auch ein plötzlich eintretendes, schweres traumatisches Erlebnis, kommt es auch häufig zu starken Verspannungen in den Gesichtsmuskeln und -faszien, die sich in Mimik, aber sogar in der Körperhaltung, am Kopf, Hals, Schultern, Rücken widerspiegeln. Doch gerade im Gesicht sind bestimmte Zonen besonders stressanfällig: „Stirn und der Bereich zwischen den Augen spiegeln Sorgen, Konzentration oder Ärger, dort sitzen oft tiefe Falten", sagt Frericks. Auch die Augenmuskeln seien empfindlich: "Sie sind häufig die ersten Bereiche, in denen sich Stress zeigt”. Tränensäcke, Krähenfüße, müder Ausdruck, all das können typische Anzeichen sein. Selbst die Sehkraft könne dadurch beeinträchtigt werden. Das liege daran, so Frericks, dass diese Region besonders anfällig ist, weil sie sehr fein ist und die Faszien hier eng mit emotionalen Zuständen verbunden sind.
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