Das Gallery Weekend Berlin beginnt

Die Vorhersage: Die Sonne wird scheinen, 22 Grad, kein Regen. Optimale Bedingungen zum diesjährigen Berliner Galerienwochenende. Und man kann am Kampftag der Arbeiterbewegung sogar noch einmal Kraft tanken und ausruhen, bevor es am Freitag dann losgeht mit Schlendern und Kunstgucken. Zum 21. Mal haben sich die knapp 52 renommiertesten Berliner Galerien zusammengeschlossen, um ab Freitagnachmittag bis Sonntagabend ihre Türen weit zu öffnen. An 61 Standorten sollen Werke von etablierten und aufstrebenden Künstlern aus mehr als 20 Ländern mit rund 80 Ausstellungen zu sehen sein. Ein Viertel der gesamten Galerien sind bei dem Wochenende vertreten.
In Berlin gibt es viele tolle Museen, aber im Vergleich zu anderen Metropolen sind es die vielen Top-Galerien, die sich hier seit Ende der 90er angesiedelt und entwickelt haben, die den Standort so interessant machen. Das hat mittlerweile auch die Wirtschaftsförderung (nicht die Kulturförderung) mitbekommen, seit drei Jahren gibt der Staat knapp 200.000 Euro für das „Leuchtturmprojekt“. Wie viele Touristen nur wegen der Kunst nach Berlin kommen, darüber gibt es keine genauen Zahlen. Aber wegen was sollen sie sonst kommen?
In diesem Jahr haben sich laut Gallery Weekend große Gruppen von Sammlern, neben Europa sowohl aus den USA als auch aus Asien angekündigt. Aus Korea und China sollen jeweils zehn Sammler zu Gast sein, um in den Galerien einzukaufen und so dem Kunststandort Deutschland Gutes zu tun. Auch zwei chinesische Künstlerinnen gibt es passenderweise bei Klemms und Esther Schipper zu sehen. Viel wird aktuell geredet, wie die multiplen Weltkrisen den Kunstmarkt ins Wanken bringen. Bisher steht das Meiste noch. Von einem Galeriensterben kann nicht die Rede sein, jedenfalls nicht in Berlin.

Eine Kunstmesse gibt es in dieser Stadt zwar schon länger nicht mehr, dafür das Gallery Weekend, vor 21 Jahren auf private Initiative Berliner Galerien erfunden, wird es mittlerweile wirklich weltweit kopiert. Es ist das lustigste und auch klarste Kunstformat des Jahres, bei der Art Week hat man längst den Überblick verloren, wer wo wann alles aufmacht. Ob Sie am Freitag nun in Charlottenburg zu wandern beginnen, wo sich in den letzten Jahren sehr viele Galerien neu eingerichtet haben. Ob sie klassisch in Mitte starten oder zuerst über die Potsdamer Straße flanieren, die besonders am frühen Freitag- und Samstagabend herum so eine romantische Kunstflaniermeile ergibt.
Immer, wenn man nicht weiter weiß, soll man in der Neuen Nationalgalerie vorbeischauen, dort wird ein Talkprogramm (nur auf Englisch) und vieles andere geboten. Und ab Freitag wird um den Mies-Bau herum extra eine Nebelskulptur von Fujiko Nakaya (immer 13 bis 17 Uhr zur vollen Stunde jeweils 8 Minuten) aktiviert. Dann steht Berlin endlich mal wieder schön im trüben Traum.
Das Gallery Weekend Berlin findet Freitag von 18 bis 21 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 11 bis 19 Uhr statt. Der Eintritt in den Galerien ist frei.
Berliner-zeitung