Vielversprechender Wirkstoff: Retatrutid übertrifft Ozempic

Abnehm-Spritzen wie Ozempic und Mounjaro sind weltweit gefragt. Doch ein neues Medikament könnte alles verändern: Retatrutid. Longevity-Expertin Nina Ruge erklärt die Chancen und Risiken dieses vielversprechenden Wirkstoffs.
Ozempic, Wegovy und Mounjaro – die sogenannten Abnehm-Spritzen – erleben einen regelrechten Boom. Ursprünglich zur Behandlung von Typ-2-Diabetes entwickelt, nutzen inzwischen Millionen Menschen diese Medikamente zur Gewichtsreduktion. Doch neben dem Abnehmen bieten GLP-1-Medikamente noch weitere gesundheitliche Vorteile.
Nina Ruge ist studierte Biologin. Sie startete 1987 bei RIAS TV in Berlin ihre über 30-jährige Fernsehkarriere. Stationen: "heute journal", "heute Nacht" und "Leute heute" im ZDF, Talkshows und Magazine in ARD, Phoenix und 3sat kamen hinzu. Heute ist sie Fachautorin für das Gebiet der "Zellbiologie des Alterns". Seit 2020 verfasste sie vier populärwissenschaftliche Bücher zu diesem Thema, alle fünf wurden Bestseller. Außerdem schreibt sie Kolumnen, produziert Podcasts wie "Der kurze Podcast für ein langes Leben - Zwäg hoch zwei", hält Vorträge und entwickelt eigene Kanäle zum gigantischen Forschungsfeld "Healthy Longevity".
Aktuelle Studien zeigen, dass GLP-1-Medikamente nicht nur den Appetit dämpfen. Sie verbessern auch Entzündungswerte und können das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Demenz verringern. Trotz dieser Vorteile sind sie teuer, nicht für jeden verträglich und können zu Muskelabbau führen.
Die Forschung arbeitet intensiv an neuen Wirkstoffen, um die Nachteile der bisherigen Medikamente zu überwinden. Dazu gehören kostengünstigere Tabletten statt Spritzen, Monatsdepots anstelle wöchentlicher Injektionen und Kombinationen, die gezielt Muskelschwund verhindern.
Ein besonders vielversprechender Kandidat ist Retatrutid – ein Dreifach-Agonist. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern wirkt er nicht nur auf den GLP-1-Rezeptor, sondern auch auf die Rezeptoren der Darmhormone GIP und Glucagon. Diese Kombination dämpft den Appetit, verbessert die Blutzuckerwerte und regt die Fettverbrennung deutlich an.
Eine Phase-II-Studie der Yale University School of Medicine liefert erste positive Ergebnisse: Teilnehmende verloren durchschnittlich 24 Prozent ihres Körpergewichts – deutlich mehr als mit Ozempic oder Mounjaro. Zudem verbesserten sich Cholesterinwerte, Langzeit-Blutzucker und Triglyceride signifikant.
Retatrutid könnte neue Maßstäbe in der Präventionsmedizin setzen, da es nicht nur beim Gewichtsverlust hilft, sondern auch mehrere Risikofaktoren gleichzeitig reduziert. Dennoch ist das Medikament noch nicht zugelassen. Phase-III-Studien laufen, und es fehlen Daten zur Wirkung bei normalgewichtigen Menschen. Langzeitstudien und eine klare Strategie für den gezielten und bezahlbaren Einsatz als Teil eines präventiven Gesamtkonzepts sind jetzt entscheidend.
Welche Rolle spielen Ernährung, Bewegung und Hormone bei der Zellverjüngung? Kann uns ein konsequent "verjüngender Lebensstil" tatsächlich gesünder altern lassen? Nina Ruge und Dr. Dominik Duscher machen sich in ihrem neuen Buch „Verjüngung ist möglich: Wissenschaftlich erforscht - was wirklich hilft“ auf die Suche nach diesem – wissenschaftlich abgesicherten – Lebensstil.
Dieser Beitrag stammt aus dem EXPERTS Circle – einem Netzwerk ausgewählter Fachleute mit fundiertem Wissen und langjähriger Erfahrung. Die Inhalte basieren auf individuellen Einschätzungen und orientieren sich am aktuellen Stand von Wissenschaft und Praxis.
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