Italien: Tropenkrankheit befällt das Gehirn, 8 Tote und Dutzende Infizierte


In Italien grassiert das West-Nil-Virus und hat innerhalb einer Woche Zeit 57 Menschen infiziert. Besonders Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen sind gefährdet.
In Italien breitet sich das West-Nil-Virus (WNV) aus und hat binnen einer Woche zu einem Anstieg der Anzahl der gemeldeten Fälle geführt. Wie aus einem Bericht der italienischen Gesundheitsbehörde ISS vom 31. Juli hervorgeht, wurden 57 neue Infektionen innerhalb einer Woche registriert.
Das West-Nil-Virus, ursprünglich in tropischen Gebieten beheimatet, hat sich aufgrund des Klimawandels auch in Europa etabliert und wird in Italien mittlerweile als endemisch eingestuft. Es wird durch Stechmücken übertragen. Die am stärksten betroffenen Regionen befinden sich in der Nähe der Großstädte Rom und Neapel sowie in Norditalien, von Piemont bis nach Venetien.
In 40 Fällen, also knapp der Hälfte der registrierten Infektionen, kam es zu neurologischen Komplikationen. Das Virus befällt das Gehirn und löst eine Meningitis beziehungsweise Enzephalitis aus, also Entzündungen des Gehirns und der Hirnhaut. Laut dem Bericht lag die Sterblichkeit für diese neuroinvasiven Formen bei 20 Prozent. Damit liegt die bisher erfasste Letalität sechs Prozent über der vom letzten Jahr, als Italien ebenfalls mit einem großen Ausbruch des West-Nil-Virus kämpfte.
Die Nachrichtenagentur Ansa berichtet von einem neunten Todesfall. Ein 76-jähriger Mann sei in einem Krankenhaus in Grazzanise, einer Gemeinde in der Nähe von Neapel, verstorben.

- Verbreitung weltweit: Das West-Nil-Virus (WNV) ist auf allen Kontinenten verbreitet und wird in Südeuropa saisonal übertragen. Besonders betroffen sind Länder wie Italien, Griechenland und Frankreich sowie Teile des Balkans und der Türkei.
- Übertragungswege: Hauptsächlich erfolgt die Übertragung durch Stechmücken, die das Virus von infizierten Vögeln auf Menschen und andere Säugetiere übertragen. Weitere mögliche Infektionswege sind Organtransplantationen, Bluttransfusionen und die Schwangerschaft.
- Krankheitsverlauf: Die meisten Infektionen verlaufen symptomlos. Etwa 20 Prozent der Betroffenen entwickeln grippeähnliche Beschwerden, während nur rund ein Prozent schwer erkrankt, meist in Form einer neuroinvasiven Erkrankung wie Meningitis oder Enzephalitis.
- Diagnostik: Der Nachweis erfolgt in den ersten Tagen über RT-PCR, später über Antikörpertests. Aufgrund möglicher Kreuzreaktionen mit anderen Flaviviren ist eine Bestätigung durch Plaque-Reduktions-Neutralisationstest (PRNT) oder Sequenzierung notwendig.
- Blutspende-Risiko: WNV kann durch nicht virusinaktivierte Blutprodukte übertragen werden. In betroffenen Regionen müssen Blutspender entweder 28 Tage pausieren oder auf WNV-RNA getestet werden, um die Sicherheit der Blutprodukte zu gewährleisten. Auch in Italien haben sich 2025 dem Bericht zufolge zwei Menschen beim Blutspenden infiziert.
Auch in Deutschland hat laut einem Bulletin des RKI die Saison für stechmückenübertragene Krankheitserreger 2025 begonnen. Das West-Nil-Virus wird seit 2019 in der Bundesrepublik nachgewiesen, mit zuletzt steigenden Infektionszahlen (26 Fälle 2024). Besorgniserregend ist, dass der Erreger laut RKI auch in nördlicheren Gebieten überwintern kann, weshalb die Behörde mit einer weiteren Verbreitung rechnet.
FOCUS